Donnerstag, 20. Juli 2017

Einmal Finnland und zurück


Nebelschwaden zeihen über die Schären


Als ich ganz früh am Morgen zur Dusche gehe strahlt der Himmel im milchigen Blau. Die Sonne ist schon wieder seit Stunden am scheinen. Der Wind ist eher still. Als ich wieder zum Boot lauf ziehen die ersten Nebelschwaden durch den Hafen. Nicht einladend.
Wir wollen heute mindestens 35sm machen. Es soll die nächsten Tage kräftigen Wind geben und wir haben einen Termin. Dann lieber mit schwachen Wind weiter. Doch nun das. Die Inseln in vielleicht 2 sm sind schon nicht mehr zu sehen, aber die Sonne über mir. Kann wohl so schlimm nicht werden. Nach dem Frühstück wagen wir es. Die Nebelschwaden sind nicht dicht und lösen sich immer wieder auf. Ich mach den Radar an und mit Hilfe des Kartenplotters wagen wir uns raus. Schon bald können wir Segel setzen und gemütlich am Wind nach Südosten segeln. Wir waren in Lappo und nun geht es südlich um Korpo herum nach Finnland. Wir haben die Alands verlassen. Immerwieder ziehen Nebenfelder umher. 
Dann wird es dicht


Sicht ist minimal

Und dann kommen sie dick, die Sicht geht runter auf 200m. Leise vom Wind geschoben schleichen wir vorwärts. Keine Geräusche. Der Blick fest auf den Radar gerichtet. „Da...!“ das sind wohl andere Segler. Ich gebe ein Hornsignal. Keine Antwort. Nachja... Ich sehe sie. Die anderen Echos habe ich schon zu geordet. Tonnen und kleine Schären. Ich ändere   etwas den Kurs, damit wir nicht gleichzeitig an der Tonne ankommen. Ein paar Bootslängen neben uns tauchen dann 2 Segler auf. Ohne Radar. Ich bin froh ihn zu haben.
1 Stunde später ist der Spuk vorbei. Blauer Himmel und Sonne, als ob nichts gewesen wäre. Die erste Inselgruppe, ein Mögliches Ziel, lassen wir hinter uns. Der Wind schiebt uns so schön voran. 
zwei glückliche am Lagerfeuer


Stenskär

Digeridoo zum Sundowner


Stenskär

Stenskär hat mir ein Finne als Tipp mitgegeben. An den beiden Stegen ist es schon gut gefüllt. Ein Fels an der Schäre Birsskär bietet sich an. Reinhard will an den Fels. Ich lass mich überreden und fahre ganz langsam an den Fels. Sieht gut aus. Sogar Ringe im Felsen. Wir sind nicht ersten hier. Aber für heute. Und das bleiben wir auch. Abends sitzen wir auf dem erhöhten Fels und machen in unserer Feuerschale ein kleines Feuer. Und sitzen bis nach Mitternacht. Es wird ja kaum dunkel. Nur kalt. Ja die Kälte ist dieses Jahr das Hauptthema. Finnen er zählen, es sei der kälteste Sommer seit 100 Jahren. Sie würden in in ihren Skisachen zum Segeln gehen. 
Fisch gab es hier im kleinen Laden in Stenskär

Der Laden in Stenskär ist im alten Bootshaus

Von Stenskär segeln wir weiter in die Inselwelt Kasnäs. Auf der Insel Nämanön finden wir eine sehr geschützte Ankerbucht. Wir fühlen uns sicher in der Bucht und so kann der nächste Tag mit seinem starken Wind kommen. Wir sind nicht allein dort. Beim Einfahren begrüßt uns eine deutsche kleine Yacht. Sie erkennen die Slisand. Ich lade sie an Bord ein. Max und sein Freund unterwegs mit der Novia, einer Albin Vega machen die Ostseerunde. Kommen gerade aus Hanko, wo sie mehrere Tage festlagen.
Vor Anker

Am nächsten Tag bläßt es gut aus West. Nur unter Fock segeln wir durch enge Fahrwässer und kleinen offenen Seestücken dazwischen nach Osten. Wir wollen noch nicht nach Hanko. Wir suchen uns einen Ankerplatz im Västanfjärd. Bredviken. Vom vielen Lehm in der Bucht ist das Wasser türkis und trüb. Hinter dem vielen und hohen Schilf sieht man Häuser und einige Anleger die wohl nur durch das Schilf zu erreichen sind.
Am morgen kommt ein Boot auf uns zu. Ich sehe den fragenden Blick. „Darf ich...?“. Ich winke ihn heran. Ein Fischer kommt längseits um etwas zu ratschen. Er erzählt, dass hier nur einige dauerhaft hier wohnen. Nein, er hat gerade keinen Fisch. Es gibt nicht mehr viel Fisch hier. Zuviele haben eine Lizenz. Und wir hatten schon Hoffnung wir könnten was Schönes von ihm kaufen. Er will uns in sein Haus einladen. Da wir aber feste Termine in Hanko haben müssen wir leider ablehnen. Wäre bestimmt interessant geworden. „Warum wir hier alleine geblieben sind, ob wohl die Bucht so schön und geschützt ist?“ „Zuviele Marinas. Die Leute wollen ein Restaurant und eine Dusche“.
Es fällt wirklich auf. Es sind sehr viele Boote unterwegs hier und die Anleger sind jetzt zur Urlaubszeit brechend voll, aber die wunderbaren Ankerplätze teilen wir, wenn überhaupt mit sehr wenigen anderen Booten.
Bredviken

Hanko, eine Stadt mit großem und gut besuchtem Hafen. Ein Kommen und Gehen sowohl an Land wie zu Wasser. Wir gönnen uns eine ausgiebige Dusche mit Sauna und ein Abendessen mit Hafenblick. Livemusik in diveresen Lokalen. Es ist Samstag und einiges los.
Reinhard und Walter fahren am Sonntag mit dem Zug nach Helsinki. Kleiner Fussmarsch von 15 min bis zum Bahnhof. Endhaltestelle einer kleinen Regionalbahn. Nichts los. Ein Gleis, ein Wartehäuschen und ein verschlossenes karges Bahnhofgebäude. Gäbe eine gute Filmkulisse ab.
Ich mache Klarschiff und kaufe ein und am Nachmittag kommt pünktlich Susanne über Helsinki wieder an Bord. Wir machen uns noch auf den Weg. Der Umkehrpunkt der Reise ist erreicht. Der Wind steht günstig, soll am nächsten Tag aber drehen. 
Hankö, Endstation

Der  Hafen in Hankö

Wir segeln in den Abend und werfen gegen 21 Uhr den Anker wieder in der Bucht auf der Insel Nämanön. Am morgen können wir den letzten Südwesten nutzen und segeln hoch am Wind bis Gullkrona. Ab da geht der Kurs nach Westen. Dahin hat inzwischen der Wind gedreht.
Gullkrona war 2008 eine gut besuchte und viel beworbene Schäre mit Cafe und kleinen Inselgeschäften und Fischräucherei. Ich habe von einigen schon gehört, dass die alles wohl geschlossen ist, seit der Inhaber erkrankt ist. Keine wusste es genau. Also motoren wir durch die geschützte Bucht von Gullkrona. Die Stege sind leer, z.Teil sogar mit Stacheldraht abgesprerrt und ein „Closed“ prangt an den verschiedenen Schildern. Ein Mann am Ufer gibt eindeutige Zeichen.
Egal, wir wollten eh nur mal sehen. 





Brannskär, ein Tipp von Christian Irrgang in seinem neuen Buch „Ostseemenschen“ liegt nur 3 sm weiter. Es ist Mittagszeit und der Steg ist fast leer.
Es wirklich sehr schön da. Wir sollen Simon, einer der neuen Bewohner dieser Insel und im Buch portraitiert fragen, ob er das Buch bekommen hat.
„Nein, Simon ist nicht da. Es ist für ein paar Tage segeln gegangen. Das Buch?. Keine Ahnung ob er das hat.“ Egal, wir kommen auf diese weise auch an ein nettes Gespräch und lassen uns noch ein Stück Kuchen und später auch noch geräuchten Lachs schmecken.


Doch dann ist es mit der Idylle vorbei. Innerhalb einer Stunde ist der Steg voll. Eine schwedische Flottilie legt an. 7 Boote. Alle größer als wir und wir mittendrin. Da muss ich nicht lange überlegen. Das will ich nicht. Wir brechen nach nur 2 Stunden wieder auf. Schade, ist eine Insel zum Bleiben, aber nicht wenn Horden von Booten hier Party machen wollen.
Nur 6sm weiter finden wir eine Bucht für uns. Tolle Bucht, wieder allein. Nach meinem Geschmack. Südlich von Nagu der großen Insel im Turku Archipel. Die Insel Ängsö bildet eine wunderbare Bucht aus. Warum da keiner reinfährt?


Am nächsten Morgen kräftiger West. Wir wollen etwas segeln und segeln im Sund zwischen Nagu und Korpo  nach Norden. Ich habe in meinem alten Logbuch ein Hafen gefunden, der mir damals sehr gut gefiel. Insbesonders die Sauna mit tollen Ausblick. Vekan. Der Hauptort auf Korpo. Schon Mittags gut besucht, mit riesigen Motorjachten verunstaltet der Hafen, drehen wir nur eine kurze Runde und fahren nur 1,5sm weiter durch ein kleines Inselgewirr zu einem Ankerplatz. Ich kanns kaum glauben. Wieder allein. Und wir bleiben es auch. Man kann doch in der Saison noch seine Ruhe finden.
Am nächsten Tag sind wir mit der Wiking, die ich in Lappo verabschiedet habe verabredet. Der Wind ist kräftig, ich ziehe die kleine Fock hoch und wir können am Wind nach Kokär im Süden der Alands segeln. Die Wiking hat es etwas weniger weit. Kommen von der Jungfruskär.
Sandvik die Bucht im Norden der großen Inselgemeinde Kokär hat einen Steg mit Cafe und Laden. Sehr schön gelegen und gut geschützt. Deswegen ist der Steg schon am frühen nachmittag voll. Wir legen uns vor Anker zu einigen anderen, die Wiking kommt kurz darauf.
Bis spät abends wird am Steg das letzte an Platz noch irgendwie besetzt. Einige gehen dann doch vor Anker um morgens um 9 schon den Anker zu lichten und flugs den freien Platz am Steg einzunehmen. Wir haben Hafenkino in Vollendung.
Sandvik auf Kokär

Wir bleiben. Der Wind soll erst am nächsten Tag nach Nord drehen und für uns gut passen. Mit Reiner und Sabine von der Wiking machen wir eine Radltour. Karlby, der Hauptort hier hat auch einen kleine Hafen. Da war ich letztes Jahr schon. Die Einfahrt ist etwas tricky aber man liegt gut da. Nur ist es halt eng und man kann nicht Ankern. Und das ist mir gerade wichtig, wo die Stege doch gut gefüllt sind.
Am Ende erwischt uns noch ein Regenschauer und ich mache noch ein kurzes Bad. Ich hab vor lauter „nicht nass werden wollen“, das Schauchboot nachlässig fest gemacht. Also ausziehen und dem Schlauchboot hinterher schwimmen. 
Sonnenuntergang in Stenskär


1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Ich fand es in den Alands auch sehr angenehm leer. Wenn ich ankere will ich auch keine Ruhe. Kein Vergleich zu den Stockholmer Schären. deshalb finde ich die auch bei weitem nicht so schön.