Donnerstag, 4. Juli 2013

Fehlentscheidungen

Ja Fehlentscheidungen gibt es immer, wenn man bei Segeln, Wetter,
persönliche Leistungsfähigkeit, Lust und Laune und einiges mehr zu

berücksichtigen hat. Hatten wir endlich super Wind und sind nicht
druchgesegelt. Hat einiges an Zweifel aufkommen lassen.

Morgens läuft es von Dover kommend echt gut, irgendwann setzt eine
netter Südwind ein, der uns das erste Mal unter Segel gut voranbringt. Wir

lassen den angeblich sehr teueren Hafen Brighton steuerbord liegen und
segeln einige Meilen weiter nach Shoreham. es ist erst Mittag, aber

alles sind rechtschaffen müde.
In Shoreham trennt eine Schleuse den inneren Hafen vom Meer und macht
ihn gezeitnunabhängig. Wir haben Glück, die Schleuse wartet noch

auf uns ein paar Minuten. (ich hatte vorher per Funk hoefflich
angefragt). Doch welche Enttäuschung als die Schleuentore sich öffnen. Eine

Marina, die den Namen nicht verdient. Nur viele vor sich hinrottende
Boote. Hier vergammeln Träume von Aussteigern und Mittellosen hat man

das Gefühl. Die Facilities sind wenig berauschend, dafür wird aber der
selbe hohe Preis verlangt wie überall hier an der Küste. 25Pfund ist hier

Einheitspreis. Meistens bekommt man aber super gepflegte Häfen mit
Zubehör geboten. Dennoch hat der Ort Flair. Nette Pubs, und Goottahrd

lern Billiard spielen.
Ausserdem kommt mit den wenigen Menschen die hierher kommen schnell ins
Gespräch. Da es nur einen Gastplatz gibt, liegen wir im

Päckchen mit einer anderen engl. Yacht. Ein sehr nettes altes Ehepaar.
Auch auf dem Weg in den Westen. Sieht man bestimmt wieder.
Der Ort zum Hafen heisst Southwiek und liegt ca 6km von Brighton weg.
Der Bus hält am Hafen und wir machen am nächsten Morgen einen

Ausflug und sehen uns Brighton an. Eine richtige Großstadt mit
auffälligen vielen Linienbussen. U-Bahn am Meer und Tram bei den steilen

Bergen machen hier auch wenig Sinn. Tolle Häuser. Klein und schnuckelig
und groß und protzig in Abwechslung. Gefällt mir gut da.
In einem Park am Royal-Pavillion gönnen wir in netter Athmosphäre einen
Tee. Später essen wir in einem Indischen Vegetarischen Restaurant

von einem "all you can eat" Büffett. Lecker, nur etwas zuviel gegessen.
Durch viel Laufen versuchen wir den Kalorienverbrauch zu steigeren.
Lassen uns treiben und nehmen erst kurz vor dem Heimathafen wieder den
Bus für den Rest.
Die berühmte Seebrücke von Brighton mit seinem Jahrmarkt war ne
Enttäuschung. In der Sammlung "Plätze die man sich sparen kann", kommt

die bestimmt ganz nach vorne. Wo es doch so viele verschönte Aufnahmen
davon gibt und ich unbedingt deshalb dahin wollte. Naja. Nun warne

ich euch halt.

Wieder am Schiff ein kleiner Kletterausflug in den Mast. Da einem
Holländer in Ramsgate das Großfall gebrochen war, wurde mir klar, dass ein

Ersatzfall schon im Mast eingezogen (Platz ist davor vorgesehen) nicht
schaden kann. Und nun habe ich noch meine beste Crew an Bord.

Außerdem macht die 3-Farbenlaterne im Masttop bei harten
Schiffbewegungen in der Welle gerne Morsezeichen. Auch da wollte ich mal
nach

sehen. Kurzum: Oben angekommen bekomme ich die Laterne nicht richtig zu
fassen. Kann sie nur einmal auf und zu drehen und die Sorgleine

für ein neues Fall will einfach nicht in den Mast. Also ohne Erfolg
wieder runter und in der nächsten Nachtfahrt zu merken. Das mit der
Laterne ist

nun noch schlimmer. Satt ab und zu auszugehen, geht sie nun nur ab und
zu an. Also da muss ich wohl nochmal rauf.

Der Nebenlieger hatte dann auch die Nase voll, vom gemütlichen Hafen und
will noch einige Meilen gegenankreuzen. Der Himmel ist blau, der

Wind läßt nach, der Wetterbericht bestättigt das und so nehmen wir dann
auch hastig die nächste Schleuse und sind wieder frei. Gute

Entscheidung. Segeln in bei erst harten Bedingungen unter kleiner Fock
und 2 Reffs in eine sternklare Nacht. Vorher ein gigantischer

Sonnenuntergang.
Später wird es ruhiger, wir können nach 3 Kreuzschlägen den Solent an
liegen. Dumm nur, dass wir nicht vorher darüber nachgedacht haben,

wo wir eigentlich hin wollen. Die beiden Häfen die zu Auswahl stehen,
sind viel zu nah. Bei Niedrigwasser und Dunkelheit keine Chance. Da wir

noch nicht nach Portsmouth wollen, fällt die Entscheidung auf Cowes. Das
Mekka der Segler.
Morgen um 6 suchen wir in einem recht leeren Hafen ein Platz. (es regnet
plötzlich) Die Peter von Danzig aus Kiel ist auch da. (von der Karibik

zurück, auf dem Weg nach Kiel). Der leere Hafen ist verdächtig. Es
liegen nur Regattaboote hier.. Also ins andere Becken. Und richtig geraten.

Nach einigen Stunden Schlaf erfahre ich bei der Anmeldung, dass dort
morgen das IRC Nation Championship ausgetragen wird. Und mein

Liegeplatz wird morgen für die British Cassic Week gebraucht. Der Hafen
ist recht geschäftig, überall wird dafür aufgebaut. Seglermekka halt.

Der Ort Cowes ist sehr nett. Besteht zwar nur aus ein paar Straßen, aber
die sind gemütlich. Pubs und Seglerläden natürlich in der Überhand.

Heute gegen Mittag kommt der Sommer. Wir legen alles zum Lüften und
Trocknen raus. Durch die rauhe See kommt doch überall mal ein

kleines Rinnsal ins Boot. Die salznassen Klamotten tun ihr Übrige. Also
mal das Innere nach Außen kehren.

Morgen gehts dann zum ersten Etappenhafen. Wir sind im Zeitplan, wer
haätte das gedacht. Die erste Crew mustert ab. Bin schon recht

wehmütig. War es doch die richtige Crew für die nicht ganz einfach Fahrt
hierher. Hätten nicht viele durchgehalten bei dem dauerenden

Starkwind von vorne. Werden mir sehr fehlen. Axel und Gotthard.
Ab Morgen soll nun der Ostwind kommen und übermorgen mein Sohn Johannes.
Das wird dann hoffentlich endlich wie Urlaub. Und so waren

dann doch alle Entscheidungen richtig.