Dienstag, 9. August 2016

Eingeweht in Kristianopel



Der Wind pfeift durchs Rigg, Boen drücken das Boot auf die Seite. Die Sonne verzieht sich immer häufiger hinter Wolken und manchmal kommt ein kurzer Schauer daher.  Wie schön, wenn man dann in einem geschützten Hafen liegen kann. Wie Zugvögle sammeln sich die Südziehenden Segler, meist Deutsche hier und warten auf segelbare Bedingungen. Manchmal traut ich einer raus um wenigisten noch etwas in Landschutz weiter zu segeln. Meist nach Sandhamn, der Südostecke von Schweden.
Die Slisand liegt etwas nördlicher in Kristianopel. Da habe ich schon 2014 mehrere Tage gewartet. Der Ort ist klein. Ein Lebensmittelladen, eine Kirche und ein Campingplatz. 2 Cafes und 3 Restaurant schätze ich und eine gemütliche Hafenatmosphäre. Hier kommt man sich schnell näher oder triff Segler, die man schon vorher kennengelernt haben.
In Vestervik, wo wir nach langem wieder eine Nacht im Hafen verbracht haben, und sich auch viele schon gesammelt haben, fühlten wir uns nicht so wohl. Mit 340 Kronen (ca 38 Euro) der teuerste Hafen der Reise, dafür , wie auf meine erstaunte Nachfrage gesagt wird: " All Inclusive". Ok, dann wird alles auch  genutzt, Pool (kaltes Meerwasser), Sauna, und Waschmaschine. Hätte ich alles nicht gebraucht, aber bezahlt ist bezahlt.
Und die Akkus, der Kühlschrank  und der Wassertank sind auch mal wieder richtig voll und dafür musste dieser Stop sein. Nun wird es langsam schwierig mit schönen Ankerplätzen.
Einen finde ich beim Blick in die Karte südlich von Eknö, nur etwas ab vom Fahrwasser.Lindnäsviken.  Eine besetzte SXK Boje und sonst niemand in der Bucht. Gut geschützt gegen Süd und West. Die zur Zeit beiden Hauptwindrichtungen. Es gefällt mir.
Figeholmen

Figeholmen

Figeholmen

Etwas Abseits vom Trubel in Figeholmen

Figeholmen, ein kleiner Ort nördlich von Oskarshamn, liegt nicht direkt auf dem Weg und wurde deshalb bisher links oder auch mal rechts liegen gelassen. Ein Fehler wie sich herausstellt. Alle haben mir davon vorgeschwärmt und diesmal hab ich die Zeit. Ein Bootsclub betreibt die kleine Hafenanlage. Ein kleiner Fluss führt durch den Ort. Es ist gemütlich. Und auch hier alles (fast) in deutscher Hand. Ich liege etwas am Nebensteg, mit einem längeren Fußmarsch zum Servicegebäude, dafür etwas privater. Plötzlich steht Marcel vor mir. Wir kennen uns vom Seglerstammtisch in München. Er ist als Skipper unterwegs und segelt eine Segelschulyacht nach Süden. Nicht ganz so entspannt, was die Zeit angeht wie ich. Deshalb wollen sie am Morgen auch schnell los. Doch der Südwind schwächelt und dreht umher. Ich fahre zum Teil unter Motor zum Teil unter Segel im Binnenfahrwasser nach Süden. Weit will ich eh nicht.
ich habe mir auf der Karte eine kleine nicht wirklich rundumgeschützte Bucht ausgesucht. Mit vielen Steinen. Ich denk mir noch, dass man den Seekarten ja schon ganz schön viel Vertrauen entgegen bringt. Ist da wirklich jeder Stein drin? Naja, in den Fahrwassern wird das wohl so sein, aber in abgelegene Buchten?
Ich will den Anker laut Kartenplotter vor der 3 m Line fallenlassen und als ich dafür zum Vorschiff eile, sehe ich schon Grund und der Anker fällt keine 2 m. Zurück aber schnell! Später gräbt er sich auf 4 m ein. Man liegt mit Blick auf den Kalmarsund. In der Ferne im Dunst die Blaue Jungfrau (Insel), auf der Südseite einige Windräder und von Westen trägt mir der Wind die Autobahngeräusche zum Boot.
Abends ein Regenschauer, ein Regenbogen und dann viel Blinken am Horizont. Die Windräder rot und die hinterm Wald versteckte große Fabrik von Monsteräs blinkt an ihren Grundstücksgrenzen. Oben glitzern die Sterne und von fern brummt leise aber unaufhörlich die Autobahn.
Naja, für eine Aufnahme in die Wahl zur  Ankerbucht des Monats hat es nicht gereicht und als beim Rausfahren noch ein Stein die Slisand  zu einem Bocksprung veranlasst, obwohl der Kartenplotter hier überall mehr als 3m anzeigt, wird die Bucht zu den Akten gelegt.
Nach jedem Schauer ein Regenbogen

Vor Anker zwischen den Steinen

Der Regen ist vorbei

Der Westwind ist so gut, dass ich mal wieder ein langes Stück segeln will. 35 sm bis Kalmar. Aus den vorhergesagten West 3-4 werden am Ende 5 mit Tendenz zu Süd und Böen bis 7.
In Kalmar treffe ich wieder auf Marcel und Gregor. Spät kommt auch noch Christian mit seiner Frau Susanne an. Wir verabreden uns im irish Pub, wo es am Wochenende immer Livemusik gibt.
Wir haben alle nur ein Gesprächsthema. Seit Tagen ist anzusehen, dass wir einige Tage festliegen werden, weil ein Ausläufer eines Sturmtief vor Norwegen uns Starkwind und Sturm bringen wird. Wir wählen Kristianopel. Ich kenne den Hafen und finde ihn zum Abwettern ideal.
Nein nicht USA. Kalmar am Samstag abend

Damit jeder Seemann weiss wo er nun  ist

Bei kräftigem Westwind sind die 24 sm schnell abgesegelt, Christian kommt auch nach nur Marcel, wie er mir am Funk erklärt,  will den Wind noch nutzen um bis Sandhamn die 10sm weiter zu segeln.
Der Hafen füllt sich langsam, es kommen noch Freunde dazu, die diesen Sommer erst jetzt Richtung Norden segeln. Sabine und Reiner, die am Anfang der Reise mal bei mir mitgesegelt sind, kommen mit ihrer Wiking am nächsten Tag dazu. Den Abend verbringen wir auf Bänken vor unseren Booten. Ich spiele Gitarre, alle singen mit und jeder hat seinen Wein oder Bier mitgebracht. Es gesellen sich noch Ilka und Georg dazu, die Christan kennen.
Abends läßt der Wind immer etwas nach und man fragt sich, warum wir eigentlich nicht weiter segeln. Doch heute bläßt es wieder kräftig und jeder ist eigentlich froh hier zu sein.
Kristianopel. Der Hafen füllt sich

Kristianopel

Kristianopel

Netter Hafenvorplatz mit Sitzgelegenheiten

Kristianopel

Kristianopel

Gemütlicher Tagesausklang in Kristianopel

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