Dienstag, 13. Juni 2023

Auf nach Westen, kleine Planänderung


Langsam öffnet sich das Schleusentor. Es ist fast Hochwasser. Der ideale Moment um nach draußen zu fahren. Leider ist kein Wind. Egal. Der Loch Linnhe liegt dunstig vor uns. Wir haben Hochsommer, seit einigen Tagen geht das Thermometer jeden Tag auf fast 30 Grad. Dennoch, wir sind in Schottland! Wo doch das Wetter so kalt und Nass sein soll. 

Schottland? Ja, wir hatten das Warten auf segelbaren Wind in Norwegen satt, und da wir eh in 2 Wochen rüber nach Schottland wollten, nahmen wir die Einladung des Wetters an und machten uns kurzentschlossen auf den Weg. Doch nicht wie geplant oben im Norden rum, sondern wir nutzen den Caladonian Canal, um an die schöne Westküste Schottlands zu kommen. 

Doch Norwegen machte es uns mit dem Abschied nicht leicht. Eine wunderbarer Sommertag noch im Flekkefjord und am Abend der kleine Ort Rasvag auf der Insel Hidra verzauberten uns. Am nächsten Morgen, die Sonne steht noch nicht lange am Himmel, geht es los. Die Windvorhersagen sind etwas unterschiedlich, wir glauben der, die uns gefällt. Es soll bald schon Wind aus Südost kommen um 4 Windstärken. Doch  der lässt lange auf sich warten und wir kämpften uns durch alte Dünung aus Nord nach draußen und fahren unter Motor nach Westen. Der alte Schwell der letzten Starkwindtage aus Norden ist hoch und kurz. Das liegt zum Einem an dem schnell ansteigendem Meeresgrund hier, doch weiter draußen? Wir sind not amused. Selbst als der Wind aus Südost mit 12kn kommt, ist die Welle zu hoch, um segeln zu können. Immer wieder knallen die Segel in die Nähte. Das Groß reist im Top ein. Ärgerlich. 

Rasvag, Norwegen








Nach 12 Stunden wird es ruhiger, der Wind dreht und kommt mit der Welle nun aus Nord. Wir segeln in eine wunderbare Nacht, die nicht dunkel wird. Der fast volle Mond begleitet uns durch die Nacht. 

Nicht ganz zufällig, aber doch eher spontan folgen uns Freunde mit ihrem Boot rüber nach Schottland. Sie kommen von  etwas weiter südlich, sind einige Stunden eher aufgestanden und nun treffen sich die Boote 100sm vor der norwegischen Küste. AIS machts möglich. über Funk ratschen wir.

Treffen auf hoher See

Leider hält der Wind nicht durch. Nach 24 Stunden segeln muss der Motor helfen. Auch wenn wir  mehrfach versuchen zu segeln, am Ende bleibt es bis kurz vor Inverness spiegelglatt.

Vor Inverness ist die Enge bei Chanonry Piont möglichst mit auflaufender Tide zu erwischen und so vertrödeln wir den Tag und segeln am Ende bei mäßigem Wind in unsere letzte Nacht. Die Meerenge bei Chanonry Point bietet bei Springhochwasser immer ein Naturschauspiel, was einige Menschen mit langen Objektiven an die Ufer lockt. Zahlreiche Delfine sind hier auf Jagd. Springen und begrüßen die Boote. So auch uns.

Einklarieren in UK. Eine Geschichte für sich. Kurz nur. Chaotisch

Willkommen in Schottland


Die Schleuse zum Eingang zum Caledonian Canal macht dann kurz vor Hochwasser für uns auf. Wir sind in Schottland. Wir gönnen uns einige Tage in Inverness. 

Kleiner Riss im Segel

Inverness

Montagabend,  nichts los

Dennoch spielen sie

Secondhandbuchladen

Einkaufspassage Inverness

Inverness

Leider gibt es in Inverness keinen Segelmacher, doch nach längerem hin und her telefonieren, erfahre ich von einem Abholservice einer Segelmacherei aus Oban. Auch unsere Freunde von der Kira haben einen Riss zu nähen. Das lohnt sich. 2 Tage später werden die Segel direkt zum Boot gebracht. Ist zwar kein Schnäppchen, aber ohne Segel geht es halt nicht.

In Inverness gibt es dann als Erstes Fish and Chips und dazu schottisches Bier. Später dann noch mehr davon mit Livemusik im Gellion, dem ältesten Pub in den Highlands. Zumindest so die Werbung. Es sind nur Touristen im Raum. Montagabend ist eh kein Ausgehabend. Etwas Sightseeing und einige Bootsreperaturen später, geht es weiter. Katharina ist ganz angetan und aufgeregt vom Schleusen und dem Kanalfahren. 

Vor Urquhart Castle, am Loch Ness wollen wir ankern, doch der Wind nimmt zu (bis 6) Rückenwind, wunderbar. Segeln mit Rumpfgeschwindigkeit, aber leider ist die Ankerbucht somit unbrauchbar und so schießen wir durch bis Fort Augustus. Der Übernachtungssteg liegt dann leider im Schwell des Loch Ness und so wird es ein etwas unruhiger Abend. Doch der Wind, der nicht vorhergesagt war, ist wohl nur ein thermischer und flaut in der Nacht ab.

Ford Augustus




Ford Augustus

unruhige Nacht am Anleger in Ford Augustus



Wenn man für jedes Foto, das von einem und dem Boot in der Schleuse hier gemacht wird, einen Euro bekommen würde, hätte man die ca. 340 Euro teure Kanalpassage leicht bezahlt. Busweise kommen die Touristen hier an den Kanal. Auch einige Deutsche, die unsere Flagge sehen, sind auch dabei, grüßen uns mit Servus.

In Loch Oich legen wir uns an einen Steg vor dem Invergarry Castle. Eine Ruine, in der die Handlung des Roman Der keltische Ring fahrt aufnimmt. Ich lese Katharina daraus vor. Die anderen Kapitel über das Unglück in der Schleusentreppe erspare ich ihr.



Der Steg vor dem Invergarry Castle




Hecht mit Süßkartoffelstampf

Ich angle meinen ersten Hecht am Ufer und wir gehen baden. 20 Grad hat das Wasser im See. Süßwasser. Wie herrlich. Wir lassen uns Zeit und sind nach 8 Tagen am Ende des Kanals. Das Wetter ist sommerlich heiß. Es gibt kaum Wind. Ein Vorgeschmack auf den Süden?

Ben Nevis, der höchste Berg Großbritanniens (mit ca. 1400m) ist ohne Wolken zu sehen. (Das soll es ja angeblich nie geben). Sommer in Schottland, kurze Hose und baden, auch im 15 Grad kalten salzigen Atlantik heute. Wir genießen es, auch wenn der Wind sich etwas bitten lässt. Dafür ist Zeit um einige Makrelen zu angeln.  

Ben Navis

Die Frau hat mich an der Leine


Der Atlantik, friedlich und windstill


Neptun´s Staircase

Letzte Ausfahrt Atlantik


Loch Linnhe und Corran LT


Kniffeln auf hoher See

Sonnenuntergang

Der berühmte Zug, fasst verpasst.

Frühstück auf der Nordsee