Sonntag, 16. August 2015

Ein Tag im Leben eines Fahrtenseglers

"Beep, beep, beep" macht es kurz nach Mitternacht. Ich hab darauf gewartet. Es ist der Ankerarlam auf 20m eingestellt. Nachts sollte der Wind auf Ost drehen und zunehmen ich war daruf vorbereitet. Ich mache meinen Kontrollblick , wir haben uns brav gedreht, der Anker hält. - Ich hatte ihn in diese Richtung am Abend, mit der Windentwicklung im Hinterkopf, eingefahren-.
Um 5 Uhr rumst es kräftig und ich höre Stimmen auf dem Deck. Es war das passiert, was ich mir abends noch gedacht hatte. Die Bucht ist groß. denoch legt sich ein 40Fuss Boot derart nah zu uns, dass ich mir gedacht habe, "das könnte eventuell  zu nah sein, wenn der Wind dreht und der nicht eingefahrene Anker nicht hält".
Nun hatten wir Gäste. "der Anker" murmelt er nur kurz und hat startet den Motor und seine Frau sucht die Fernbedienung für die Ankerwinsch.  Und ich glaube es kaum. Sie legen sich wieder knapp vor uns. Nur dass diesmal der Mann als Ankerwache im Copit bleibt. Sie rutschen wieder etwas und gegen 6 höre ich sie Ankeraufgehen.
Wir gehen, wie meist am späten Vormittag, Anker auf und wollen im nahen Hafen von Vängrö uns noch etwas umsehen. Schon beim losfahren merke ich, dass etwas mit dem Getriebe (so meine Diagnose) nicht stimmt.
Als wir dann, im sich schon füllenden Hafen einlaufen, der Wind mit 4-5 gut blässt und wir versuchen zu stoppen, geht gar nichts mehr. Das Schiff fährt weiter. Ich fahr die Hafenmanöver eh immer langsam und hatte heute den Heckanker wurfbereit in der Hand und so kommt es zu keiner Katastrophe- Vorne etwas abgehalten und ich hinten am Anker ziehend. Buh das war knapp. Nur was ist mit dem Getriebe. Die Insel liegt in den vorgelagerten  Schären vor Göteborg und es ist Freitagmittag. Der nette Schwede, der uns auch mitgebremst hat, hat eine Idee, als ich bei VolvoPenta Göteborg nur auf eine schwedische Computerstimme treffe. Ich finde die mir empfohlene Nummerim Internet,  aber leider seien alle Mechaniker im Einsatz, aber im Nebenhafen könnte es gehen. Er will mich zurückrufen. Er tut es und ich bekomme eine Telfonnummer mit einem englischsprechenden Menschen.
Wir sollen nach Langedrag kommen. Da waren wir vorgestern. Den Hafen kenne ich, da könnten wir eventel unter Segel rein. Wie lang wir brauchen? 2 Stunden (immer im Kopf, die arbeiten nur bei 16 Uhr).
Unser nette Schwede von nebenan will uns mit rausschleppen aus dem Hafen und dem Schärengewirr,  wo es sehr schwer geworden wäre unter Segel frei zu kommen. Es bläßt mit 5 aus Ost.
Im nu sind wir vor Langedrag. Kein Ukw und kein Telefonanruf beim Hafenmeister bringt uns eine Schlepphilfe und so bleibt nicht anderes übrig als rein zu segeln. Ich binde ein Reff ein und mit nur einer Wende in der Hafeneinfahrt sind wir drin und haben einen Platz wo wir längseits gehen können.
Der Mechaniker kommt nach einem Telefonat sofort und stellt fest.  Getriebe ist ok. Welle dreht. Es muss der Propeller sein.
Ok, ich ins Neopren und tauchen. Ja er ist lose und fällt fast ab. Nur die Zinkanode hält ihn noch. Glück gehabt.  Wir binden ihn fest und müssen raus gehoben werden. Eventuel heute aber nicht mehr, er muss erstmal telefonieren. Ich bekomme aber mit, wie sehr er sich einsetzt, dass wir das heute noch machen. Ok. Nur der Lift ist ca 500m weiter im Hafen.In Luv. Dahin segeln geht nicht. Die Idee es mit meinen 2 PS und dem Dinghy zu schleppen gebe ich nach einer kräftigen Boe im Hafen auf und mache mich auf dem Weg zum Hafenmeister. Glück, die 2 Jungs die das heute machen, sitzen gelangweilt rum und freuen sich, was zu tun zu haben.  Längseit gezogen kommen wir zum Travellift. Dort einbugisieren ist etwas aufwendig, denn der Wind drückt. Ich spiele mit dem Dinghy dann Bugsierer. Achterstag los und ab nach oben. Die Mutter der Welle liegt im Hohlraum der Zinkanode. Sie ist schnell wieder drauf und die Madenschraube, die eigentlich das Aufdrehen verhintern soll fest gezogen. Richtig vertrauen habe ich nicht. Ob das hält?
Nun gut:  Es geht gegen 16 Uhr wieder ins Wasser, ich bin 450 Euro ärmer aber ich habe wieder Schub in beide Richtungen im Schiff.  Puh, da war aber viel Dussel im Spiel an diesem  Tag. Abends leisten wir uns, weil es ja eh schon Wurst ist, und wir echt Glück hatten, ein gemütliches  Essen auf der Terassse des Segelclubrestaurant.
Und es war Sommer. Durch die ganze Action am Tag, haben wir nicht gemerkt, wie wir uns einige Sonnenbrände über den Körper verteilt geholt haben.
PS:
Am nächsten Tag geht es weiter gegen Süden. Erst können wir bei 5-6 gut anliegen, dann aber  dreht der Wind uns auf die Nase und bringt auch noch ein Gewitter mit starkem Schauer mit. Danach dreht der Wind aber wieder zu unseren Gunsten und nach knapp 9 Stunden sind wir in Varberg. Eine nette kleine Stadt an der Westküste Schwedens. Dort machen wir dann mal einen Tag Pause.

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