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Mitternacht am Ankerplatz |
Die Sonne kitzelt an meiner Nase. Ich muss die Augen
aufschlagen und feststellen: Es ist erst 4 Uhr. Viel zu früh. Man schläft
wenig, wenn es so hell ist. Keine Dunkelheit mehr. Nur ein heller Lichtschimmer
wandert über Nord zum Sonnenaufgang. Es ist nicht neu für mich aber jedes Jahr
immer wieder ein Naturphänomen das mich bewegt. Oft sitze ich bis weit nach
Mitternacht und staune.
Inzwischen segele ich westlich von Hanko, der Südwestecke
Finnlands in den sogenannten Turku Schären. An einem kleinen Anleger bei Näsby
auf der Insel Houtskär haben wir, die Happy Our2 und ich den angesagten
kräftigen Wind bis 9 Bf abgewettert. Nicht nur wir, sondern auch andere hatten
einige Leinen mehr als sonst ausgebracht, die Heckboje besonders fest
angezogen. Am Ende kam es nicht so schlimm. Zum einen, weil der Steg wirklich
sehr geschützt in einer langgestreckten schmalen Bucht liegt, zum anderen weil
es einfach nicht so schlimm kam. Nun harren wir der Dinge. Ich werde noch einen
Tag mit der Happy Our nach Norden segeln, aber dazu past der Wind erst morgen.
Heute werden wir uns in der Bucht vor Anker legen. Denn hier in Finnland sind
die Liegeplatzpreise alle auf 25 und mehr Euros für mein 10m Boot gestiegen.
Dafür gibt hier aber alles incl. Sauna. Aber an manchen Stegen gibt es nur
Strom und dennoch 25 Euro... Da ankere ich doch lieber.
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Houtskärs alte Holzkirche |
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Mit schönem Ausblick für die Ewigkeit |
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Kirche in Houtskär |
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Schuppen des Museums in Houtskär |
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Näsby auf Houtskär. Cafe und Restaurant |
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Die Turku Schären |
Aber was Liegeplatzpreise angeht war Estland auch nicht
besser. Vor 11 Jahren noch mit Kronen schwankten die Preise zwischen 10 und 15
Euro und 25 war schon sehr teuer. Heute mit den Euros kostet fast alles 25
Euro. (Einige wenige nur 20).
Wir sind an einem wunderbaren Segeltag wieder zurück aus der
stillen Natur in die Großstadt gesegelt. Und weil sie so gut liegt, auch
gleich in die Old City Marina. Über UKW Funk Kanal 14 anmelden beim Hafenkaptän
und um Permission fragen. Aber weit gefehlt, wer glaubt, dass das nun freie
Einfahrt bedeutet. Das Ampellicht sollte auch auf grün stehen, sonst kommt
plötzlich eine ablegende Fähre vor den Bug gefahren. Keine 5 Minuten vorher
habe ich die Freigabe für die Einfahrt bekommen. Ich frage etwas verstört über
Funk nach. "there was a
red light" war die Antwort. Also mein Fehler.
Die Marina liegt citynah in Tallinn, kostet zwar 40 Euro für mein 10m Boot und
hat außer den üblichen Sachen auch noch ne Waschmaschine im Preis mit dabei.
Also auf zur großen Wäsche. Aber mit nur einem Trockner wird schon mal eng, und
so trocknet bei mir alles an Bord im warmen Sommerwind. So der Plan. Weit
gefehlt. Denn genau heute regnet es vereinzelt und Gewitter ziehen durch.
Aufhängen, abhängen...
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Old City marina in Tallinn, Blick vom Clubhaus auf die Stege |
Susanne geht hier von Bord und ich werde noch 6 Tage auf
Ruth warten müssen. Das will ich mir nicht im Luxus leisten und verhole zum
Vereinshafen im Olympiahafen weiter ausserhalb. Was für ein Unterschied. Alter
brüchiger Beton, 70iger Jahre Architektur. Kaum Leben, viel Leerstand. Ein
nettes Restaurant gibt es aber immer noch. Ansonsten nehm ich mir mein Rad und
fahre die 6 km zu Stadt. Man muss es mögen dort.
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Vereinshafen im Olympiahafen in Tallinn |
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Morbider Charme der 70iger |
Tallinn ist keine Radfahrerstadt. Radwege enden abpruppt. Die
4 Spurige Schnellstraße wird dann zum Radweg oder der Gehweg mit all seinen
Schlaglöchern. Aber es scheint sich zu bessern, denn überall wird gebaut.
Tröstet mich nicht gerade, wenn wieder ein Autofahrer hupt, weil du ihn störe.
Ich verbringe einige schöne Tage in Tallinn. Treffe die SY
Sunshine wieder und spiele Fremdenführer. Hinter dem Bahnhof hat sich in alten
Lokschuppen mit modernen Bürogebäuden dazwischen ein Kreativzentrum gebildet.
Junge Firmen und die entsprechende Infrastruktur mit Kneipen und Cafes. Ich
verbringe dort die meiste Zeit. Hier lebt Tallinn abseits der mit Kreuzfahrern
übersättigten Altstadt.
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Orthodoxe Kirche in Tallinn |
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Tallinn |
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Aus alten Werkshallen werden Wohlfühloasen in Tallinn |
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Tallinn |
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Orthodoxe Kirche in Tallinn |
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Über den Dächern von Tallinn |
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Rathausplatz in der Altstadt Tallinns |
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In den Gassen Tallinns. Cafes ohne Ende |
Als die Sunshine und die Swim aufbrechen nach Russland,
segle ich bei wenig Wind die 10sm zur Insel vor Tallinn. Naissarre. Es ist
Sonntag, es ist heiß und Naissarre wohl das Naherholungsgebiet der Großstadt.
Unzählige kleine Motorboote und Waterbikes heizen an mir vorbei. Sogar in der
Hafeneinfahrt wird noch überholt. Ich habe Glück und bekomme noch einen
brauchbaren Liegeplatz. Die später kommenden Segelyachten müssen improvisieren,
denn die kleinen Flitzer machen sich breit und zum anderen ist der Hafen
Baustelle und eh nur beschränkt nutzbar. Abends ist der Trubel vorbei und 3
Segelboote bleiben im Hafen. Es wird ruhig. Keine Sanitäranlagen, kein Strom,
kein Wasser, aber 20 Euro Liegegebühr und Baustelle. Dennoch komme ich 2 Tage
später mit Ruth nochmal. Wir wollten los und dem Großstadttrubel entfliehen.
Doch der Wind blies stark und so machen wir Stop auf der Insel. Diesmal keine
Motorbootfahrer nur eine andere Segelyacht, aber dafür Baulärm. Ist ja auch
Dienstag. Wir verbringen die meiste Zeit am Sandstrand.
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Hafenbaustelle in Naissarre |
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Sandstrand in Naissarre |
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Naissaare |
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Hafenbaustelle in Naissarre |
Gegen 21 Uhr hören die ganz lauten Arbeiten, wie Spundwände
rammen auf, aber ein fleißiger, wohl nicht ins Bett gehend wollender
Baggerfahrer räumt noch auf. Alles muss wohl umgeschichtet werden. Es macht ihm
wohl Spaß und erst kurz nach Mitternacht wird der Bagger geparkt.
Da es nicht Dunkel wird können wir auch vorher nicht
schlafen. Irgendwann wenn die Müdigkeit kommt geht man ins Bett, wacht früh
auf, versucht wieder einzuschlafen. Geht mal so mal so.
Der Tag warten hat sich gelohnt. Bei besten Segelbedingungen
segeln wir die 35 sm in die Finnischen Schären. Wir fangen an mit einem Platz
am Steg auf einer wunderbaren Schäre. Ich war vor 11 Jahren schon mal dort. Der
Steg wurde inzwischen vergrößert und der Preis von 10 auf 20 Euro erhöht. Dafür
gibt es aber ausser viel Natur, nichts.
Bis zum Abend liegen wir mit einem Russen im 20 Fuss Boot alleine am Steg. Er
will nach Kiel. Dort hat er Freunde und nun als Rentner endlich Zeit. Kurz vor
Mitternacht plötzlich innerhalb von 30 Min kommen noch 5 Boote aus Richtung
Helsinki. Es ist Donnerstag vor Mittsommer. Alle noch nach der Arbeit los?
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In den Finnischen Schären |
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Mit Rückenwind nach Westen |
Wir suchen uns für die nächsten Tage eine geschützte Buchten.
Es kommt etwas stärkerer Wind. Wir werden fündig. Einige bewohnte Ferienhäuser
an Land. Man winkt uns nett von Land aus zu und wir fühlen uns Willkommen. Eine
ideale Bucht um den Wind aus zusitzen. Die Sy Smilla aus Neustadt kommt später
auch noch dazu. Ansonsten fragen wir uns , warum wir so alleine liegen. Im
Scheitel der Bucht ist ein Johannisfeuer aufgeschichtet. Wir fahren mit dem
Beiboot mal vorbei und fragen ob dies am Abend, wie es Tradition ist angezündet
wird. Sie denken nicht, denn durch die enorme Trockenheit gibt es gerade ein
Feuerverbot. Schade eigentlich, aber verständlich, wenn man an die riesigen
Waldbrände des letzten Jahres in Schweden denkt.
Zu Christian auf der Smilla fahren wir dann am nächsten
Morgen noch Hallo sagen und bekommen einen Gruß von der Joy, die neben mir in
Greifswald lag. Kleine Seglerwelt. Christian ist allein unterwegs mit seiner
Monsun 31.
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Hanko |
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Nachts am Steg |
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Nebliger Tag in den Schären. War dann doch schnell vorbei |
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Felsenplatz in Finnland |
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Ankern zu Mittsommer |
Wir sind nun verabredet mit der Happy Our in Hanko. So ganz
lässt uns die Natur und die Ankerplätze nicht los und so verschieben wir das
Treffen um einen Tag und ankern noch an einer Außenschäre. Das Wetter ist
ruhig, dennoch spürt man den Schwell der weiten Ostsee, der um die Insel läuft
ganz leicht. Täglich baden wir. Doch hier außen ist es richtig kühl. 15 Grad
zeigt mein Badethermometer. Aber, wenn auch nur kurz, wir springen hinein.
Nach Hanko kreuzen wir die 10 sm durch die Felsen. Da hilft
das Tablett zum Kartenplotter noch mit. Da kann ich, ohne die Pinne zu
verlassen auch mal schnell reinzoomen und die blaue Stelle auf der Karte
überprüfen die vor einem liegt. Die finnischen Karten haben schon ab 10m
Wassertiefe die dunkelblaue Schattierung. In Schweden kommt die erst bei 2m
Wassertiefe. Also Mehrarbeit
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Ankern in den Außenschären |
Wir werden herzlichst begrüßt in Hanko von Carmen und
Henrich. In der Marina auf der Insel liegt man etwas teuerer (34 Euro) aber
dafür entgeht man dem Rummel an Land. Wobei. Der Rummel den ich sonst in Hanko
immer erlebt habe, ist nicht. Der Hafen ist sehr leer und Touristen sind auch
nicht viele an Land unterwegs. Eine kleine Fähre die rund um die Uhr fährt
bringt uns an Land und wieder zurück.
Am nächsten morgen fährt Ruth mit dem Zug nach Helsinki (
keine 2 Std)und fliegt zurück. Ich fahre mit der Happy Our auf nach Westen.
Anfangs noch bei Windstille unter Motor,
später dann unter Segel bis Stenskär. Eine meiner Entdeckungen von 2017.
Wir wollen zusammen grillen und so gehe ich auch an den Steg. Auch hier wurde
aufgerüstet, es gibt Strom, dafür auch Preisaufschlag auf 20 Euro. Es ist
dennoch schön hier. Baden im 18 Grad warmen Wasser. Am nächsten Morgen ist der
Himmel dann bedeckt. Es hat etwas geregnet in der Nacht. Der Wind hat ideal auf
Südost gedreht und wir segeln nach Houtskär. Bis zum Anlegen macht der Regen
Pause. Dann regnet es den ganzen Abend. Wir sitzen unter der Kuchenbude
(Cockpitzelt). Am nächsten Tag scheint wieder die Sonne und der Wind fängt an
zu blasen. Gut dass wir soviel Leinen ausgebracht haben.
Hier gibt es nicht viel zu tun. Eine kleine gemütliche
Holzkirche, ein kleines Museum und 2 kleine Einkaufsläden für alle Dinge die
ein Finne hier wohl so braucht. Vom Nagel, Holz und Blumenerde bis Wurst, Käse
und Milch.
Wir werden nun gleich uns vor Anker legen und die Sonne
geniesen. Und vielleicht mal wieder ins Wasser springen.
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Vollmond über Tallinn |
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Happy Our2 unter Segel |
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Nachts in den Schären |
1 Kommentar:
hier ist Rainer und sonst keiner.
ich verfolge Dein Kurs, super Beschreibung, die Erinnerungen kommen zurück.
herzliche Grüße an Carmen und henrich
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