Montag, 29. Mai 2023

Warten auf Wetterfenster


Die Berge spiegeln sich im Wasser um uns. Der Himmel hat ein dunkles blau. Es ist kurz vor Mitternacht. Der Wind hat nachgelassen. Gestern waren wir hierher gekommen, um uns vor dem Starkwind zu verstecken. Es wird nun öfters und länger viel Wind aus der falschen Richtung geben. So sind wir heute geblieben, haben den Anker aber mal für einige Stunden gelichtet um in der Bucht davor zu angeln. Mit Erfolg: 2 Dorsche reichen für das Abendessen.  Es ist ein Traum hier, Wald und Felsen bis ans Wasser, die Vögel singen um die Wette. Meist scheint die Sonne und setzt alles in bezaubernde Grüntöne. Warum fährt man immer weiter, wenn es doch so schön ist hier?

Abends hängen die Wolken noch tief

Reisvägevika





Naja, weil man ja auch noch was anderes sehen will. Wegen den tiefen Fjorden und den hohen Bergen sind wir ja nach Norwegen gekommen. Und die liegen noch einige Meilen weiter im Norden. Nur, dass der Wind auch aus Norden kommt, macht es nicht leichter. Wir warten auf ein Wetterfenster.

Und ums Kap Lindenness, der berüchtigten Südwestecke Norwegens zu kommen, haben wir nun schon lange gewartet. In kleinen Schritten haben wir uns ihm genähert. Die Bootsflottille ist immer mehr gewachsen, denn wir alle warten auf ein Wetterfenster. Von Kristiansand sind wir in den Olavsund mit dem kleinem Ort Ny-Hellesund gefahren. Hier waren wir mit der Antares von Ingo und Marlet verabredet. Wir kennen uns vom letzten Sommer und nun haben sie einen ähnlichen Plan wie wir, über Norwegen und Schottland in den Süden. Jetzt haben sie uns in großen Schritten eingeholt. Dazu kommt ein französisches Boot, das Detlef, der mit uns am Anker hängt, am Abend vorher in Kristiansand kennengelernt hat. Das junge Paar Hugo und Myra haben ein Jahr Auszeit und wollen soviel sehen wie es geht. Also Norwegen, Schottland und das Mittelmeer. Am Abend laden wir zum Sundowner an Bord ein. Es wird ein langer und gesprächsstoffreicher Abend. 

Olavsund, Durchgang zum Ny-Hellesund

Ny-Hellesund

Spontane Sunddownerparty

Das Meer kann so friedlich schauen.





Mandal

Dann sehen wir uns nach einem tollen Segeltag in Mandal wieder. Ein kleiner netter Ort mit weißen Holzhäusern am Fluß Mandal. Mandal steht vor allem bei uns auf dem Plan, denn hier gibt ein großen Laden, um endlich unser Angelequipment den Tiefen und den Fischgrößen in Norwegen anzupassen. Wir haben die anderen auch infiziert und so ist der Verkäufer um soviel neue Kunden erstaunt und vermutet schon ob nicht irgendwo eine versteckte Kamera ist. Der Umsatz wird sich sehen lassen können am Abend. Ingo und Rüdiger kaufen gleich eine ganze Grundausstattung. Rüder und Anna von der  Sy Ellen von Jomsburg haben wir am Steg kennengelernt. Er kennt Guido und Ilona und es gibt ein großes Hallo. Auch sie wollen ums Kap. Doch das Wetterfenster lässt noch auf sich warten und so verholt ein Teil der Flotte nach und nach in die nahgelegene Bucht der Insel Hille. 

Nach einer Nacht alleine vor Anker, legen wir uns am kommenden Tag an eine Betonpier an die Seite der Youkali von Detlef. Die Ellen von Jomsberg geht längsseits am Felsen.  Am nächsten Abend hängen alle Beiboote dann bei Guido an der Born. Guido hat Geburtstag. Die Youkali und die Antares haben noch eine Verabredung in der Nähe und sind schon weiter gefahren.

Langseits am Felsen

Abends verzaubert das Licht hier auf Hille








Ein Tag später, das  Wetterfenster für die Kapumrundung zeichnet sich ab. Wir kreuzen bei kräftigen 6 Windstärken ins nahe und nette kleine Lillehav. Auch dort wartet schon ein deutsches Boot, die Fjordlonghi, auf die Kaprundung. Es werden nun diverse Wetterapps gegeneinander diskutiert um den besten Plan für die Abfahrt zu machen. Die einen haben es eilig und wollen soviel Strecke wie möglich machen, den anderen reicht es einfach nur ums Eck zu kommen, denn es sind auch einige Stunden mit Schwachwind zu überwinden und die Küste bietet nicht viele sichere Plätze für eine spontane Unterbrechung. Entweder sind es 15, 45 oder sogar 90sm. Die Flotte löst sich auf. Wir gehen mit der Born in den Fjord um Farsund, angeln uns noch ein Abendessen und finden dann diesen wunderbaren Platz umringt von Wald und Bergen. Mit etwas Glück kommen wir morgen weiter nach Norden.

Endlich, das Kap Lindeness

Lillehav

Lillehav
Die Flotte ist unterwegs

Lillehav


Lillehav


Das Abendessen ist gesichert




Kap Lindeness





Freitag, 19. Mai 2023

Sprachlos in ....


Die Felsen stehen imposant über dem Boot. Das frische Grün der Bäume und Büsche leuchtet in allen Schattierungen gegen die Sonne. Der Himmel ist blau. Die Bucht, in der wir vor Anker gegangen sind, ist klein und rundum geschützt. Wie viele Buchten hier. Gestern Nacht hatte es noch kräftig geblasen, deswegen schaut man schon auch 2x hin. Die paar Meilen, die wir heute gefahren sind, waren so beeindruckend. Ferienhäuser in allen Größen, moderne Architektur und schönes Traditionelles mischt sich am Ufer. Wir fahren durch die Blindleia. Ein kleiner Küstenabschnitt, der sich ab Lillesand binnen ca. 10 sm nach Westen zieht.

Es ist Nationalfeiertag in Norwegen. Überall große rote Flaggen mit dem blauweißem Kreuz, dazu der wolkenlose Himmel und immer wieder dieses Farbenspiel diverser Grüntöne und graubraunen Steintönen mit dem glitzernden Sonnenlicht. Eine Bucht, einladender als die andere. Dennoch, wir haben uns entschieden.  Luseholmen. An 70 m hohen Felsenwänden entlang und dann um die Ecke.  Der Anker fällt auf 8m. Ein Traum. Ganz nah am Felsen. Der Wind kommt dafür nun von oben und allen anderen Richtungen. Egal.... So beeindruckend.


Luseholmen


Um die Ecke noch




Die Sonne geht früh weg. Aber bei dieser Aussicht nimmt man das gerne mal hin




Um von dieser Sprachlosigkeit weg zu kommen und es in Worte zu fassen, muss ich schreiben. 

Und es ist nicht nur heute so, auch wenn es heute das Ganze noch getoppt hat. Die ersten Bucht, in der wir vor 9 Tagen das erste Mal den Anker in den norwegischen Grund gesenkt haben, war ja schon beeindruckend. Ich dachte da kommt nicht mehr soviel. Doch ich hatte mich getäuscht. Bei meinem letzten Besuch hier in Norwegen 2015 habe ich doch eher die überfüllten Orte mit dicken Motorbooten gesehen. Für das Reinfahren in die ganzen kleinen Fjorde hatte ich damals nicht die Zeit. Doch das holen wir nun ausgiebig nach. Und es ist Vorsaison.  Das Wetter ist fast durchweg gut, der Wind meistens auch und so genießen wir in kleinen Etappen diese beeindruckende Natur. Haben endlich Angelglück. Täglich wachsen die Fische, wir lernen die Karten zu lesen und gehen tiefer runter. 

Das erste Mal Grillen

Paradiesbucht, unser erster norwegischer Ankerplatz

Von der Paradiesbucht, in der wir noch ein Tag bleiben, am Abend ein Feuer machen und grillen, ging es weiter nach Skutevikkilen. Das war 2015 ein Highlight und ich will wissen, ob mich meine Erinnerung nicht trügt. Guido übt mit seinem Fischfinder und zieht 3 Dorsche aus dem Wasser. Wir angeln nur kleine Fische, die alle weiterschwimmen dürfen. Also Abendessen auf der Born to live. Katharina, unsere erfahrenste Anglerin, nimmt die Fische aus und bereitet sie zu. Köstlich. Und das in dieser wunderbaren Bucht, die rundum geschützt ist, aber für die Einfahrt höchste Konzentration und Adrenalin braucht. Guido küsst kurz mit seinem Kimmkiel den Stein in der engen Einfahrt. Aber nichts weiter passiert. Auch hier bleiben wir noch einen Tag, erklimmen Aussichtspunkte über steile Wege.



Die enge verwinkelte Einfahrt zur Skutevikkilen

Blick über das Schärenlabyrinth vor Kragerö

Sicherer Platz in Skutevikkilen


Dann wollen wir uns Risör anschauen, verproviantieren und Wasser tanken, aber der angesagte Wind war stärker als erwartet und bliess uns an Risör vorbei. Den Wind nutzen wenn er weht. Bei Portör finden wir in einem Naturhafen um eine kleine Siedlung einen Platz. Hier war früher die Lotsen und Zollstation. Davon merkt man zum Glück nichts. Der Zoll hat uns bisher in Ruhe gelassen. 



Abendstimmung in Portör


Portör

Portör



Guido will nach Grimstad und so ankern wir in der Nähe.  Wir kommen mit und finden auch einen Laden, wo wir unser Angelequipment auf die norwegischen Tiefen anpassen können. Auf der Weiterfahrt gegen Mittag lotst uns Katharina auf ein Flach, also auf 20 m, rundum 50 m und mehr. Es ist windstill und wir können auf dem offenem Meer in Ruhe unseren neuen schweren Pilker ausprobieren. Und ... in 1er Stunde haben wir für 2 Boote und 3 Tage genug Fisch. Pollack und Köhler. Katharina erwischt am Ende den größten Fisch bisher. 1,6kg. 



Pollack und Köhler



Kartoffeln haben wir genug eingekauft, dazu Butter zum Braten. Wir sind glücklich. Ab nun ist der Speiseplan etwas einseitig, aber gesund. Salat mit selbst gezogenen Sprossen für noch mehr Vitamine. Es geht uns gut.

Auf der Suche nach einem Ankerplatz fahren wir eher zufällig durch eine bilderbuchmäßige, romantischen Siedlung. Weiße Häuser säumen das Ufer, die Menschen sitzen vor den Häusern und genießen die ersten wärmenden Sonnenstrahlen. Es ist Sonntag und somit einiges los. Die beiden Gasthäuser, mit eigenem Steg für die Gäste, gut besucht. Lyngörsund.


Lyngörsund


Lyngörsun

Gasthaus am Weg




Ein paar Ecken weiter finden wir unseren Ankerplatz. Da es dort recht eng ist, wollen wir mit Heckanker an die Steine gehen. Anfahren, Ausschau nach Felsen im Wasser, zurückfahren, alles vorbereiten und erneut anfahren. Heckanker fällt 3-4 Bootslängen vorher, doch der Wind verbläst uns leicht, wir drohen auf die Untiefe zu kommen und brechen ab. Beim Rückwärtsgeben passe ich nicht auf und schwupp, ist die Ankerleine im Propeller. Motor geht sofort aus, Anker hält das Boot. Das Wasser hat 10 Grad und ich ein Neopren an Bord. Gut so. Das Malheur ist in 15 Min behoben, aber ich erschöpft. Wir ankern nun doch frei und spleißen die Ankerleine am Heck neu zusammen. Auch hier ist es einfach großartig zwischen den Felsen zu liegen. 


Havikene


Vor Lillesand finden wir eine Bucht mit langem Steg. Es ist die Woche mit 2 Feiertagen und das Wetter ist klasse. Wir sind nicht mehr ganz allein in der Bucht. Kurzer Weg nach Lillesand um Wasser zu tanken und zu waschen. 3 Stunden später sind wir wieder zurück. Netter Ort, aber das hier ist besser.

Nach unserem Besuch in Lillesand ist der Steg zum Längseitsgehen frei.




Mit Heckanker an den Steg in Hestholmen


Am Nationalfeiertag geht es dann im zum Teil recht schmale Fahrwasser der Blindleia weiter. Im Sommer,  Südnorwegens befahrenste Seestraße. Wir haben Glück. Die Norweger schlafen lange und wir sind fast alleine. Die Brücke hat 19 m und das Wasser immer über 3 m tief. Eine wunderbare Alternative ohne Wellen dafür viel für Augen und Seele.

Nationalfeiertag. Die Flagge ist allgewärtig
,



Die Nordöstliche Einfahrt zur Blindleia. 19 m Brückenhöhe reichen für uns 



In der Blindleia geht manchmal nah am Felsen vorbei





PS: Inzwischen sind wir vor Kristiansand gelandet, um heute morgen meinen Freund Detlef mit seinen großen Kindern aus Flensburg in Empfang zu nehmen.  Er ist mit einem wetterbedingten Stop in Skagen bis hier her gesegelt, um uns zu treffen. Wir freuen uns. Und um unsere Gäste auch Norwegisch zu bewirten, haben wir gestern schnell noch einen sehr großen Pollack gefangen. Sehr schnell. Leine rein, denke oh... verhakt. ne Fisch dran. Nun habe ich auch filetieren gelernt. Den Fisch gibt es heute Abend.



Hochzeitstag unterwegs. Katharina hat einen Kuchen für Guido und Ilona gebacken.