Mittwoch, 13. Juli 2022

Querfeldein durch die Aalands


Überfahrt nach Schweden

Die Sonne lässt das Wasser glitzern, der Wind die Gischt übers Vordeck wehen. Wir sind schnell unterwegs. Langsam löst sich die Anspannung. Es war für länger das letzte Wetterfenster um wieder rüber nach Schweden zu kommen. Ein Tag eher wäre es ruhiger. Noch vor Tagen war für Dienstag Wind 6-7 angesagt. Der Wind ist nicht das Thema. Die Richtung und die damit verbundene Welle. Halb- bis Raumwind ginge noch, hoffentlich dreht er nicht zu weit nach Westen. Die Vorhersagen werden aber immer entspannter. Nur noch gute 5 Windstärken, aber mit mehr West. Ich will das nur unter der Genua (Vorsegel) machen. Gleich beim Start in Mariehamn, dem Hauptort auf den Aalands setze ich das Segel. Der Wind ist schon kräftig und bringt mich durch die Schären nach draußen. 2 Stunden später habe ich die letzte kleine Insel querab und werde erstmal von einer alten Dünung empfangen. Der Wind hat abgeflaut auf 4. Ich setze das Groß im 2.Reff um es einige Zeit später aus zureffen. Doch innerhalb 20 Minuten kommt der Wind zurück und dreht auf, dabei springt er leicht auf NW und es werden nun 60 Grad zum Wind. Da ist Vollzeug etwas viel. Also wieder Reffen. Innerhalb von 10 min dann vom 1.Reff ins 2. Nur keine Langeweile aufkommen lassen, die Welle passt nun aber zum Wind, wir sausen mit 7kn dahin. Es ist schön. Später nimmt er noch leicht zu, aber die Vorhersagen passen. Nicht über 20kn.  Langsam entspanne ich mich.

Ich bin wieder allein. Birgit steigt in Mariehamn in eine Fähre nach Helsinki um, von dort heim zu fliegen. Ich wollte ja auch mal weiter nach Finnland, aber manchmal kommt es halt anders.

Wir hatten eine schöne Zeit in den Alands. Es waren nur einige Tage, die aber sehr intensiv. Segeln, Ankern und mit befreundeten Booten treffen. Das Wetter spielte mit. Mehrfach ziehen die Schauer nahe vorbei.

Blick auf die Reede von Rödhamn

In Rödhamn wo wir 4 Boote zusammen noch  Christians Geburtstag gefeiert haben, segeln wir am nächsten  Morgen quer durch das Schärenlabyrinth ohne Fahrwassermakierungen nach Kökar. Im Norden ist die Bucht Sandviken. Da liegt man außer  bei NE ,wunderbar. Am Steg oder Ankern. Abends treffen wir uns alle wieder zum Sundowner auf dem großen Felsen am Hafen. Ein wunderbarer Platz.

Sandvik

Einheimisches Bier ist Pflicht

Sandvik


Dann trennen sich die Wege wieder. 2 Boote bleiben noch einen Tag, Christoph will eigentlich zurück, und wir nach Norden in eine Ankerbucht. Auch wieder Querfeldeinsegeln bei bestem Wind. 

Querfeldeinsegeln




Die Alands sind schon anspruchsvoll. Vor allem wegen den Karten (auch die elektronischen). Während überlicherweise in Blauabstufungen die Tiefen schnell zu erkennen sind, z.b. ist dunkelblau immer flacher als 2m, ist es in den Alands so, dass ab 10m Wassertiefe alles dunkelblau ist. D.h., man muss ganz anders auf die karten schauen. Nichts übersehen, genug reinzoomen und Tiefenlinien zählen. 

Auch bei der Zufahrt der Bucht  gibt es keine genauen Angaben. Nur in einem Handbuch finde ich eine Linie, die auf 7m hinweist, mit den Navionics Sonarcharts hätte man da nur 1-1,5m . Langsam tasten wir uns vor. 

Wir ankern dann auf 4m. Einfach ein Traum. Christoph hat seinen Kurs geändert und liegt auch schon da. Er war früher los gesegelt. Nur die Windrichtung hatte ihm dann nicht gefallen. Wir freuen uns auf noch einen Abend mit Christoph und Claudia.

Wir wollen noch ein Tag bleiben, es hat Gegenwind. Christoph in die andere Richtung und weiter.  Dafür kommen angekündigt 2 befreundete Boote aus den nördlichen Inseln zu uns. Die Ruby und die Everjoy. Wir kennen uns seit 14 Jahren und schaffen es meist uns einmal irgendwo zu treffen. Wir grillen zusammen. Der Abend ist still. Nacht soll es dann aber regnen.


Kalboviken in den Anbergfladen

Slisand links und Ruby an der großen Everjoy

Kalboviken


Am morgen zieht noch ein Gewitterband über uns hinweg, aber ab 10 Uhr können wir weiter unser Querfeldeinsegeln fortsetzen. Wir wollen gemeinsam nach Kastelholm. Grobe Richtung  Mariehamn. da müssen wir in ein paar Tagen sein. Immer die Windvorhersagen im Kopf. Getreu dem Motto: "Gentmen don´t go upwind".

Wir ankern vor der Kulisse der Burg und dem Freilichtheimatmuseum. Gegenüber kann man den Golfern auf einem riesigen Golfplatz beim Sport zusehen. (- im elektrischen Caddy durch die Natur fahren).

Ankern vor dem Museum. Eigener Steg um ins Museum zu kommen. 5 stunden frei liegen, Einritt frei

Freilichtheimatmuseum. Eintritt frei

Vor Kastelholm

Kastholm Marina

Am nächsten Morgen trennen sich unsere Wege. Die beiden anderen Boote wollen schon am Montag den Sprung nach Schweden machen, ich will Birgit noch zur Fähre bringen. Um nicht sofort in die Marina von Mariehamn zu müssen, bleiben wir vorher noch in einer Bucht kurz davor.  Nichts spektakuläres, aber allein. Die anderen Boote zieht es wohl alle nach Mariehamn. 

Bucht vor Mariehamn

Ich war schon zu oft in Mariehamn, auch mal zu lange mit einer Motorpanne. Ich brauch das nicht. Dennoch auch am nächsten Tag ist es nötig. Waschen (seit 3 Wochen nicht mehr) und Einkaufen (10 Tage nicht mehr) müssen auch mal sein. Wasserbunkern und ein Abschiedsessen mit Birgit. Wer Lust auf Pizza, heißt Platbrod und ist echt gut, muss in die nette Kneipe im Museumshafen, etwas nördlich von Mariehamn Ostmarina.

Große Wäsche ist auch mal wieder nötig

Platbrod in Mariehamn

In einem Cafe lernen wir am Nachmittag Sandra und Micha von der Sy Kasinga kennen. Abends besuchen wir sie noch im Westhafen. Der Westhafen ist definitiv der gemütliche Teil von Mariehamn. Auch sie wollen auch am nächsten Tag nach Schweden. Vielleicht trifft man sich ja. 

Es wird ein wunderbarer Segeltag. Der Nordwind wird sich etwas rar machen. Ich muss zum nächsten Crewanbordholen nach Süden. Also nutze ich den Wind, genieße die Sonne und die Ruhe auf dem Wasser. Ich biege vom Hauptfahrwasser ab, suche mich mutig (Alands übt) eine Strecke durch die Steine. Geht hier (wie oben erwähnt) leichter. Nach fast 60sm fällt kurz vor Sonnenuntergang der Anker in Paradiesviken. Aber ein  Schock. Den ganzen Tag kaum Boote gesehen. Kein Wunder, die liegen alle hier. Unzählige, selbst die Ankerspots sind rar geworden. Aber ich treffe auch auf Kasinga. Auf dem AIS konnte ich sie schon einige Meilen vorher sehen. Ich freue mich. Aber ich drehe nur eine kurze Hallorunde und suche mir noch einen Ankerplatz. 10m. tiefste Stelle hier. Kein wunder das der frei geblieben ist. ich muss den Anker 2 mal werfen. Beim ersten Mal treibe ich zu nah an ein anderes Boot. 30m Kette mit manueller Winch. 

Danach nur noch den Ankerschluck und bald darauf falle ich müde ins Bett. Was für ein Tag, was für eine Überfahrt, bin ganz erfüllt.. Der Wind war besser als gedacht, dass Boot segelt einfach klasse und sicher. Das war mal wieder nötig zu erleben. Morgen bleibe ich hier.

Während ich das Schreibe, wird in der Nebenbucht, meinem Lieblingseck hier, der Ankerplatz frei. Schnell verlege ich mich und fühle mich noch ein Stück besser. Kurz darauf taucht Christoph mit Claudia auf. 

Paradiesviken, Christoph am Stein, die Slisand Lady vor Anker


Irgendwo im nirgendwo