Dienstag, 26. Juni 2018

Mittsommer, WM und die Schären

Nach Mitternacht nach dem WM Spiel gegen Schweden

Internationales Publikum


"Ich bin für beide" sagte Birgit und hielt mir erst ihre eine Hand mit schwarz rot goldenen Fingernägeln hin und dann ihre Andere mit dem gelben Schwedenkreuz bemalte Hand hin.
Wir sind vor den Toren Stockholms auf einer kleinen Schäreninsel mit einem Pub. Die Insel Getfoten gehört dem Brunsvikenyachtclub und Gäste sind willkommen. Ich war da schon einige Male. Es ist verdammt schön und gemütlich dort. Die richtige Insel um sich das WM Spiel Deutschland-Schweden anzuschauen. Mit uns segelt wieder die Ruby.
Die ideale Insel um nicht Angst zu haben, wenn Deutschland gewinnt. Denn sie ist so international. Der Wirt ein Tscheche, verheiratet mit einer Thailänderin, am Steg liegen Philip und seine Frau Neta, ein Schweizer mit einer Schwedischen Frau. Birgit, eine Hamburgerin mit ihrem Canadischen Mann, beide in Stockholm lebend und ihre beiden 3 sprachigen Kindern.
Dzu kommen noch ein älterer Schwede (sozusagen der Manager der Insel für den Verein) und sein großer Sohn in 2 getrennten Booten. Segelboot oder Motorboot ist da egal. Alle sind nett, offen und freundlich.
Im Pub finden sich dann noch ein anderes, wohl schwedisches Paar ein, wobei man uns andeutet, dass sie auch nur "Zugereiste" sind. Er fanatisch, sehr emotional und springt schon beim ersten Konter der Schweden auf und schreit und will in den Fernseher schlüpfen um noch näher dran zu sein. Wir sehen zwar dadurch weniger, aber der Stimmung tut das keinen Abbruch. Beim ersten Tor der Schweden, ist dann auch klar, wo die Fronten im Raum verteilt sind. Ab der Halbzeit wird es dann voll. Der eine Schwede kommt mit einer übergroßen blau/gelben Flagge daher. Sichtlich schon etwas angetrunken skandiert er schwedisches. Wir halten uns etwas zurück. Stellen aber dann schnell fest, dass nicht nur noch ein Canadier (Geschäftsbesuch des anderen Canadierer) und ein Palestinänser hier sind, sondern auch der Wirt und seine ganze asiatische Verwandschaft noch dazu gekommen sind.

Und so können wir dann in letzter Sekunde tatsächlich den Deutschlandgewinn feiern. Zum Trost lädt Wilfried einen Teil der Mannschaft noch auf die Ruby auf einen Schnaps ein. "Schnaps", das deutsche Wort wird schnell verstanden und die Niederlage noch schneller vergessen.
Fast eine Flasche Himbeerschnaps später, sowas kennen die hier gar nicht, trennen wir uns nach einem schönen nicht dunkelwerdenden Abend nach Mitternacht. Ein Teil der Leute sind vom anderen Steg in einem Schlauchboot angerudert gekommen. Nun ist es eine kleine Herausforderung wieder heil und trocken an den 50m entfernten Steg zu kommen.

Feier nach dem WM Spiel

Sauna auf Getfoten. Beste Aussicht

Wir haben uns über den Sieg gefreut, wobei das danach doch noch viel schöner war. Wir hatten uns deshalb gewünscht das Spiel in Gesellschaft zu sehen.

Am Tag vorher war Mittsommer. Schon ein Tag vorher machen sich die Schweden auf  in die Natur, sprich den Schärengarten. So auch wir.

Aber mal etwas zurück. Das erste WM Spiel schauten wir wie geplant in einer Kneipe mit anderen Deutschen  in Trosa. Trosa, auch Ort wo ich immer wieder hinfahre. Fast ein museales Städtchen mit fast ausschließlichen bunten Holzhäusern und einem kleinen Fluss, der hier ins Meer fließt. In der Saison recht voll, war es aber noch sehr überschaubar. Ich empfehle wirklich allen angehenden Ostschwedenseglern aus Deutschland den Juni unbedingt voll einzuplanen. Es ist einfach so schön ruhig noch.
1.WM Spiel in Trosa

Scheissspiel, aber gute Hamburger

In Trosa trennen Ruby und wir uns. Sie wollten weiter gen Norden. Wir wolltem einem Freund wieder Richtung Süden entgegen segeln. Doch der Wind bläst kräftig aus Süd. Nach langem diskutieren und einigen Whatsappnachrichten später, stellten wir die Idee ein. Für beide Boote wäre nur Stress herausgekommen. Und so ziehen wir bei kräftigem Wind nur die Genua hoch und segeln einige Meilen nach Norden. Wieder durch den Dragetskanal. Direkt dahinter gibt es eine wunderbare Ankerbucht,  in der wir die angekündigten 8 Windstärken in der Nacht gut begegnen können.
Dragetskanal. 2m tief und vlt 5m breit

Am Morgen war es dann grau und irgendwie ungemütlich, und so verholen wir uns in den netten Vereinshafen nach Nynäshamn. Es gibt dort nur 7 Gastplätze, doch die waren wegen einem Segelcamp für Jugendliche belegt. Glücklicherweise fanden wir einen letzten Platz am Stegkopf. Dort treffen wir den Hamburger Alleinsegler Bernd. Wir wollen uns wieder sehen, evtl zu Mittsommer, doch leider verlieren wir ihn aus den Augen. Schönen Gruß auf diese Weise.
Denn wir sind am nächsten Tag mit immer noch kräftigem Wind und tiefhängenden Wolken nur bis Namdö gesegelt. Der schwarze Himmel von Südwesten verheitt nichts gutes.und wir haben genug gefroren.
Bernd war morgens schon sehr früh los und lag etwas nördlicher. Dort wo die Ruby lag.

Nynäshamn mal anders. Ungemütliche riesige Hafen im Hintergrund

Wir liegen im Vereinshafen mit Blick auf das alte Badehaus

Das alte Badehaus ist nun der Spabereich eines 4 Sterne Hotels an deren Bar wir abends uns noch einen Drink gönnen. bezahlbar. Nur 4 Euro pro Drink

In der Bucht des Vereinshafen in Nynäshamn
Am Mastkran mit Leiter kann ich endlich ein 2.Grossfall einziehen. Es war mir letztes Jahr ausgerauscht

Nämdö, eine tief eingeschnittene Bucht im Norden mit einer Schärensauna. Nur hat es direkt nach dem Ankern so zu regnen angefangen, dass wir nicht mehr an Land rudern wollten. Kurz vor Mitternacht hellt sich der Himmel wieder auf und ein verzaubernders Farbenspiel zieht über die Bucht.
Nach dem Regen in Nämdö

Am nächsten Tag ist der Wind weg. Wir motoren zu unserem Mittsommerziel. Gällnö. Eine Insel, die ich immer wieder besuchen kann. Unterwegs treffen wir auf die Ruby. Perfekt getimed.
In Gallnö sind wir nicht die einzigen und es werden noch einige mehr im Lauf des Abends. Dennoch hat man nicht das Gefühl von voll. Wir rudern nach einem Regenschauer an Land und schauen ob auch am nächsten Tag hier wieder um den Baum getanzt wird.
Leider ist nach diesem wahnsinnigen Start des Sommers, genau zu Sommeranfang und dem zweithöchstem Feiertag für die Schweden, das Wetter alles andere als sommerlich. Wir hätten es ihnen gegönnt.
Kalt ist es geworden.

Friedlich vereint die Beiboote der Ruby und der Slisand.

Immer am Freitag nach dem 21.6. ist bei den Schweden Mittsommer. Morgens wird der Baum geschmückt und aufgestellt. Dann wird gemütlich gepicknickt, Blumenkränze fürs Haar gebunden und anschließend, von einigen Musikern animiert um den Buam getanzt. Alle Altersgruppen tanzen und machen Singspiele. Man fühlt sich wie im Kindergarten aber keinem ist es peinlich. Die Stimmung ist so ausgelassen und schön. Leider ist dieses Jahr viel weniger los hier. Die dunklen Wolken haben doch Einige abgehalten zu kommen. Auch während dem Tanz zieht ein kalter Wind mit kurzem kräftigem Schauer über die Tanzenden. Man hat aber vorgesorgt und so geht es nach dem überziehen bunter Regenkleidung gleich weiter.
Danach verziehen sich die Leute in ihre Ferienhäusern und feiern familär weiter. Unsere Familie sind die anderen Segler und so feiern wir auf unseren beiden Booten weiter. Wir liegen zusammen gebunden an 2 Ankern. Mal hält der eine, mal der andere.
Gallnö am Kaufmannsladen und Pub im Regen am Tag vor Mitsommer



Wetter ist kein Thema in Schweden


Die Westseite von Gallnö

Selfies vor dem Mittsommerbaum

Beim Blumenbinden sind alle zusammen


Mittsommer im Handyzeitalter

Die Musik bittet zum Tanz

Mittsommer auf Gällnö

Nach Mittsommer kommt dann aber die Suche nach einer Möglichkeit das Spiel zu sehen. Als Notlösung steht Vaxholmen auf dem Plan, aber zuerst  mal nach Getfoten. Dort werden wir nicht enttäuscht.

Gasthaus auf Getfoten. Auf den Steinen wird draußen serviert

Am nächsten Morgen dann mal wieder ein kleines Motorproblem. Er startet nicht. Neuer Motor (von 2015) und das Problem hatte ich schon mal (Schottland)-laut Volvoeinbauer, ein übliches Problem bei Volvo-. Der Magnetschalter für den Motorstop klemmt und lässt keinen Diesel durch. Dumm nur, dass man dazu die kompletten Einspritzleitung vom Motor abbauen muss um das Teil auszubauen. Ich habe nach der ersten Erfahrung ein Ersatzteil an Bord und nach etwas mühevollem Entlüften der Anlage springt der Motor nach 1 Stunde Reparatur glücklicherweise wieder an. Volvo D1 30. Konstrukteure könnte man...

Nun unterwegs mit kurzen Segeltagen durch die Schärenwelt vor Stockholm. Gestern Ingmarsö (wunderbar, aber teuer, nur Strom und kein Wasser oder Sanitärgebäude), heute am Felsen in Ladviken auf Krokholmen (noch schöner). Gleich geht es weiter nach Finnshamn, auch Paradiesviken genannt. Die Kira wartet schon. Uns gehts gut. Der Sommer ist, zwar kühl und leicht verhangen, wieder zurück.



Ingmarsö

Ingmarsö. Typisches Gefährt

Statt Brötchentütchen schreibt man es auf den Stein, wo man ist

Ingmarsö

Bucht bei Krokholmen

Krokholmen


Am und auf dem Felsen in Krokholmen