Montag, 30. Mai 2022

Zwangspause in Kalmar



Nachdem der Anker gefallen und der Motor aus ist empfängt mich eine unreale Stimmung. Nebelfetzen hängen über saftig grünen Bäumen, von Land her ist ein uneinheitliches Stimmengewirr der Vögel zu hören. Es fehlen nur die Affen und man wähnte ich im Regenwald ganz wo anders. Ich bin überwältigt, sitze lange an Deck und versuche es zu fassen. Ich kenne diese Insel. Mehrfach schon besucht,  aber noch nie war ich alleine hier. Von Land aus sind später einzelne Rauchsäulen der "Ur"-Einwohner zu sehen. Sie nutzen wohl den Nebel um ihren Müll zu verbrennen. Da sieht man es nicht so deutlich. Man riecht es nur.

Ich bin froh nach dem Regen und Sturm am Nachmittag noch aufgebrochen zu sein.  Ich wusste aber auch das diese 8sm nach Tärnö nicht leicht sein werden.  Aus dem Wind- und Wellenschatten heraus von Hanö, empfängt mich eine wilde alte See. Der Wind lässt schnell nach, Ich setze zur Fock dann noch das Gross. Hilft nicht viel. Wir schaukeln wild umher. Mir wird etwas schlecht im Magen. Ob es von den Matjes am Mittag kommt oder vom Seegang. Ich weiß nicht so recht. Vlt beides. Die Matjesfilets hab ich versteckt im Kühlschrank gefunden. Gekauft fast ein Woche vorher in Kappeln. Aber Matjes ist ja fermentiert und damit schon alt....

Ich behalt ihn intus und komme ins Lee der Insel und die Welle ist weg, mein Zustand wird wieder besser. Also doch seekrank.



Am nächsten Morgen wache ich früh auf. Ich hab heute einiges an Weg vor mir. Ein genaues Ziel hab ich nicht. Das mag ich am Einhandsegeln. Frühaufstehen, wenn man wach ist und Lossegeln ohne Ziel. Keine Erklärungen. Gefrühstückt wird auf dem Wasser.

Der Wind lässt sich erst noch etwas bitten, dennoch bin ich unter Segel, 2-3kn. Kein Problem mehr. Ich weiß ja, der Wind kommt noch. Später sausen wir mit über 6kn und Backstagsbrise (Raumer Wind)unter Vollzeug dahin. Die Sonne scheint. Ich sitze das erstmal im T-Shirt in der Sonne. Gegen Mittag sind wir schon an der Ecke, wo es nach Norden in den Kalmarsund geht. Ein Halse und ausgebaumt entscheiden wir uns nach Kristianopel zugehen. Am nächsten Tag soll hier in der Hanöbucht kräftig blasen. Im Kalmarsund etwas weniger. Gut schon mal weg zu sein.

In Kristianopel treffe ich einige Boote aus den Vorhäfen wieder. Alles Zugvögel die gen Norden ziehen. Viele Holländer und Deutsche darunter. Im August sieht man sich hier wieder. Wie Vögel auf der Stromleitung.

Kristianopel



Am Morgen des nächsten Tages ist vom Starkwind noch nichts zu spüren. Ich mach mich auf den Weg. Ich setze Vollzeug. 2 Stunden später1 Reff, 15min später Grossegel ganz weg. Der Wind nahm schnell zu. Halb bis Raum merkst du den Druck im Boot als der Wind in einem Schauer schnell auf 7 Windstärken anstieg. Er pendelt sich auf 6 BF ein. Da ist mir die Fock allein doch genug. Wir sind dennoch fast 6 kn schnell.

Am frühen Nachmittag bin ich dann in Kalmar. Ein kräftig und langer Schauer begrüßen mich. Ich bekomme Hilfe beim Anlegen von dem Holländer, mit dem ich nun schon das 2. mal den Steg teile. War trotz Regen rausgekommen um mir zu helfen.

Der Wind ist gleich da


Ich beschließe den verregneten Freitag in Kalmar zu bleiben. Draußen hat es noch mehr Wind. Denke aber darüber nach übers Wochenende doch irgendwo vor Anker zu gehen. So ein Hafen geht schon ins Geld. Am Montagabend kommt Katharina hier mit dem Zug an und dann komme ich wieder. So der Plan.

Und dann falle ich böse den Niedergang hinunter. Treffe den Navitisch, der dies unbeschadet übersteht und liege erstmal 10min am Boden. Versuche den Schmerz irgendwie auszuhalten, spüre in mich, wie groß der "Schaden" ist. Irgendwann komme ich hoch. Suche meine Schmerztabletten. Gebrochen ist wohl nichts, vlt eine Rippe angebrochen? (glaube ich aber auch nicht). Nur eine heftige Rippenprellung am Rücken. Noch denke ich, das geht bis morgen weg. Denkste: es wird schlimmer. Burkhard und Gabi von der Happiness, denen ich am Abend noch davon erzähle, geben mir Pferdesalbe. Es hilft. Lassen mir noch eine Schale davon da. Leider sind sie am Samstag weitergezogen. Ich verweile, versuche wenig zu tun, merke aber das Bewegung, vor allem langsam laufen gut tut. 

Am Sonntag kommt noch Eddi und Petra mit der KIRA. Wir grillen bei ihnen und laden noch Ingo und Marlet von der Antares ein. Es wird ein gemütlicher Abend, bei dem ich ständig versuche irgendwie so zu sitzen, dass ich kein, nach ja, fast keine Schmerzen habe. 

Heute abends kommt Katharina, ich versuche heute noch meine Gasbestände aufzufüllen, mit Bus und etwas Fussweg. Die leckende  Impellerpumpe ist schon zerlegt, der Simmerring kommt ja nun auch und dann ist hoffentlich diese Baustelle erledigt. Mein Rücken wird wohl noch länger wehtun. Irgendwas ist ja immer.

Morgensonne in der Hanöbucht

Kristianopel

Schwedenidylle in Kristianopel

Waschtag bei den Zugvögeln

Kristianopel


Schloss in Kalmar

Kalmar



Dienstag, 24. Mai 2022

Hanö, eine Perle



Die Wettervorhersage hatte Nebel für den Morgen vorhergesagt. Doch als ich den Kopf aus dem Schiebeluk stecke sehe ich nur die vorhergesagte spiegelglatte See. Aber ich sehe sie, kein Nebel. Gegen später soll Wind kommen, und Wind und Nebel kommen selten zusammen vor. Aber auch ich lerne heute mal wieder dazu. Erst kommt der Wind, schwach, Raumschots und es ist an der Zeit mal den Spinnaker zu lüften. Langsam mit 3kn kommen wir voran. Wir haben ja Zeit. Sind früh los. Nicht weil wir mussten, sondern weil ich ausgeschlafen war und dann auch los will. Frühstück gibt es unterwegs. Ein Sauerteig wird auch fertig gebacken. Die werden immer besser.


In der Ferne sehe ich ihn dann so vor sich hin wabernd. Eine Nebelbank. Nicht hoch und als wir sie erreichen auch nur dünn. Sie löst sich gleich wieder auf. Dann dreht wie angesagt der Wind und wird etwas mehr. Segelwechsel. Unter Vollzeug segle ich so mit 5-6 kn dahin. Die Luft ist kalt, der Nebel ist zu riechen und deshalb dauert es nicht lange, dann ist er wieder da und diesmal doch recht dicht. Von oben kommt die Sonne ab und an leicht durch, doch über See ist die Sicht vielleicht 200m. Ich habe aktives AIS (ein automatisches Schiffsidentifikations System. Man wird somit sichtbar für alle die dieses System (Pflicht bei den Großen)auch haben) und ich hab Radar. Ich fühle mich sicher. Sehe ein Radarecho hinter mir. Auch ein Segler schätze ich, später im Hafen lerne ich sie noch kennen). Ein Fischer auf Heimatkurs will sehr knapp vor mir passieren. Ich rufe ihn per Funk und bitte mich doch am Heck zu passieren, ich sei unter Segel. Er ändert seinen Kurs und nimmt aber das hinter mir segelnde Boot auf die Kimme. Kurz vor ihnen hat er sie dann wohl auf dem Radar noch gesehen und weicht auch ihnen aus. Das war knapp. Zumindest sagt, mein Radarbild. 1 sm vor der Insel Hanö, meinem Ziel für heute, lichtet sich der Nebel. Wie ein Gespenst schält es sich aus dem Dunst. Wie schön. Die Ansteuerung ist kein Problem. Der Hafen ist sehr leer. In der Vorsaison ist es hier immer am schönsten. Im August liegen schon mal 3/4 fache Päckchen zusammen und es ist Trubel im Hafen. Vor einigen Jahren bin ich auch schon abends wieder geflohen. Man sieht die Boote des letzten Hafens wieder. Mit Raphael und Imke komme ich ins Plaudern. Wir haben gemeinsame Freunde in Kiel. Sie sind auf einer kurzen Elternzeit mit ihrem 1,5 Jährigen Sohn. Heute regnet es nun und es weht kräftig aus Ost. Pausentag, gezwungen auch mal gut. Morgen über die Hanöbucht, Die Windvorhersagte ist gut. Dort in die Schären vor Karlskrona einen Ankerplatz finden und Donnerstag weiter in den Kalmarsund.



Sonntag, 22. Mai 2022

Hey Schweden

Auf dem Foto ist es nur ein Stich in der Weite. Aber es ist Land, eine Küste im Abendlicht, oben stehen die berühmeten Steine, die ich schon einieg Male besucht habe. Aber was dieser Strich für mich ist. Es ist das Ziel, es ist endlich Schweden, es ist nach 4 langen Segeltagen, mit viel und mit sehr wenig Wind das Ziel. Und heute macht es mich so unendlich zufrieden und glücklich. Über 60sm, mit bis guten 6 Windstärken und entsprechender Welle meist von hinten, diese von der schon tiefstehenden Sonne angestrahlten grüne Küste zu sehen. An deren Fuß der Hafen liegt, der mir heute eine Pause gönnt. Am Vortag hatte ich nicht in Vordingborg beim Marinecenter angelegt, wie geplant, denn nach einem Telefonat wusste ich, dass sie das Erstazteil nicht haben. Der Wind war bestens, das Wetter auch und meine Laune weiter zu segeln und nicht Mittags nach 30sm schon anzulegen auch(war morgens um 5 los) und so ging es weiter den Grönsund hinterunter. An Stubbeköping vorbei. Auch da wollte ich noch nicht rein. Es ist wie ne Sucht wenn es läuft. Es sollte Klintholm auf Mön werden. Da spare ich mir nach Ystad am nächsten Tag nochmal fast 2 Stunden. Abends, nach eienm Gespräch am Steg, checke ich nochmals das Wetter. Das Nachts ein Unwetter durchzieht und der nächste Tag bis 7 (auch 8) Windstärken bringen sollen, lassen mich, wie die anderen Segler auch nervös werden. Alle im Hafen meinen. Warten, der Sonntag wird besser. Es sieht schwach, aber noch segelbar aus am Sonntag. Ich bleibe also.
Ich stehe also am morgen auf, mit dem Gefühl heute hier zu warten ganz gemütlich auf. Doch ich sehe, als ich zu den Sanitärräumen gegen 9 uhr gehe, dass 2 Yachten auslaufen. Das macht mich unsicher. Ich checke nochmls das Wetter. Die Wetterstationen sprechen nur von 20kn, also gute 5. und der Sonntag, maximal 3 Windstärken. Das bei der Welle vom Vortag und von hinten, und 50 sm vor einem nicht attraktiv. Die Entscheidung ist schnell gefasst. Auslaufen. Leicht nervös, doch kaum draussen, erstmal nur die kleine Genua hoch. 22kn von hinten und es läuft gut. Aber es schauckelt. Im Wind und Wellenschutz der Steilküste ziehe ich das Gross im 2.Reff hoch. Und es stabilisiert das Boot, macht es 2 kn schneller. Es läuft gut. Noch müssen wir um die Nordwestecke eines Windparkes herum, dann etwas abfallen und gerade aus. Ich fange an schon das Ziel weiter zu legen. Käseberga sind nur 7sm weiter. Etwas mehr als ein Stunde. Kleiner Hafen, gemütlich. Kenne ich.
Da ich erst gegen halb 10 los bin, muss ich rechnen um nicht im Dunkeln anzukommen. Also nicht nach 22 uhr. Im Lauf des Tages, kommt noch ein Schauer, ein anderer verpasst uns knapp, bringt aber einen Winddreher und eine vorübergehende kurze Flaute. Wir schaukeln unheimlich. Zieländerung: wieder nach Ystad. Doch 30min später fischt der Wind nochmal auf. 22kn. Inzwischen ist das Gross ja ausgerefft. Halbwind kurs Ystad fast etwas zuviel Druck. Also drehen wir ab. 20 Grad und wir saußen wieder Richtung Käseberga. Die Sonne kommt raus und wärmt. Herrliches segeln. Punkt 21 uhr machen wir die Leinen in der Abendsonne fest.
Was für ein Tag. Heute nur ein klacks von 18sm nach Simrishamn. Dafür brauchen wir auch über 5 Stunden. Gemütlich, langsam und Zeit zum Erholen. Mit dem Anlegen fängt es an zu regnen. Fast den ganzen Nachmittag lang. Lange nicht gehabt. Eagl, gehe dennoch durch die Stadt und was einkaufen, was hier auch Sonntag geht. Abends kommt die Sonne raus und setzt alles wieder in ein bezauberndes Licht. Morgen gehts auf die Insel, diesem Seegebiet den Namen gibt. Nach Hanö. Mal sehen ob das so bleibt. Wer weiss, wenn ich erstmal unterwegs bin....

Donnerstag, 19. Mai 2022

Auf in den Osten - Die Schären locken

 


Das Wasser rauscht, das Boot macht gute Fahrt. Die Wellen sind höher als gehofft, das Frühstück machen ist anstrengend. Muss aufpassen, dass ich unter Deck nicht seekrank werde. Ich lebe zwar auf dem Boot, bin auch recht viel im Winterhalbjahr gesegelt, doch meist mit ruhiger See in der Flensburger Förde. Nun müssen erst wieder die Seebeine wachsen. Das dauert einige Stunden dann ist das geschehen. 

Seit Tagen war ich nervös, wie wird der Wind? Wir sind in 3 gemütlichen Tagesschlägen von Flensburg nach Kappeln gesegelt. Und nun hat der Wind aus Ost gedreht und bläßt  kräftig, soll aber nach Süden drehen, Wann? Es ist wie es ist, der Wind dreht nur leicht nach Südost, ich ändere die Route und segle durch die Dänische Südsee. Etwas kreuzen kommt dann auch noch dazu. Aber die ersten 50sm sind schnell erledigt. Wunderbares segeln bis kurz vor die Brücke bei Svendborg.  Ich hänge mich an die mir bekannte Boje des Dänischen Touring Clubs vor Tronsö im Svendborgsund und gehe früh in die Koje. Der  Wind ist eingeschlafen und ich schlafe wunderbar.

Heute leider nur wenig Wind lässt sich bitten. Ich bin früh auf und motore den Langelandbelt hoch. Bei der Routine-Motorraumkontrolle erschrecke ich. Wasser unter dem Motor, fast bis zum Motor. Das Grosssegel ist schon oben, ich kann den Motor schnell ausmachen.  Wir segeln langsam weiter. 

Ich wusste dass die Impellerpumpe fürs Seewasser nicht ganz dicht ist, die Papierdichtung habe ich erst 2 Tage vorher in Kappeln noch gekauft, aber nicht eingebaut. Nun Wasser abpumpen,  Impeller neu abgedichtet, ... Immer noch Wasser. Ok die Schläuche und die Schlauchklemmen könnten es sein. Gewechselt, ... Nein immer noch rinnt das Wasser rein. Das muss wohl der Simmerring sein in der Pumpe. den habe ich nicht an Bord und hab es auch noch nie gemacht.


Endlich geht es los


Morgen in Vordingborg gibt es eine Werkstatt. Hab wenig Hoffnung, deshalb auch das Ersatzteil in Deutschland bestellt. Katharina wird es mir mitbringen. Sie kommt in 10 Tagen. Wird schon gehen. Muss halt nur beim Segeln und abends das Seeventil schließen und mehrmals am Tag lenzen. Bis Schweden werde ich schon kommen, will ja segeln und nicht wie heute hauptsächlich motoren. 

Heute kam ich mit wenig Wind nur 23 sm weit bis nach Omö. Morgen soll kräftiger Schiebewind aus West kommen. 


Omö eine kleine Insel im großen Belt. Im Sommer überlaufen, tummeln sich gerade 6 Boote hier im Yachthafen. Gleich bei mir ein Schwede auf dem Weg nach Göteborg. Saßen im Cockpit und machten Musik. Akkordeon und Gitarre. Ich werde auf ein Bier an Bord gewunken. Und als Begrüßung soll es was Deutsches sein. Sehe ich so aus? Das Kufsteinlied..... Also das ist für Ausländer deutsches Liedgut... :)

Später singen wir Englische und Schwedische Lieder. Das passt besser.  

Früh morgens geht es die Schlei hinaus

Im Svendborgsund

An der Boje des Dänischen Touringclubs. Auch für Deutsche erlaubt

Flaute am Morgen

Omö. Noch schön leer

Omö

Omö

Omö

Omö

Omö

Omö