Mittwoch, 23. Januar 2019

Bergfest

Es ist Winter auf der Slisand

Es hat geschneit, nicht viel aber Flensburg ist verzaubert

Am anderen Ufer liegt die Slisand


Der Reißverschluß der Kuchenbude geht schwer. Der Stoff ist hart gefroren. Ich seh den ersten Schnee an Deck. Nicht viel, aber es reicht um auf dem nach außen abfallenden Deck zu rutschen. Gut wer eine Fußreling hat. Der Steg ist am Gefährlichsten, spiegelglatt. Beim Vonbordsteigen ist Vorsicht angebracht.

Es ist Winter geworden. Und es ist Bergfest. Rechnerisch ist die Hälfte des Winterexperiments überstanden. Aber mir war schon klar, dass, auch wenn es nun Richtung Frühling geht, die kalten Monate noch kommen. Und nun ist es soweit. Die nächsten 2 Wochen sind nachts Minusgrade angesagt und tagsüber selten über Null. Früher im Süden hätte ich darüber nur gelacht. Doch hier mach ich mir Sorgen. Wird alles halten, die Borddurchlässe nicht gefrieren und platzen. Die Heizung durch halten, die Kuchenbude Schaden nehmen. Ich mache viel Gedanken darüber.
Im Schiff wird es noch feuchter. An den noch nicht isolierten Stellen ist es immer feucht. In der Bilge sammelt sich Wasser, dass an der Bordwand unter den Bodenbrettern kondensiert. Also täglich routinemäßig durchs Boot schauen und trockenlegen. An der Vorschiffsluke war innen das Kondenswasser gefroren obwohl auch dort geheizt ist. Aber der Alurahmen ist einfach eine brutale Kältebrücke.
Aber ich hab auch Lösungen gefunden. Für die Vorschiffsluke habe ich Styrodur gekauft. Die Luke passgenau ausgeschnitten und den Rest oben auf gelegt. Zum Beschweren kommt das Schlauchboot in seinem Sack oben drauf. Das lag eh an Deck und es bring enorm viel. Die Luke ist nun trocken. Die Schapps die noch nicht isoliert sind lasse ich offen, wie auch den Kleiderschrank. Außerdem habe ich doch viele Sachen von Bord gebracht. Die Außenwände brauchen Luft. Überall wo was länger liegt entsteht Feuchtigkeit.

Das Vorluk ist nun abgedeckt

Über der Kuchenbude spannt eine LKW-Plane

Und das Wichtigste zum Schutz für die Kuchenbude. Tipp vom Perseningbauer. Eine zusätzliche Plane über die Bude. Ohne Kontakt zueinander. Dazu war eine kleine Konstruktion aus 3 Dachlatten erforderlich. Nun habe ich eine Art Giebel auf der sich der Schnee und die gefrierende Luftfeuchtigkeit sammeln und ablaufen kann und den Stoff nicht mehr gefrieren lässt. Das Aussteigen ist etwas beschwerlicherer, aber dafür bleibt der Stoff weich und der Reißverschluss beweglich.
Anderer Nachteil. Im Cockpit sitzend ist nun der schöne Ausblick auf Flensburg verhangen. Als nun am Sonntag die Sonne das Cockpit wärmte und der heisse Tee mit Rum auf der Terrasse (Cockpit) genommen wurde, habe ich halt mal die Plane etwas zur Seite geschlagen. Alles machbar. Gut das wenigstens kein Wind weht.
Ansonsten ist es gemütlich warm, wenn die Heizung nicht mal ausgeht, weil ich den Heizölverbrauch unterschätzt habe  und dachte, es reicht noch bis morgen. Es sind doch so 3-4 Liter pro Tag. Die Heizung ist eines der Hauptthemen wenn man sich mal trifft am Steg oder im Waschhaus. Alle hier haben seit kurzem oder auch länger eine Planar. 4kw für Boote über 10m und die 2KW unter 10m. Alle sind zufrieden. Sie läuft bei allen im Dauerbetrieb. Verbrauch ist ähnlich bei allen. Die 4er natürlich etwas mehr.  Ausfälle bis jetzt noch keine.

Diesel ist ja inzwischen Winterfest bis -30 Grad. Das an der Tankstelle gekaufte Heizöl leider nicht. Edward hat bei einem Versuch gesehen Glas mit Heizöl an Deck gestellt), dass es schon bei -5 Grad ausflockt. Das bestätigt auch der Tankwart. Es gibt wohl ein Addetiv dafür um es frostsicher zu machen. Bei dem gefallenen Dieselpreis kann ich ja gleich wieder Diesel verfeuern. Denn der Heizölpreis ist immer noch bei knapp 90 Cent. Der Diesel liegt bei ca 115 Cent. Aber mein Tank ist außerdem direkt neben der Heizung und gut temperiert. Nur die Nachfüllkanister stehen unter der Kuchenbude.
Im der ersten Woche des Jahres kam gleich ein extremes Hochwasser. Der steg war bis zu 40cm unter Wasser. Es war Gott sei Dank nicht so kalt und man konnte auf erhöhtem Land das Schauspiel verfolgen. Ich war gerade noch mit Gummistiefeln von Bord gekommen. Knöcheltief war es an einer Stelle schon auf dem Steg. Der Strom musste abgestellt werden. Heizung lief weiter. Ich war etwas unsicher, wie lange die Batterien das mitmachen. Am Ende war der Strom 24 Std. weg. Es war eines der stärksten Hochwasser der letzten Jahre. 175cm über NN. Der Steg steht ab 130 unter Wasser.
Eine Woche später war man wieder in Sorgen. Da stieg das Wasser aber nur bis knapp an die Stegkante. Man muss hier das Boot immer gut, am besten mit mehr als nur den üblichen 4 Leinen vertäuen. Der Windgenerator steht seit dem auch nicht mehr still. Wenn der Landstrom weg ist, kann er wenigstens noch etwas Strom liefern, denn Hochwasser kommt ja immer mit viel Wind.Und einen Stromausfall der ganz Flensburg für 3 Stunden lahm legt gab es auch noch. Der elektrische Türöffner ging natürlich auch nicht. Gut dass ich hinter mir nicht zu gemacht habe am Steg. Lauter kleine Abenteuer im Januar.
Hochwasser. Vom Steg ist nicht mehr viel zu sehen. Das ist aber noch lange nicht der Höchststand

Die Uferpromenade ist unpassierbar

Heckpfähle sind gerade hoch genug

Das Eingangstor ist unpassierbar


Kurzes Bergfestfazit: Ohne Isolierung kommt man nicht aus und täglicher Kontrolle und etwas Trocknen mit dem Lappen. Eine Dieselheizung ist Pflicht. (Sammy auf seinem 7m Boot hat keine). Eine Bootsgröße um 10m ist knapp, weil man nicht so stauen kann wie im Sommer. Bücher und viele Klamotten habe ich in die Wohnung ausgelagert. Und das ist auch eine Erkenntnis. Ein Backup mit ner kleinen warmen Bleibe beruhigt und tut den Sachen gut die man eigentlich sonst an Bord haben will.
Und leider ist auch durch die ganzen Verhüllungen am Boot der spontane Segelspaß nicht mehr gegeben. Nur 2 Stunden mal segeln tut man halt nicht, wenn man 1 Stunde vorher abbauen und danach wieder aufbauen muss.
Aber ich habe noch keinen Tag bereut hier auf dem Boot meinen Lebensmittelpunkt zu haben. Jeden Tag erfreue ich mich an der maritimen Stadt mit seinem Hafen und den vielen Booten im Wasser. Die kalten Tage sind meist mit einigen Stunden  Sonnenschein gesegnet. So kann man das auch genießen, dennoch der Frühling darf kommen.
Silvester auf dem Boot. Ab 22 Uhr bis 2 Uhr nachts knallt es ununterbrochen. Schön, dennoch ist es irgendwann zu viel. Vor allem als Fallschirmraketen vor dem  Wind in unsere Richtung schweben.

Gemütlich ist es unter Deck


Immer wieder ein schöner Anblick. Der Klassische Yachthafen an der Hafenspitze



2 Kommentare:

Unknown hat gesagt…

Moin Andreas,
ich empfand bei meinem Besuch Deine Slisand als ausgesprochen gemütlich. Mehr kann man bei der Bootslänge wohl nicht haben. Trotzdem ist es offenbar eine Herausforderung, damit durch den Winter zu kommen. Das beschreibst Du ja auch sehr offen und ungeschönt in diesem Beitrag. Wenn Du mal ein Wochenende in einem warmen Bett haben möchtest, jederzeit gerne.
Gruß Klaus

Unknown hat gesagt…

Hallo Andreas,

sehr interessant dein Bericht. Hätte doch nicht gedacht, dass bei einem Winter auf dem Boot so viele Dinge zu beachten sind. Na ja, wir produzieren ja auch viel Feuchtigkeit wenn wir an Bord sind.
Ich sitze hier am Fenster und pflege meinen verletzten Flunken und die Heizung strahlt wohlige Wärme ab. Es ist gemütlich aber angesichts deines Berichts kommt man sich doch wie ein Weichei vor.
Schön von dir zu lesen.
Bis bald
Uwe