Montag, 25. Juli 2016

Sommer im Schärengarten


Ranöhamn

Duvnäsviken
Es klappert vom Mast, das Windrad nimmt Anlauf um zu arbeiten, die Kette rattert am Bug. Ich liege vor Anker bei Sonnenschein und Wasser das zum Baden einlädt. Mehrmal täglich nun ist eine Abkühlung nötig.
Und das alles habe ich seit einer Woche täglich. Morgens Anker auf und einige Seemeilen segeln und dann wieder den Anker runter. Manchmal auch nur den Heckanker und den Bug an eine Schäre. Es ist ein Traumsommer, mit moderaten Windbedingungen. Abends schläft er meist ein und kommt zum Frühstück wieder. OK, auch 1-2 mal hat sich kaum oder sehr schwach gezeigt, aber auch dass gehört dazu. Zum Supersommer in Schweden 2016.
In Notttälje sind Reinhard und Walter an Bord gekommen. Wir 3 waren schon letztes Jahr in Schottland unterwegs. Was für ein Kontrast zu den kalten Hebriden. Uns hält es auch nicht im Hafen und wir segeln noch bis an die Ostseite von Gisslingö. Vorher drehten wir noch eine Besichtigungsrunde durch den Österhamn auf Lidön. Doch da war es uns zu voll und zu eng. Wir probieren wir noch 2 Schärenplätze im Norden von Gisslingö, doch der einzige gute Platz war schon besetzt. Das macht aber nichts, denn es gibt so viele Alternativen.  Im Duvnäsviken liegen einige Motorboote jeglicher Größe an den Steinen. Wir entscheiden uns dann doch für den Anker. Allein ist man um diese Zeit hier nirgends. Die Millionenstadt Stockholm hat Ferien und wer weiss wieviele den hier vor der Haustür im Schärengarten verbringen.
Duvnäsviken


Morgens kreuzen wir gen Süden bis nach Rödlöga. Die Insel liegt direkt am Fahrwasser nach Süden. Wir sind früh dran. Schon kurz nach Mittag laufen wir ein. Nur Wenige laufen aus und somit ist der große Hauptstein, der als Festmacher für fast alle dient schon bzw noch gut belegt. Wir legen uns deshalb, wie ein Finne auch, vor Anker in den schmalen Sund.
Die Insel ist wunderbar. Wir machen eine Erkundungstour Richtung Kaufmann und Cafe. Es ist schwülheiss, die Mücken freuen sich über frisches Blut auf der Insel und es kommt zu einem erlösenden kurzen Schauer. dadurch wird es noch dampfiger. Wir fühlen uns nicht im Norden, eher in den Tropen. Wir lassen uns dennoch den Kuchen hier schmecken und wandern wieder zurück. Als ich am sognannten Seglerhafen  wieder ankomme, ist dort ein treiben wie an einem Hochsommersonntag im Freibad. Die Steine auf der anderen Seite des Sundes sind nun voll belegt. Vorher war da keiner, aber mit dem Schauer hat der Wind gedreht. Vor Anker drängeln sich nun 5 Boote und es ist schon reichlich eng und immer mehr Boote kommen noch rein.

Rödlöga. Den Schildern nach druch die Insel

Die Pfade sind nur Holzbohlen

Noch ist es leer in Rödlöga

Wir liegen auf der anderen Seite vor Anker
Durch diesen Kanal fahrenwir nach Süden raus fahren

Aber es ist eng und hohe Konzentration ist gefragt, als ein großes Motorboot entgegen kommt

Rödlöga

wasser auf den Schären gibt es nur so


Rödlöga

Cafe in Rodloga

Wir gönnen uns ja sonst nichts

Rodlöga

Langsam wirds voll, auch gegenüber

Uns reicht es. Tolle Insel, aber nun aber weg hier.  Durch einen sehr schmalen Kanal kann man die Insel nach Süden verlassen. Spannung, denn es kommt tatsächlich einer entgegen und es ist eng.
Dann navigieren wir uns durch die Steine, weg vom Fahrwasser. Mit Kartenplotter kein Problem. Nur mit Karte, schon anspruchsvoll. Meine Hochachtung für die früheren Segler hier ohne Elektronik.
Ich habe einen Tipp von Carsten bekommen. Rund um die Insel Gubben, etwa 8 sm südöstlich von Rödlöga, soll es schöne Ankermöglichkeiten geben. Auch hier sind die besten Stellen natürlich schon länsgt besetzt, aber wir finden unsere eigenen Schäre etwas abseits. Mutig fahren wir da ran. Es gibt nur eine  Stelle wo es geht. Somit bleiben wir allein.


Vollmond an der Schäre mit Gitarre und Feuer.

Eine Schäre für uns allein

Dunkel wird es kaum

Die Außenschären haben ihren ganz eigenen Reiz

Durch enge Rinnen muss man fahren um hier rein und raus zu kommen

Wir suchen uns Brennholz auf der kleinen Insel und machen uns zum Sonnenuntergang ein Feuer. Der Fastvollmond geht über den Bäumen auf. Ein Traum. Wir kommen spät ins Bett.
Das ist dann nur noch schwer zu toppen.
Wir brauchen Trinkwasser und so suchen wir einen der Häfen Möjas auf. Doch leider gibt es auf der ganzen Insel kein Wasser. Nur mit einer Handpumpe in Hafennähe kann man mitgebrachte Kanister füllen. Wir haben unseren Solarsack mit ca 20l. 3x machen wir das und dann reicht es hoffentlich wieder für ein paar Tage.
Wir nutzen den schwachen Wind und segeln in die inneren Schären. Es zieht mich die Ruhe meiner Lieblingsbucht bei Gallnö. Und tatsächlich es ist kaum einer dort. Vor Anker sind wir allein.  Wir wandern zum Kaufmann und Pub in den Inselort und genehmigen uns einen frühen Sundowner. Auch abends bleibt die Bucht erstaunlich leer.
Der Sundowner am Nachmittag

Gallnö, das Pub mit Steg

Friedlich schwojt die Slisand

Am Morgen braucht der Wind etwas bis er in die Gänge kommt

Am nächsten Tag hab ich einen Ankerplatz im Kopf, den ich seit 2008 mal wieder finden will. An den Inselspitze steht eine Sauna für alle. Man trägt sich in ein Buch ein und reserviert damit 1 Stunde. Und von 17-19 Uhr ist ohne Reservierung Sauna für jedermann. Ostholmen, südöstlich von Möja. Zum Saunabesuch legen wir uns an die Schäre, für die Nacht aber lieber vor Anker, denn der Wind steht seitlich auf den Fels. Morgens dann nochmal den Privattermin. Sauna mit Abkühlung direkt in der Ostsee.
Jedermann in der Sauna sind wir, Edi von der Kira und eine schwedische Familie. Wir quatschen viel, während ein Aufguss nach dem anderen uns auf Temperatur bringt. Edi kenne ich. Ich stelle das fest, als er von seinem Schiff erzählt, dass er vor 1,5 Jahren in Malaysia gekauft hat. HR42. Ich meine noch: "so eine wie Rollo Gebhard sie segelte?". Er: "es ist die von Rollo". Und dann ist mir klar. In Facebook hat er nach einer Überführungscrew gesucht und ich hab mich damals gemeldet, weil mich die Strecke gereizt hat. Nur waren die Termine sehr eng gesteckt und meinen Planungsspielraum zu klein. Nun lerne ich den Skipper so kennen, in der Sauna mit Blick über die Schärenbucht.

Hier bitte buchen. Die Sauna, Maximal 1 Stunde. Pro Person 2 Euro

Zeit für Gespräche

Sauna mit Schäre zum Anlegen

Abends kommt Edi noch vorbei gerudert und läßt sich Tips zu den Alands geben. Dazu gesellt sich dann noch Hannes aus Bremen, der nicht weit weg an einem Kleinen Stein mit seinem IF Folkeboot liegt. Hier hoch getrailert ist mit seiner Frau und nun kreuzen sie hier 3 Wochen durch den Schärengarten. Er liebt Schottland und hat da länger gelebt. Da hatten wir ja gleich was zu quatschen.
Napoleonsviken. Das hab ich so oft nun in allen möglichen Führen gelesen. Napoleon hat hier angeblich mal gebadet. Nun ist es Zeit da mal hin zu segeln. Eine große Bucht umschlossen von recht hohen Felsen. Gut besucht, ist uns eh schon klar, aber es ist recht tief zum Ankern und das mögen nicht so viele. Also hinein. Wir finden auf 10m einen Ankergrund. Reinhard und Walter erklimmen dann sogar den höchsten Gipfel mit bester Aussicht.
Napoleonsviken. Blick von ganz oben...

und in die andere Richtung

Trotz vieler Boote ist genug Platz

Lichterspiel um Mitternacht

Den schönen Nordwind nutzend, segeln wir am nächsten Morgen nach Utö. Aber ich weiss von der Hochfahrt noch, der Hafen ist beliebt und schnell voll. Es gibt etwas südlich an der Kirche eine Bucht. Dort kann man Ankern und wir werden fündig. 4 andere liegen da und und bleibt dabei. Wir paddeln zu dritt im kleinen Schlauchboot an Land und laufen die 2 km in den Ort.
Ort? 2 Kneipen, 1 Supermarkt, 1 Bäcker, 1 Fahrradverleih, der Hafenkiosk und einige kleinen Touristenramschläden. Wir brauchen was zu essen. Auf der staubigen Landstraße, die in einem überflüßigen weitem Bogen durch die Insel führt ist es brütend heiss. Kein Auto hat Erbarmen mit den 3 bärtigen, schwitzenden Gesellen. Die Mofa-Dreiräder wären ja schon verlockend. Nein. Am Ende laufen wir auch wieder zurück. Aber nicht ohne vorher mal für uns Kochen zu lassen.


Der Verklicker klemmt. Reinhard macht den mutigen Job

Und bring Bilder mit nach unten. Blick nach Utö Hafen im Norden

Utöhafen. Voll und trviel Trubel

Slisand von Oben

An dem Steg finden wir tatsächlich eine Lücke. Vorne rechts ist es zu flach, deswegen leer

Das wäre unser Fahrzeug für die Insel. Doch leider fuhren alle voll bestetzt an uns vorbei
Den Bäcker kann man empfehlen in Utö. Die Backstube direkt dahinter
Abseits vom Trubel in Utö vor Anker

Am Morgen entdecken wir, dass unser gesamter Brotvorrat verschimmelt ist. Wir gehen Ankerauf und finden im vollen Hafen in Utö tatsächlichen einen Stegplatz und holen schnell neues  Brot.
Als wir ablegen, lauern schon mehrere Boote auf einen Ablegenden. Verrückte Insel und verrückte Schweden. nur 1 sm südlich lagen wir friedlich und sicher vor Anker. Hier quetschen sie sich in die letzte Lücke und sitzen sich gegenseitig auf dem Schoß. Und das noch am Vormittag.
Carsten und Conny mit ihrer Augusta liegen nicht weit weg und haben einen super Platz für uns. Wir wollen doch endlcih mal grillen und an einer Schäre geht das einfach am Besten.
Wieder mit Kartenplotterhilfe durch die Schären ohne Fahrwasser und wir sind nach 15 sm in eine unbeschreiblich schönen Bucht. Fast allein. Den Mastenwald sehen wir etwa 1 sm weiter südlicher, doch hier sind nur 3 andere Boote. Danke Carsten für diesen Platz.

Feuer in der Schale, nie auf den Steinen

Diese Momente werden 2016 in Erinnerung bleiben

Slisand und Augusta . Reinhard grillt schon mal


Friedlich vor Anker. Schönes Boot

Aber das Paradies hat einen Haken, denn nach Sonnenuntergang sind wir nicht mehr allein. 1000000000von Mücken fallen über uns her. Kleidung und Mückenmittel helfen nur bedingt und somit wird es leider nicht solange, wie wir uns das gewünscht hatten. Und ich weiss nun, was der kleine unterschied zum echten Paradies ist, dass man ja immer für irgendwann versprochen bekommt. 
Die Jungs müssen balds zurück und somit bringen wir uns in günstige Ausgangslage zu Nynäshamn. Dort ist der Bahnhof direkt am Hafen und für Crewwechsel ideal. Wir ankern noch eine Nacht in Ranöhamn. Sicherer Ankerplatz bei fast allen Winden. Gutbesucht, aber groß genug um sich wohl zu fühlen.
Ranöhamn

Nun sind die beiden in der Bahn, der als Schienenersatzverkehr begang. Ich hab meinen Aussenborder repariert und mich wieder in eine nahe Bucht verholt. Morgen fahre ich nochmal zum Waschen (heute war nichts mehr frei)rüber und und zum Einkaufen. Nach einer Woche im Schärengarten ist das Boot arg geplündert.
Dann geht es weiter langsam Richtung Süden. Es bläßt ab nun konstant aus Süd, somit komme ich nicht so weit an einem Tag und habe die Chance viele neue kleine Buchten für mich zu entdecken und weiter um meinen Anker zu schwojen.
Dieser kleine Fisch starb in unserer Toiletten Pumpe

PS:
Als wir in Gallnö liegen, schreibe ich Christian, mit dem ich schon länger lose in Kontakt stehe und da stellt sich raus, dass er keine Seemeile entfernt in einer Nachbarbucht liegt. Also Fahren wir da morgens rüber. Christian ist Fotograf und Journalist und ich kenne sein erstes Buch, in dem er  mit sehr vielen Fotos seine Reise in einem Folkeboot um die Ostsee schildert. Nun ist er mit einem Geliehenen Boot unterwegs um Menschen zu portraitieren die am und auf dem  Meer leben.
Ich bin auch gleich Opfer, als ich meine Geschichte der Slisand erzähle.
https://www.facebook.com/ostseeandersrum#
Später versuchen wir, leider erfolglos seinen Heckanker wieder zu finden. Den hatte er am Vorabend geworfen und vergessen die Leine am Boot zu sichern. Shit happens



1 Kommentar:

Karsten hat gesagt…

Hallo!

Toller Beitrag und tolles Boot! Bin soeben auf eure Seite gestoßen. Werde euch auf eurem Blog mal etwas verfolgen. Viel Erfolg Euch noch bei eurer Reise!

Viele Grüße
Karsten