Freitag, 28. Juni 2013

Very Britisch

Nach einem Traumsegeltag folgt ein weiterer.  Guter Wind aus NW und wir werden das erste Mal durchs Wattermeer segeln. Ein kleines

"Wattenhoch" ist genau zu Hochwasser zu passieren, wenn man den Strom richtig nutzen will. Ich rechne und schätze unsere Zeit dorthin und,

Anfängerglück, wir kommen auf die Minute dort an und habe wie angekündigt beste Bedingungen. Gegen Ende, im breiten Fahrwasser vor Texel

noch ein paar Kreuzschläge und der kurze 30sm Törn ist schon vorbei. Wieviel alte Traditionssegeler sich hier tummeln, hätte ich nicht gedacht.
Da ist ein Bild für nen Kalender und alle irgendwie unter Segel.
In Texel erwartet uns Henk. Mein Freund seit wir uns in Estland  2008 getroffen haben. Weitgereist (einmal in 26Fuß um die Welt inzwischen) hat

viel zu erzählen. Er hat uns Pfannkuchen versprochen und die bereitet er wirklich perfekt zu. Wir sitzen zu 4 in seiner kleiner Midget 26 und

geniesen Festes und Flüssiges. Er fährt morgen die selbe Strecke zurück. Hat hier auf uns gewartet und uns mit den Paffkuchen gelockt.

Wir gehen am nächsten Tag mit HW in Texel los (ca 11 Uhr) und haben die erstmal längste Strecke vor uns. min.120sm. Irgendwie über den

Kanal nach England. 3 Orte stehen zu Wahl, je nach Wind und Strömung. Erstmal Harwich, dann doch ganz vermessen Ramsgate, am Ende

doch wie zu allererst mal berechnet Lowestoft.
Eine Nacht in der etwas Zweifel bekomme, ob ich mir und vorallem dem Boot zuviel vorgenommen habe. Erstmal erwischt uns eine kräfte See

aus NW mit kräftigem Wind, der leider doch mehr aus West kommt als angekündigt. Wir können den Wunschkurs nicht anliegen. Soll

irgendwann weniger werden und drehen. So die Vorhersagen. Wir sind auf alles gespannt. Am tag vorher wären die bedingungen besser

gewesen, aber dann hätten wir auf Henks Pfannkuchen verzichten müssen. So bezahlen wir nun dafür.....Es ist es wert.

Um 6 uhr ist dann schon ziemlich plötzlich ist der Wind weg. Schaukeln sehr unangenehm in der noch fast 2m Welle. Werden hin und

hergeworfen.. Wenn segeln bei hoher steiler Welle schei.... ist, dann ist es Motoren noch ne Steigerung. Versuchen etwas West zu machen, aber

es ist fast unmöglich. Ne halbe Stunde später spüre ich wie der Wind aus SW zurück kommt. Natürlich mit eigener Windsee und der alten

Dünung aus Norden. Klasse. Kreuzseeen sagen Fachleute. Es kracht, es schauckelt, Essen machen, schlafen und andere menschliche Dinge

werden zur Tortur.
Wer sagt, er beneidet mich um meine Reise? Seit 1 Woche unterwegs und immer diese Wellen. (ausser im Wattenmeer, das war wie im

Paradies). Mir reichtes. Habe Sorge um Material. Alte Lady und alter Kerl..
Überlege schon irgendwo nach Holland abzulaufen, denn Kreuzen bei Strom gegenan ist nicht sehr effektiv.
Dann kurz vor dem Verkehrstrennungsgebiet wo ein Frachter dem nächsten folgt, fällt das AIS (automatisches Schiffidentsystem) aus. Mist.

Genau dazu braucht man dies doch um entspannter da durch zu kommen. ne gute Stunde später und einiger Improvisation läuft es wieder.

Lötstelle im Antennenstecker hat sich verabschiedet, Gaslötkolben wollte nicht an gehen...usw.)
Gerade die vielen Schiffe hier, Fischer dazwischen unkoordiniert hinherfahrend machen es doch recht anspruchsvoll. Das AIS hilft doch sehr.

Dabei immer hoch am Wind dahin stampfend. Zwischendurch überzeuge ich einen Fischer noch per Funk mir netterweise doch etwas

auszuweichen. Man muss nur freundlich mit den Leuten reden. Das wäre sonst blöd geworden.
Wer uns nie im Stich läßt ist meine Windfahnensteuerung. Die macht das ohne zu murren die ganz Nacht. Danke
Gegen 5 ist dann der Wind mehr und mehr eingeschlafen und das Meer beruhig sich.  Leider müssen wir dann die letzen 50sm motoren. Egal

endlich direkt in die richtige Richtung und das Schaukeln ist angehm. Vollgetankt haben wir in Texel. Also alles bestens. Ich geh dann mal für

länger schlafen und als ich aufwache, ist es grau, doch dazwischen schaut kurz mal die Sonne raus. Es sind nur noch 17 sm. Ich habe gut

geschlafen.
Genau zu HW erreichen wir dann Lowestoft. Eine wirklich nette kleine Stadt mit einem ehrwürdigen Royal Yachtclub. Tolles Haus und drinnen ist

gemütlich, die Duschen warm, Wlan und Waschmaschine auch noch. Was braucht man noch mehr?
Sonne! Denn mit den letzen Meilen fängt es an zu regnen und hört nicht auf. Regen!? Wir sind in England. Ist das nicht immer so?

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