Dienstag, 5. September 2023

Orcas! Wir kommen näher



Der Schwell, den der Atlantik hier heranschiebt und der eher schwache Wind dazu. Es ist kein Vergnügen hier, zu segeln. Anfangs haben wir über 2m Wellen. Diese hohen Wellen brechen sich auf der felsigen Küste. Es ist ein zwiegespaltenes Naturschauspiel. Schön, diese Kraft sich entladen zu sehen, dennoch, hier möchte ich bei viel Wind nicht zu nah dran sein und vielleicht unklar kommen.. 

Wir haben eher moderate Verhältnisse und segeln und motoren hier die Küste entlang. Mit uns hat die Alwine, mit Ines und Lars, die Bucht von  Cedeira verlassen. In der letzten Nacht hat die Dünung doch ihren Weg in die sonst sehr geschützte Bucht gefunden. Gut das wir nicht vorher absehen konnten, wie die hohe Dünung uns den Tag versauen kann. Es ist kein Vergnügen gerade.



Wir haben beschlossen, A Coruna auszulassen (zu viel Trubel) und gehen in der Ria Ferrol vor einer großen verfallenen Festung vor Anker. Gut geschützt. Hier machen nur die vielen großen Boote Schwell, der dann aber Nachts aufhört. Jeden Tag kämpfen wir uns nun weiter. Der Wind ist mit uns, wenn auch schwach, der Schwell von der Seite lässt die Segel schlagen. Wir verdienen uns nun hart unser Paradies. Das Wetter ist meist sonnig und warm und abends sind wir immer glücklich, wenn wir einen ruhigen Ankerplatz gefunden haben. Meist sind kleine Dörfer in den Buchten. Nicht immer haben wir abends noch die Kraft, an Land zu gehen und so genießen wir die Abendstunden, den wachsenden Mond, mal mit Lars und Ines oder alleine, angeln, doch leider ist es hier nicht wie in den nördlichen Ländern. Manchmal beißt was Kleines oder was total exotisches (leuchtend rot) und wir entlassen sie alle wieder. 




In Camarinas gehen wir in den Hafen. Diesel und Wasser auffüllen. Hier bekommen wir vom Nachbarboot eine große Tüte mit Fisch, wir denken blauer Wittling, geschenkt. Der Franzose hat sie wohl selbst gerade von einem Landsmann bekommen, der mit seiner recht großen Yacht an einem Fischer festgemacht hatte, und wird von seiner Frau weiter geschickt. Unser Glück. Wir teilen den "Fang" mit der Alwine und sind beide begeistert vom Geschmack. 



Hier im Hafen baue ich das Ruder meiner Windfahnensteuerung ab (Hydrovane), stelle mich aber so dusselig an, dass ich es versenke. 6,5m Wasser und ca.20 Grad Wassertemperatur. Ich bin betrübt. Ich frage bei den anderen Seglern, -soviel sind das nicht-, doch es ist kein Taucher dabei. Lars bietet mir Hilfe an und der Hafenmeister hat einen Freund ,der das machen könnte. Aber erst morgen. Wir haben gerade 3m Tidenhub und morgens um 10 Uhr sind es nur noch 3,5m bis unter das Boot. Hoffentlich ist das Ruder auch gerade runter und nicht sonst wohin verschwunden. Das Wasser ist trüb. 1m Sicht. Ich ziehe meine Neoprenjacke an und lege los. Mit der Jacke ist es schwer nach unten zu kommen. Aber beim 2. Versuch sehe ich das Ruder unter mir. Nur noch eine Armlänge weg und mit letzter Luft schaffe ich es zu greifen. Was für ein Triumpfgefühl. Ohne das Ruder wäre ich nicht weiter gefahren, aber ob alles andere geklappt hätte? Ich hatte zumindest eine unruhige Nacht vorher.

Camarinas

Und noch ein weiteres kleines Problem löst sich. Da man deutsche Propangasflaschen in Spanien nicht gefüllt bekommt, hatte ich als Plan B meine Camping Gaz Flaschen leer an Bord mit genommen. In einer Ferroteria, einem (Eisenwaren)Handwerksladen und auch sonst mit allem, von Taucher-, Angel- und Campingausrüstung und eben auch Camping Gaz, werde ich fündig.  Wollten alle in der UK und in Irland für einen Tausch der Flaschen ca.50 Euro, zahle ich unter 20 Euro dafür. Damit kommen wir einen Monat aus und das macht das Leben nun etwas entspannter. Lag mir das Thema doch immer auf dem Magen.

Und was uns auch auf dem Magen liegt. Die Orcas. 3 Jahren werden mehr und mehr Kontakte mit Orcas und Seglern gemeldet. Meist bleibt es beim zerstörten Ruder, aber es sind auch schon Boote so beschädigt worden, dass sie sanken. Menschen sind noch keine zu Schaden gekommen. Es gibt inzwischen einige Apps und Webseiten, die die Vorkommnisse dokumentieren und man kann sehen, wo gerade was los ist. Bisher waren die Meldungen in diesem Jahr eher in der Straße von Gibraltar. 

Das ist es noch soweit weg. Doch in diesen Tagen nun häufen sich Sichtungen und Kontakte hier oben in Galicien. Am Tag als wir ums Kap Finisterre wollen, wird eine Interaktion (um es nicht Angriff zu nennen: "Die wollen nur spielen" so Wissenschaftler) direkt einige Meilen vor uns gemeldet. Die Küstenwache warnt halbstündlich und bittet um Sichtungsmeldungen. Auch das war ein Grund nach Camarinas zu gehen, statt die guten Bedingungen zu nutzen und gleich ums Kap herum zu fahren.

Kap Finisterre



Kap Finisterre

Am nächsten Tag, nach meiner Tauchaktion beschließen wir dennoch los zu fahren. Die Orcasituation wir sich vielleicht bis in den Winter hin ziehen. Wir müssen nun da durch. Küstennah und mit mehreren Booten machen wir uns auf die 25sm Strecke. Angespannt schauen wir aufs Meer. Delfine tauchen auf, man erschrickt heftig bei einer Flosse auf dem Wasser. Wir passieren das berüchtigte Kap Finistere bei Flaute und Schwell. Das war mal das Ende der Welt. Ich fand die anderen Kaps davor noch eindrucksvoller. Aber wir trinken alle einen Schluck, wieder ein Meilenstein geschafft.


Wir ankern vor einem langen Sandstrand, sehen dem Vollmond zu und merken die Anspannung die nun etwas abfällt. Aber wir wissen auch, dass weiter südlich auch immer noch Orcas warten.

Wir segeln nach Muros. Eine kleine Stadt mit sehr geschütztem Hafen (es soll eine Gewitterfront über uns wegziehen, so die Prognose. Kam aber nicht. Nur einige Stunden Regen). Hier liegen gleich mehrere TO (Verein:Transocean) Boote auf dem Weg nach Süden.  Auch lebt ein Deutscher dort schon einige Jahre auf seinem Boot. Ich muss sagen, nach den 2 Tagen, gefällt mich die Stadt so gut, dass ich mal informativ frage, was denn die Preise für den Winter hier sind. 240 € im Monat für unser Boot. Verlockend. Am Morgen kommt ein Belgier rein, der am frühen morgen einen Orcakontakt hatte, Aber etwas nördlicher als unsere Route.  Wir sind mal wieder unter Hochspannung.

Muros

Muros im Hafen

Wir segeln weiter mit der Alwine. Am Abend verabschieden wir uns aber, denn sie wollen gleich noch etwas weiter südlicher. Wir wollen die Rias ( so heißen die großen, von Flussmündungen geprägten Buchten hier) noch etwas erkunden. Als wir uns dann über Funk verabschieden ist es doch etwas traurig. Wir sind seit Dublin immer wieder große und schwierige Strecken zusammen gesegelt. Das verbindet. Aber das gehört dazu. Abschiede, die keiner gerne hat. Aber die Welt ist klein und manchmal sieht man sich schneller als gedacht wieder.

Abschied auf See

So auch eine Holländischer Kat, den ich auch wegen Tauchunterstützung in Camarinas gefragt hatte, und der sich unserem Konvoi ums Kap angeschlossen hatte, treffen wir am Ankerpatz vor der Insel Arousa wieder. Wir sehen uns an Land und geraten in ein Pulpofestival und verbringen einen sehr netten Abend mit den beiden deutschsprechenden jungen Holländern Paul und Saskia und ihren beiden Kindern. Das erste Mal Pulpo für uns. Nicht überzeugend. Gerne geben wir einen unserer Pulpoköder als Geburtstagsgeschenk an Paul, den wir ihm am Morgen danach noch vorbei bringen.


Beim Pulpofestival



Das Wetter bestimmt auch weiterhin den Terminplan. Wir verlasen schon wieder diese Ria, denn wir wollen einen nach Süden geschützte Bucht suchen. Die 25sm dorthin sind das erste Mal an der Küste entspanntes Segeln, ohne Schwell mit leichtem angenehmen Winden. 

Wir liegen vor einem Sandstrand in der Ria Aldan. Gut geschützt nach Süden. Kein Wunder das kurz nach uns die Seeschwalbe einfliegt. Mit ihnen waren wir im Crinan Canal und dann vor Cedeira. Nun teilen wir uns mal wieder einen Ankerplatz. Der angesagte Südwind kommt, doch bleibt bisher der starke Regen aus. Nur kurze Schauer erreichen uns. Es ist leider eine sehr stabile Wetterlage, die in Deutschland einen wunderbaren Spätsommer liefert, hier aber Wind , Regen und Wolken. Der kleine Ort hat einen Supermarkt und so werden wir hier wohl noch etwas bleiben. Der Anker hält (klopf auf Holz)

Ria Aldan

Aldan

Ebbe in Aldan


Hier in den Rias sind große Muschelfarmen. 
Die Muschelfarmen


Ankern in der Ria Aldan (unterstes Boot)


Ria Aldan



Ria Aldan

                                        




Muros

Muros

Muros

Muros

Muros

Muros mit Ankerfeld

Muros

Muros

Muros

Im Ria Ferrol, Ankern vor St.Filipe

Ankern vor Corme

In der Ria Arousa

Wir kaufen uns in Muros eine Skorpionfisch

Ria Aldan

Aldan

Nicht immer ist nur alles Sonnenschein
Einfahrt in die Ria Arousa





In  Muros