Samstag, 10. Juni 2017

Über Danzig nun in Schweden



Hinter uns geht der Vollmond auf. Vor uns das letzte Abendrot. Wobei, das letzte stimmt nicht ganz, denn die Sonne verschwindet zwar hinterm Horizont, aber ihr roter Lichterschein bleibt die ganze Nacht zu sehen. Er wandert von Nordwesten über Nord nach Nordosten um dann wieder zu wachsen. Wir sind unterwegs von Danzig nach Öland. Was für ein Gegensatz zu Anfang der Woche. Wir sind Sonntagmorgen vor dem Aufstehen auf Rügen gestartet. Vor Anker liegend im Zicker See, wollte auch der Anker nicht so recht, so früh an Deck. Hab ganz schön gezerrt. Wir sind früh dran, denn wir wollen 220sm weit nach Danzig.  Der anfängliche Südost-Wind verschwindet bald und macht einem langen Regentag Platz. Übermüdet und frierend motoren wir durch einen trübend Tag. Der Radar hilft bei Sicht unter 1 sm. Erst gegen Abend kommt der angesagte Wind (- ich hatte früher mit ihm gerechnet -). Der Regen hört auf und der Westwind nimmt schnell zu und schiebt uns gen Osten. 6 Windstärken mit Wellen bis 1m. Wir sind schnell in der Nacht. Nur unter der Genua rauschen wir unter einem sich aufklarendem Himmel dahin. Wunderbar. wenn nur die Kälte nicht wäre. Mein portabler Petroleumofen muss her. Stinkt und raucht, aber etwas Wärme tut Not.
Heute Nacht ist es dagegen milder. Aber von einem lauen Sommerabend sind wir noch weit entfernt. Leider steht der starke Westwindschwell des letzten Starkwindes noch.(- diesen Starkwind sind wir ausgewichen und deshalb direkt nach Danzig durchgesegelt.) Der leichte Südwest reicht nicht um die Segel zu füllen. Die Slisand wird von  den Wellen fürchterlich herum geschubst.
Wir nehmen es wie es kommt,. Der Motor läuft. Morgen hätten wir mehr Wind gehabt aber dafür auch eine durchregnete Nacht.  Und später Gegenwind. Dann doch lieber so.
Am Montagabend sind wir in Danzig eingelaufen.  Fast eine Stunde motort man durch einen grossen Industriehafen mit Werften und Verladepiers. Vieles dort hat wohl schon bessere Zeiten hinter sich. Der alte Ostcharme ist zu spüren. Kaum zu glauben, dass sich hinter dieser Kulisse die Perle Danzig verstecken soll.

Und dann noch eine Biegung, die Kulise der Hansestadt Danzig liegt vor uns. Links gleich gegenüber dem Krantor die Marina.
Zitatelle im Industriehafen von  Danzig.

Industriehafen von Danzig

Die ominöse Brücke. Beim Einlaufen war sie offen



Kurz davor eine neue Fussgängerbrücke über den Fluss. Sie  ist so neu, dass keiner sie kennt und Google Earth und sonstige Karten sie noch nicht zeigen. Ich hatte fast 1 Tag das Internet durchforstet nach dem ich im Segelforum davon las. Als Beweis gab es nur ein Webcambild. Sollte man das glauben? Dann meldet sich ein Segler der dort gerade war und vor einer geschlossenen, in Bau befindlichen Brücke liegen musste .Ob und wann sie öffnet  wusste aber keiner.
2 Stunden vor Danzig überholt uns eine grosse Segelyacht. Da ich den Bootsnamen Freya  gut lesen kann, funke ich sie an. Vielleicht wissen die was von Öffnungszeiten. "Nein",  sie wussten nicht mal von einer Brücke.
Wir kommen rein und die Brücke ist offen. Freya liegt schon in der Marina, als wir festmachen. Und dann müssen wir feststellen, dass wir Christopher dort an Bord über einen gemeinsamen Freund kennen. Kopfschüttelnd über diesen Zufall läd uns Gerhard der Skipper und Helge auf die Freya zum Begrüssungsschluck. Denn Christopher hat zufällig auch noch Geburstag. Wir verbringen 3 nette Abende zusammen.
Danzig ist eine faszinierende Stadt. Man hat die Hauptstrasse schön hergerichtet, viel Farbe verstrichen. Eine Parallelstrasse weiter ist sie wohl ausgegangen. Bestimmt hat dafür die Förderung nicht mehr gereicht.
Touristenscharen, meist in Form grosser Gruppen allen Alters. Allen voran scheinen an den 2 Tagen in Danzig Schulklassen unterwegs zu sein. Wandertag?  Einheitlich mit farblichen Kappen gekennzeichnet,  damit die Gruppen sich nicht mischen.
Uns ist es oft zu trubelig. Wir laufen lieber in den Nebenstrassen, finden nette Cafés und eher das normale Leben.
Die Marina mit Blick auf das Krantor von Danzig




Auf dem Schiff sind wir fast nie. Denn eine Baustelle in Steinwurfweite lärmt ab morgens um 6 Uhr bis spät in den Abend. Da wird die Speicherstadt neu und modern aufgebaut. Und wir gerade mitten drin.
Nach 3 Nächten reicht es uns und wir verabschieden uns von der Freya. Doch die Brücke ist zu. Angeblich öffnet sie alle halbe Stunde um 10 nach und um 40 von 7-22 Uhr. Das hat man uns in der Marina versichert. Zumindest solange sie im Bau ist. Denn am 14.6. wird sie eingeweiht und was dann ist, ist noch unklar.
Wir legen an und fragen nach. " Nein, heute vielleicht erst Mittags".  Genaues wissen die Arbeiter nicht. Ich werde etwas deutlicher und bestimmter und siehe da: Sie geht plötzlich auf. Wir informieren schnell noch die Freya, die auch kurz nach uns los will.
Es bleibt also ein kleines Glücksspiel. Man kann aber gut vor der Brücke liegen. Es ist leiser, aber ohne Sanitäranlage.

Es nun halb 2. Die dunkelste Stunde ist überschritten. Es dämmert fast schon wieder. Der Vollmond hat sich hinter Wolken verzogen. Mehrere Schifffahrtswege sind noch zu passieren, bis wir am nächsten Abend in Böda an der Nordostecke von Öland ankommen.

PS: Im gemütlichen kleinen Hafen von Böda angekommen. Wir sind die einzigen Segler hier aber einige Wohnmobile stehen hier und dadurch hat es eine gemütliche Atmosphäre und ist nicht ganz verlassen hier.  Eine Räucherei, ein kleiner Hafengrill und ein Restaurant warten auf die Saison und den Sommer. Der erwartete Regen am Samstag kommt auch nicht und so segeln wir heute wohl um die Nordspitze Öland herum nach Byxelkrog. Einfach mal nur zum Spass etwas segeln.

Böda auf Öland



Mehr Bilder folgen

2 Kommentare:

Christian hat gesagt…

Hallo Andreas,

toller Blog, eben erst entdeckt. Byxelkrog und Idö lagen auf auch unserer Route.

Dir eine gute Weiterreise und vielleicht bis Bald.

Christian

Nordstern und Wondrak hat gesagt…

Hey, Hey und Willkommen in Schweden.🎏

Das war ja ein ordentlicher Ritt bis nach Schweden. Wenn ihr jetzt in Bryselkrog seit, dann laßt ihr Figeholm links liegen. Das Restaurant auf Idö kann ich empfehlen und man hat einen super Blick über die Schären. Festmachen leider mit Mooringleinen.😣

Ich wünsche Euch eine schöne Weiterreise und bin gespannt wo ihr wieder auftaucht. Beste Grüße vom Balkon. 😎