Sonntag, 19. Juni 2022

Festgehalten im Paradies



Das Feuer knistert, es qualmt in alle Richtungen, der Wein steht vor uns. Der Wind ist fast eingeschlafen. Im Süden ziehen Gewitterschauer durch, wir haben Glück und sehen nur die Wolken. Mühsam kämpft sich die Sonne aber nochmal durch. Es ist gefühlt der Höhepunkt der Reise. Wir liegen alleine in einer von der Natur geformten Bucht aus vielen kleine Inseln in den Stockholmer Außenschären. Ich bin auch hier das erste Mal. Anspruchsvolle Anfahrt, kein Fahrwasser, zickzack durch die vielen Steine über oder knapp unter Wasser. Mit Kartenplotter ist das aber kein Problem. Konzentriert sein und immer wieder auch weit genug hineinzoomen um auch die erst 3m Untiefe dann doch als 1,60 zu erkennen.

Wir machen unser erstes Feuer, natürlich in einer Feuerschale, denn direkt auf dem Stein ist es verboten um den Stein zu schützen. Holz liegt am Anfang der Saison genug herum. Wir sitzen, träumen und schauen der Natur beim Schlafen gehen zu bis uns die Mücken auch irgendwann ins Bett schicken.


Von Christoph und Iris haben wir uns verabschiedet um weiter nach Norden zu segeln. Kleine Etappen von ca. 15sm sind unser Ziel. Rödlöga liegt direkt am Hauptfahrwasser nach Norden. Nur diesmal will ich auf die andere Seite, wo der Anleger und das Zentrum ist. Dazu biegen wir frühzeitig aus dem Fahrwasser ab und navigieren uns von Osten hinein. Etwas Adrenalin brauche ich auch mal wieder. Aber es ist gut zu finden, zwar eng aber mit Plotter dann doch einfach. Zuerst legen wir uns an die freie SXK Boje, müssen diese aber schon bald an einen Schweden abgeben, der diese beansprucht. Egal, wir liegen auf 6m genauso gut vor Anker. Kleiner Ausflug. Alles ist noch geschlossen, das Cafe, der kleine Laden. Nur wenige Menschen sind vor Ort und bereiten die Insel auf den Sommertouristenansturm vor. Schön mal vor allen anderen da zu sein.











Am nächsten Tag weiter nach Arholma. Der Wind meint es gut mit uns. Wir können alles segeln bis zum Ankerplatz im Osthafen. Hier wollen wir 2 Tage bleiben. Erstmal der nördlichste Punkt unserer Reise. Am nächsten Tag treffen wir die blaue Käthe, sie kommt von den Aalands und ankert neben uns Sie sind ist auf einer Ostseerunde. Auch hier gibt es eine wieder Sauna. Mit Holz und alleine für uns. Es ist zwar am Steg einiges los, aber die Sauna haben die wohl nicht entdeckt. Bei 14 Grad Wasser ist das aufheizen in der Sauna wichtig um dann mal seiner Körperhygiene im Wasser nach gehen zu können. 

Arholma Handelsbrücke mit dem Kaufmann

Arholma Kirche

Arholma Osthafen Mit Steg und Ankerplatz

Südliches Arholma

Arholma Steg


Im noch nicht täglich geöffneten Inselkaufmann kaufen wir mal wieder ein und segeln weiter über Graddö, wo wir kurz Diesel und vor allem Wasser bunkern, zur einem neuen Ankerplatz gleich um die Ecke. Der Wind ist schwach und dann werden die Ziele angepasst. Es ist hier überall einfach schön und mir fehlen schon langsam die Worte dafür. Wir haben Glück mit dem Wetter. Wenn es mal etwas regnet, dann meist Nachts, der Wind passt meistens auch. Kühl ist es dafür. Abends machen wir dann doch die Heizung manchmal für eine Stunde an. 





Dann segeln wir querfeldein nach Süden. Ängskär hatte ich mir ausgesucht. Da war ich noch nicht, liegt in guter Entfernung und der Wind passt. Im Hochsommer sind die Außenschären schon gut besucht, dass wir dort aber wirklich alleine sind freut uns dann sehr. Wir sind verzaubert. Katharina nimmt das SUP und erkundet die Inselwelt, ich gehe Drohnenfliegen. Jeder hat so seine Methoden die Umgebung zu erkunden. Abends geht es zum Lagerfeuer auf die Steine.














Die Windvorhersagen lassen uns aber schon am nächsten Tag weiter ziehen.  Ziel, Paradiesviken, große Bucht, geschützt. Es soll etwas mehr Wind kommen und Regen. Langsam segeln wir dahin bis dann der Wind ganz Pause macht. Wir starten den Motor, am Himmel voraus zeigen sich Regenwolken. Ich geh nach unten um mein Ölzeug anzuziehen. Dann ein heftiger lauter Knall. Sind wir irgendwo gegengefahren? Ist vom Mast was an Deck geknallt. Mit Blick an Deck meint Katharina nur, dass es von unten kam. Aber was. Kurz drauf pfeift schon der Motortemperaturwarner. Motor aus und ein Blick genügt. Des Keilriemenrad, für den inneren Kühlkreislauf  liegt mit schlaffen Keilriemen vor mir. Wir haben keine Kühlung mehr. Naja, aber ein Segelboot. Der Wind ist schwach aber für 1-2kn Fahrt reicht es um die 5sm noch bis zur Bucht zu kommen. Inzwischen telefoniere ich und nutze mein Netzwerk. Am Ende ist noch vor dem Ankerplatz das Ersatzteil bestellt. Leider kann ich keine komplette Pumpe bekommen. Ich bin froh, dass der Schaft in Holland vorrätig ist. Kurz vor Freitag Feierabend noch bestellt. 8 Tage soll es dauern. Wir sind im schönsten Revier, ohne Motor zwar schwierig, aber mit Freunden in der Nähe, die auch mal Schlepphilfe leisten wohl kein Problem, in der nächsten Zeit noch bis Stockholm in eine mir schon bekannte Werft zu segeln.








Wir werden morgen weiter segeln. Man muss nun noch mehr auf den Wind schauen. Haben hier in der Bucht heute schon mal umgelegt unter Segel, denn der Wind dreht ungünstig um Morgen dort weg zu kommen. Heute kommt noch Christoph mit neuer Crew. Der begleitet uns morgen in unsere nächste Bucht, wo wir zu Mittsommer eingeladen sind. Das sind nur 6sm von hier. Von dort sind es dann ca. 20sm bis zur Werft. Nun geht das Warten auf das Ersatzteil los. Bald ist hier Ferienzeit und alles geschlossen. Ich hoffe noch vorher das alles geregelt zu bekommen. Es soll nicht so einfach sein, die Pumpe auseinander zunehmen und wieder zusammen zu setzen heißt es im Netz und leider auch im Handbuch. Die Hoffnung stirbt zu Letzt.

Es gibt schlimmere Orte um gestrandet zu sein. Wir liegen zumindest im(n) Paradies(viken).