Sonntag, 26. Juni 2022

Pünklicher Sommeranfang

In trauter Nachbarschaft (Foto: Christoph)

Bosön

Das Sonnensegel ist aufgespannt, die Scheibe der Sprayhood steht offen. Kühlender Wind zieht durchs Boot und das Cockpit.  Das Wasser lädt mit fast 20 Grad zum Baden ein. Es ist Sommer geworden. Pünktlich mit der Sommersonnenwende. Wer braucht da noch Mittelmeer oder Karibik. 

Wir liegen vor Anker in einer nicht super idyllischen Bucht. Es ist eine Badestelle im Scheitel, die gut genutzt wird am Wochenende, aber wir sind in Laufweite der Werft, die uns hoffentlich eine neue Wasserpumpe liefert. Wir hatten ja die Hoffnung, dass wir die Ersatzteile, die Philip bei seinem Yanmarhändler bekommen hatte, selbst einbauen zu können. Aber es waren die Achse und Kugellager so mit dem Gehäuse verpresst, dass ich sie auch mit Gewalt und Hitze nicht auseinander bekam. Wie sollten ich sie je mit Bordmitteln zusammen bekommen. Und so orderte ich noch am Donnerstag eine ganze Pumpe, die  nun doch zu bestellen war. 


Camiono schleppt uns nach Lädna

Am Montag sind wir wie geplant von Paradiesviken nach Lädna aufgebrochen. Christoph mit Martina und Katrin an Bord schleppten uns die 5sm mit ihrer kleinen Camino bei absoluter Flaute. Wir legen uns vor Anker und die Camino an die Steine. Zusammen haben wir noch 2 gemütliche lange Abende auf den Felsen bei bestem Sommerwetter.  Leider sind sie dann zu "ihre" Schäre zum Mittsommerfeiern aufgebrochen. War eine wunderbare Zeit zusammen.

Die Camino von Christoph am Felsen in Lädna


Der längste Tag


2 wunderbare Abende mit Christoph, Martina und Katrin

Bucht in Lädna. Noch vor dem großen Ansturm zu Mittsommer

Nach fast einer Woche in der sehr geschützten und wunderbaren Bucht der Insel Lädna sind wir gestern hierher gesegelt. Phillip und Neta haben uns mit ihrer HR35 Lady Hamilton begleitet und uns durch 2 Stellen geschleppt, die bei der Windrichtung und dem Bootsverkehr, fast nicht unter Segel zu schaffen gewesen wären. Wir sind so Dankbar.

Durch enge Fahrwasser schleppt uns die Lady Hamilton

Lady Hamilton begleitet uns. Das beruhigt doch sehr

Wir waren auf der Insel Gast bei Netas Cousin mit Familie und Freunden und haben dort Mittsommer gefeiert. Sie haben da schon seit Generationen ein gemütliches Sommerhaus mit Steg. Mit Grillwürsten ging es am Mittag los, um dann beim traditionellen Baumaufstellen und tanzen um den Baum, Mittsommer in der Gemeinschaft der Insel zu begehen. Abends gab es dann bei Lasse und Lotta ein großes Büffet mit schwedischen und anderen Spezialitäten. Schweden, Thais, Holländer, Schweizer und Deutsche sind dabei ihre Schnäpse vorzustellen, nicht aber ohne ein kurzes Trinklied. Leider konnte ich nur unseren Williams ohne Spruch oder Lied anbieten.(wer kenn ein schönes Deutschen Trinklied?) Egal. Er kam gut an. Wir hatten eine wunderbare Zeit zusammen mit Musik (live und aus der Konserve) und spannenden Gesprächen in diversen Sprachen. 








Die Siedlung auf Lädna mit dem Haus von Lasse


Vorher gab es noch einen lauten Schrei. Katharina ist beim ins Wasserspringen von der Badeleiter an einem Splint mit ihrem Ring hängengeblieben,- also der ganze Körper hing kurz am Ringfinger. Schnell den Ring noch vom Finger gezogen und Kühlpacks und vor allem kalte Bierdosen in die Hand um Schwellung aber auch den Schmerz zu mildern. Es war furchtbar. Ich konnte diesen Schmerz richtig mitfühlen, hatte ich doch 3 Wochen vorher auch ein traumatisches Erlebnis und wusste im ersten Moment auch nicht wie es nun weitergeht.

Nicht wissen, ob der Finger gebrochen, das Gelenk ausgerenkt, Sehne überdehnt oder was auch immer. Manchmal ist man doch recht hilflos in so einer paradiesischen Bucht. Das nächste Krankenhaus ist weit entfernt. Nun, eine Woche später wissen wir immer noch nicht was es genau ist, es tut noch weh, lässt sich vorsichtig etwas bewegen.  Ganz Schlimmes schließen wir nun erstmal aus.

Dafür geht es uns auch hier in der Bucht im Norden von Lidingö recht gut. Abends, wenn die Badestelle verwaist, die Sonne Richtung Horizont wandert und die Fische sich auch mal an die Angel verirren, sind wir mit der Welt versöhnt und genießen den Sommer und die hellen Nächte. Wir hoffen nur noch auf eine Wasserpumpe morgen oder übermorgen.

Noch war der Fisch klein und rar. Hier mit Pilzrisotto

Das Brot wird immer besser

Der erste "große" Barsch


Lidingö

Im Hintergrund die Marina mit Werft



Sonntag, 19. Juni 2022

Festgehalten im Paradies



Das Feuer knistert, es qualmt in alle Richtungen, der Wein steht vor uns. Der Wind ist fast eingeschlafen. Im Süden ziehen Gewitterschauer durch, wir haben Glück und sehen nur die Wolken. Mühsam kämpft sich die Sonne aber nochmal durch. Es ist gefühlt der Höhepunkt der Reise. Wir liegen alleine in einer von der Natur geformten Bucht aus vielen kleine Inseln in den Stockholmer Außenschären. Ich bin auch hier das erste Mal. Anspruchsvolle Anfahrt, kein Fahrwasser, zickzack durch die vielen Steine über oder knapp unter Wasser. Mit Kartenplotter ist das aber kein Problem. Konzentriert sein und immer wieder auch weit genug hineinzoomen um auch die erst 3m Untiefe dann doch als 1,60 zu erkennen.

Wir machen unser erstes Feuer, natürlich in einer Feuerschale, denn direkt auf dem Stein ist es verboten um den Stein zu schützen. Holz liegt am Anfang der Saison genug herum. Wir sitzen, träumen und schauen der Natur beim Schlafen gehen zu bis uns die Mücken auch irgendwann ins Bett schicken.


Von Christoph und Iris haben wir uns verabschiedet um weiter nach Norden zu segeln. Kleine Etappen von ca. 15sm sind unser Ziel. Rödlöga liegt direkt am Hauptfahrwasser nach Norden. Nur diesmal will ich auf die andere Seite, wo der Anleger und das Zentrum ist. Dazu biegen wir frühzeitig aus dem Fahrwasser ab und navigieren uns von Osten hinein. Etwas Adrenalin brauche ich auch mal wieder. Aber es ist gut zu finden, zwar eng aber mit Plotter dann doch einfach. Zuerst legen wir uns an die freie SXK Boje, müssen diese aber schon bald an einen Schweden abgeben, der diese beansprucht. Egal, wir liegen auf 6m genauso gut vor Anker. Kleiner Ausflug. Alles ist noch geschlossen, das Cafe, der kleine Laden. Nur wenige Menschen sind vor Ort und bereiten die Insel auf den Sommertouristenansturm vor. Schön mal vor allen anderen da zu sein.











Am nächsten Tag weiter nach Arholma. Der Wind meint es gut mit uns. Wir können alles segeln bis zum Ankerplatz im Osthafen. Hier wollen wir 2 Tage bleiben. Erstmal der nördlichste Punkt unserer Reise. Am nächsten Tag treffen wir die blaue Käthe, sie kommt von den Aalands und ankert neben uns Sie sind ist auf einer Ostseerunde. Auch hier gibt es eine wieder Sauna. Mit Holz und alleine für uns. Es ist zwar am Steg einiges los, aber die Sauna haben die wohl nicht entdeckt. Bei 14 Grad Wasser ist das aufheizen in der Sauna wichtig um dann mal seiner Körperhygiene im Wasser nach gehen zu können. 

Arholma Handelsbrücke mit dem Kaufmann

Arholma Kirche

Arholma Osthafen Mit Steg und Ankerplatz

Südliches Arholma

Arholma Steg


Im noch nicht täglich geöffneten Inselkaufmann kaufen wir mal wieder ein und segeln weiter über Graddö, wo wir kurz Diesel und vor allem Wasser bunkern, zur einem neuen Ankerplatz gleich um die Ecke. Der Wind ist schwach und dann werden die Ziele angepasst. Es ist hier überall einfach schön und mir fehlen schon langsam die Worte dafür. Wir haben Glück mit dem Wetter. Wenn es mal etwas regnet, dann meist Nachts, der Wind passt meistens auch. Kühl ist es dafür. Abends machen wir dann doch die Heizung manchmal für eine Stunde an. 





Dann segeln wir querfeldein nach Süden. Ängskär hatte ich mir ausgesucht. Da war ich noch nicht, liegt in guter Entfernung und der Wind passt. Im Hochsommer sind die Außenschären schon gut besucht, dass wir dort aber wirklich alleine sind freut uns dann sehr. Wir sind verzaubert. Katharina nimmt das SUP und erkundet die Inselwelt, ich gehe Drohnenfliegen. Jeder hat so seine Methoden die Umgebung zu erkunden. Abends geht es zum Lagerfeuer auf die Steine.














Die Windvorhersagen lassen uns aber schon am nächsten Tag weiter ziehen.  Ziel, Paradiesviken, große Bucht, geschützt. Es soll etwas mehr Wind kommen und Regen. Langsam segeln wir dahin bis dann der Wind ganz Pause macht. Wir starten den Motor, am Himmel voraus zeigen sich Regenwolken. Ich geh nach unten um mein Ölzeug anzuziehen. Dann ein heftiger lauter Knall. Sind wir irgendwo gegengefahren? Ist vom Mast was an Deck geknallt. Mit Blick an Deck meint Katharina nur, dass es von unten kam. Aber was. Kurz drauf pfeift schon der Motortemperaturwarner. Motor aus und ein Blick genügt. Des Keilriemenrad, für den inneren Kühlkreislauf  liegt mit schlaffen Keilriemen vor mir. Wir haben keine Kühlung mehr. Naja, aber ein Segelboot. Der Wind ist schwach aber für 1-2kn Fahrt reicht es um die 5sm noch bis zur Bucht zu kommen. Inzwischen telefoniere ich und nutze mein Netzwerk. Am Ende ist noch vor dem Ankerplatz das Ersatzteil bestellt. Leider kann ich keine komplette Pumpe bekommen. Ich bin froh, dass der Schaft in Holland vorrätig ist. Kurz vor Freitag Feierabend noch bestellt. 8 Tage soll es dauern. Wir sind im schönsten Revier, ohne Motor zwar schwierig, aber mit Freunden in der Nähe, die auch mal Schlepphilfe leisten wohl kein Problem, in der nächsten Zeit noch bis Stockholm in eine mir schon bekannte Werft zu segeln.








Wir werden morgen weiter segeln. Man muss nun noch mehr auf den Wind schauen. Haben hier in der Bucht heute schon mal umgelegt unter Segel, denn der Wind dreht ungünstig um Morgen dort weg zu kommen. Heute kommt noch Christoph mit neuer Crew. Der begleitet uns morgen in unsere nächste Bucht, wo wir zu Mittsommer eingeladen sind. Das sind nur 6sm von hier. Von dort sind es dann ca. 20sm bis zur Werft. Nun geht das Warten auf das Ersatzteil los. Bald ist hier Ferienzeit und alles geschlossen. Ich hoffe noch vorher das alles geregelt zu bekommen. Es soll nicht so einfach sein, die Pumpe auseinander zunehmen und wieder zusammen zu setzen heißt es im Netz und leider auch im Handbuch. Die Hoffnung stirbt zu Letzt.

Es gibt schlimmere Orte um gestrandet zu sein. Wir liegen zumindest im(n) Paradies(viken).