Donnerstag, 22. Juni 2023

Im Westen Schottlands

Tief hängen die Wolken über der Insel Egg. Es regnet leicht. So kennt man Schottland. Nun hat uns das typische Wetter Schottlands erreicht. Nach fast 2 Wochen Hochsommer mit Schatten suchen, schwitzen und auch mal im 18 Grad warmen Wasser schwimmen. 

Wir haben die Nacht an einer Boje auf der kleinen malerischen Insel Muck verbracht. Die Boje war frei, sah verwaist aus. Die sagen schon was, wenn man dort stört, aber das tut man hier selten. Ich frage einen Fischer an Land, der gerade sein "Catch of the day" aus den Körben holt. Hummer, die heute noch nach Mallaig in ein feines Restaurant gegen, wie er stolz betont.

"yes, it is fine", sagt er und meint meinen Platz an der Boje. 

Wir spazieren etwas die Straße der Insel lang. Vorbei am 24 Stunden Laden mit allem was die Insel zu bieten hat. Ansichtskarten, Figuren und sowas aus gefilzter Wolle und tiefgefrorene Lammstücke in der Gefriertruhe. Die Waage,  wie aus dem Museum, hängt von der Decke und ein Kassenbuch mit kleine Kasse auf dem Tisch daneben. Eier sind gerade aus, dafür einige Beeren. So beschaulich. 



Port Mor auf Muck

Der 24 Std Shop


Freilaufende Kuhherde

Blick zu den anderen Hebriden Inseln

Friedhof auf Muck

Einige Schritte weiter das Café mit selbst gekochtem Lunch, wie die Werbung am Hafen sagt. Hat aber schon geschlossen. Lunchtime ist vorbei. Weiter die Straße lang, weidet eine Herde Kühe. Mittendrin der Stier und achtet auf seine Damen und den Nachwuchs.  Wir merken erst sehr spät: Da gibt es gar kein Zaun. Egal. Wir sind einfach die Straße lang. Am alten Friedhof vorbei bis zum Aussichtspunkt. Hier hat man einen wunderbaren Blick auf die Nachbarinseln Rum und Egg. Alles Inseln der kleinen Hebriden, südlich von Skye. Überall hohe Berge. Im Hintergrund die Insel Skye. Wir wollen mit dem Boot in den nächsten Wochen Skye umrunden. Ob nun im Uhrzeigersinn oder dagegen. Das ist noch nicht klar.

Nachdem wir den Caladonian Canal verlassen haben, den Loch Linnhe nach Süden gesegelt, na, eher motort sind, waren wir 2 Nächte in der Marina Kerrera, früher Oban Marina. Da aber nun Oban direkt an der Stadt eine teure Marina mit allem Luxus gebaut hat, wollen die neuen Besitzer sich wohl abgrenzen und mit der Namensänderung der Marina die schöne Lage auf dieser Insel Kerrera betonen. 

Kerrera Marina

Blick von Kerrea nach Mull

Blick von Kerrera nach Oban

Oban




Das Pub an der Marina ist gemütlich, die deutsche Bedienung lebt in Oban und hat dort gerade fertig studiert und wartet auf den ersten Job.  "Ja, es ist eine Weltreise von Deutschland nach Oban. Zug, Bus, Flieger". Aber sie ist gerne hier.

Leider kostet die früher kostenlose Fähre, rüber nach Oban nun  5 Pfund pro Person. Im Reeds, dem allwissendem Handbuch hier,  steht davon noch nichts. Das haben sie auf Grund  der Dieselkosten nun eingeführt. Oban selbst hat uns vor allem wegen der Hitze und dem Autoverkehr eher gestresst.  Wir waren nach 2 Stunden fertig und vollgepackt wieder auf der Fähre zurück um uns dann mehrfach im Wasser zu erfrischen.

Loch Aline ist unsere nächste Bucht. Baden und für Katharina Suppen. Sie hat in Oban den Steg genutzt um ihr Sup aufzupumpen. Nun ist sie täglich mehrfach damit unterwegs.

Es ist so schön in der großen Bucht mit dem Wald außen herum und den 2 Schlössern am Ende, dass wir noch eine Nacht dranhängen. Landgang bei Niedrigwasser ist etwas schwierig. Doch eine veraltete völlig mit Tang überwucherte Steinpier bietet Hilfe an. 

Hilfe braucht auch der ältere Segler dort. Mit seinem Dinghy, vollgepackt für ein Familienwochenende, holpert er die steinige Pier hinunter. Das angebaute Hilfsrad bricht aber in einem Schlagloch ab. Ich komme gerade zurück vom Landausflug und sehe das. Gerne nimmt er meine Hilfe an und so schleppen wir Einkaufstaschentaschen und Wasserflaschen weiter über die löchrige Pier bis zum Wasser. Dann noch Außenborder und Schlauchboot. Wir kommen ins ratschen. Er setzt sich zur mir als ich ins Schlauchboot klettern will. Er ist jetzt Rentner, früher war er hier der Verwalter des Gebietes und zeigt über das Land, den Wald und die beiden Schlösser. Er wohnte gleich dahinten.

Er ist mir so dankbar und ich freue mich helfen zu können. 

Blick nach Mull

Ein noch bewohntes Castle am Loch Aline

Loch Aline mit Blick nach Süden

Veralgte Pier und Ankerplatz

Der nächste Tag bringt das erste Mal Wolken und etwas Wind. Wir segeln nach Tobermory.  Wir angeln erfolgreich und nach einer kleiner Hafenrundfahrt an Tobermory´s wunderschönen, auf allen Schottland Werbungen zu findenden, bunten Häuserzeile am Hafen, gehen wir im Süden der Bucht vor Anker. Das erste Mal auf 16m. Wald umgibt uns. Das Rauschen eines Wasserfalles kommt von Land. Eine Steinpier hilft uns an Land. Es ist Niedrigwasser und da wirkt diese bedrohlich groß. Wir haben um 3m Tidenhub. Die Pier ist eine Baustelle.  Wir landen dennoch dort an, kriechen durch den Bauzaun und wandern zu den  beiden Wasserfällen. Perfekt ausgeschildert, mit Carpark und Exit schildern, oberer und unterer Wasserfall. Auch hier merkt man den ungewöhnlichen Sommer. Der Wasserfall hat sonst wohl einiges mehr zu bieten. Wir sind dennoch beeindruckt. 

Ankern sehr tief. Das Ufer fällt steil ab.

Tobermory im Nieselregen

Der obere Wasserfall

Und deshalb jammern wir auch nicht, als der Wetterbericht uns einige Tage wechselhaftes Wetter vorhersagt. Immerhin mit Wind. So segeln wir von Muck weiter und entscheiden uns Skye gegen den Uhrzeigersinn zu runden. Sausen bei 5-6 Windstärken an Mallaig vorbei in den Sound of Sleat. In der weiten Bucht hinter der Isle of Ornsay findet Kira und wir eine freie Boje und wettern erstmal Regen und Starkwind ab. Abend als es aufklärt, geht es an Land auf ein Bier ins Pub.

Das Pub mit Hotel am Ende der Bucht von Ornsay

Point Ardanmuchan mit Kira

Blick von Ornsay auf die Highlands

Heute warten wir auf die Strömung um problemlos durch den Kyle Rhea zu fahren  da stehen bis 8kn gegen an, sagt uns der Reeds , wenn du zur Springtide da falsch gerechnet hast. Und wir haben Springtide und hoffentlich richtig gerechnet. Wir werden sehen.

Suppen mal anders

An alle wird hier gedacht

Zu essen gibt es nur noch Fisch

Insel Egg in Wolken

Das sollte fürs Abendessen reichen

Auf Muck empfangen uns gelangweilte Seehunde, oder sind es Robben?

Loch Aline







Ein Drink mit Petra und Eddi


Dienstag, 13. Juni 2023

Auf nach Westen, kleine Planänderung


Langsam öffnet sich das Schleusentor. Es ist fast Hochwasser. Der ideale Moment um nach draußen zu fahren. Leider ist kein Wind. Egal. Der Loch Linnhe liegt dunstig vor uns. Wir haben Hochsommer, seit einigen Tagen geht das Thermometer jeden Tag auf fast 30 Grad. Dennoch, wir sind in Schottland! Wo doch das Wetter so kalt und Nass sein soll. 

Schottland? Ja, wir hatten das Warten auf segelbaren Wind in Norwegen satt, und da wir eh in 2 Wochen rüber nach Schottland wollten, nahmen wir die Einladung des Wetters an und machten uns kurzentschlossen auf den Weg. Doch nicht wie geplant oben im Norden rum, sondern wir nutzen den Caladonian Canal, um an die schöne Westküste Schottlands zu kommen. 

Doch Norwegen machte es uns mit dem Abschied nicht leicht. Eine wunderbarer Sommertag noch im Flekkefjord und am Abend der kleine Ort Rasvag auf der Insel Hidra verzauberten uns. Am nächsten Morgen, die Sonne steht noch nicht lange am Himmel, geht es los. Die Windvorhersagen sind etwas unterschiedlich, wir glauben der, die uns gefällt. Es soll bald schon Wind aus Südost kommen um 4 Windstärken. Doch  der lässt lange auf sich warten und wir kämpften uns durch alte Dünung aus Nord nach draußen und fahren unter Motor nach Westen. Der alte Schwell der letzten Starkwindtage aus Norden ist hoch und kurz. Das liegt zum Einem an dem schnell ansteigendem Meeresgrund hier, doch weiter draußen? Wir sind not amused. Selbst als der Wind aus Südost mit 12kn kommt, ist die Welle zu hoch, um segeln zu können. Immer wieder knallen die Segel in die Nähte. Das Groß reist im Top ein. Ärgerlich. 

Rasvag, Norwegen








Nach 12 Stunden wird es ruhiger, der Wind dreht und kommt mit der Welle nun aus Nord. Wir segeln in eine wunderbare Nacht, die nicht dunkel wird. Der fast volle Mond begleitet uns durch die Nacht. 

Nicht ganz zufällig, aber doch eher spontan folgen uns Freunde mit ihrem Boot rüber nach Schottland. Sie kommen von  etwas weiter südlich, sind einige Stunden eher aufgestanden und nun treffen sich die Boote 100sm vor der norwegischen Küste. AIS machts möglich. über Funk ratschen wir.

Treffen auf hoher See

Leider hält der Wind nicht durch. Nach 24 Stunden segeln muss der Motor helfen. Auch wenn wir  mehrfach versuchen zu segeln, am Ende bleibt es bis kurz vor Inverness spiegelglatt.

Vor Inverness ist die Enge bei Chanonry Piont möglichst mit auflaufender Tide zu erwischen und so vertrödeln wir den Tag und segeln am Ende bei mäßigem Wind in unsere letzte Nacht. Die Meerenge bei Chanonry Point bietet bei Springhochwasser immer ein Naturschauspiel, was einige Menschen mit langen Objektiven an die Ufer lockt. Zahlreiche Delfine sind hier auf Jagd. Springen und begrüßen die Boote. So auch uns.

Einklarieren in UK. Eine Geschichte für sich. Kurz nur. Chaotisch

Willkommen in Schottland


Die Schleuse zum Eingang zum Caledonian Canal macht dann kurz vor Hochwasser für uns auf. Wir sind in Schottland. Wir gönnen uns einige Tage in Inverness. 

Kleiner Riss im Segel

Inverness

Montagabend,  nichts los

Dennoch spielen sie

Secondhandbuchladen

Einkaufspassage Inverness

Inverness

Leider gibt es in Inverness keinen Segelmacher, doch nach längerem hin und her telefonieren, erfahre ich von einem Abholservice einer Segelmacherei aus Oban. Auch unsere Freunde von der Kira haben einen Riss zu nähen. Das lohnt sich. 2 Tage später werden die Segel direkt zum Boot gebracht. Ist zwar kein Schnäppchen, aber ohne Segel geht es halt nicht.

In Inverness gibt es dann als Erstes Fish and Chips und dazu schottisches Bier. Später dann noch mehr davon mit Livemusik im Gellion, dem ältesten Pub in den Highlands. Zumindest so die Werbung. Es sind nur Touristen im Raum. Montagabend ist eh kein Ausgehabend. Etwas Sightseeing und einige Bootsreperaturen später, geht es weiter. Katharina ist ganz angetan und aufgeregt vom Schleusen und dem Kanalfahren. 

Vor Urquhart Castle, am Loch Ness wollen wir ankern, doch der Wind nimmt zu (bis 6) Rückenwind, wunderbar. Segeln mit Rumpfgeschwindigkeit, aber leider ist die Ankerbucht somit unbrauchbar und so schießen wir durch bis Fort Augustus. Der Übernachtungssteg liegt dann leider im Schwell des Loch Ness und so wird es ein etwas unruhiger Abend. Doch der Wind, der nicht vorhergesagt war, ist wohl nur ein thermischer und flaut in der Nacht ab.

Ford Augustus




Ford Augustus

unruhige Nacht am Anleger in Ford Augustus



Wenn man für jedes Foto, das von einem und dem Boot in der Schleuse hier gemacht wird, einen Euro bekommen würde, hätte man die ca. 340 Euro teure Kanalpassage leicht bezahlt. Busweise kommen die Touristen hier an den Kanal. Auch einige Deutsche, die unsere Flagge sehen, sind auch dabei, grüßen uns mit Servus.

In Loch Oich legen wir uns an einen Steg vor dem Invergarry Castle. Eine Ruine, in der die Handlung des Roman Der keltische Ring fahrt aufnimmt. Ich lese Katharina daraus vor. Die anderen Kapitel über das Unglück in der Schleusentreppe erspare ich ihr.



Der Steg vor dem Invergarry Castle




Hecht mit Süßkartoffelstampf

Ich angle meinen ersten Hecht am Ufer und wir gehen baden. 20 Grad hat das Wasser im See. Süßwasser. Wie herrlich. Wir lassen uns Zeit und sind nach 8 Tagen am Ende des Kanals. Das Wetter ist sommerlich heiß. Es gibt kaum Wind. Ein Vorgeschmack auf den Süden?

Ben Nevis, der höchste Berg Großbritanniens (mit ca. 1400m) ist ohne Wolken zu sehen. (Das soll es ja angeblich nie geben). Sommer in Schottland, kurze Hose und baden, auch im 15 Grad kalten salzigen Atlantik heute. Wir genießen es, auch wenn der Wind sich etwas bitten lässt. Dafür ist Zeit um einige Makrelen zu angeln.  

Ben Navis

Die Frau hat mich an der Leine


Der Atlantik, friedlich und windstill


Neptun´s Staircase

Letzte Ausfahrt Atlantik


Loch Linnhe und Corran LT


Kniffeln auf hoher See

Sonnenuntergang

Der berühmte Zug, fasst verpasst.

Frühstück auf der Nordsee