Freitag, 28. Juni 2019

Mittsommer und es wird nicht mehr Dunkel

Mitternacht am Ankerplatz




Die Sonne kitzelt an meiner Nase. Ich muss die Augen aufschlagen und feststellen: Es ist erst 4 Uhr. Viel zu früh. Man schläft wenig, wenn es so hell ist. Keine Dunkelheit mehr. Nur ein heller Lichtschimmer wandert über Nord zum Sonnenaufgang. Es ist nicht neu für mich aber jedes Jahr immer wieder ein Naturphänomen das mich bewegt. Oft sitze ich bis weit nach Mitternacht und staune.

Inzwischen segele ich westlich von Hanko, der Südwestecke Finnlands in den sogenannten Turku Schären. An einem kleinen Anleger bei Näsby auf der Insel Houtskär haben wir, die Happy Our2 und ich den angesagten kräftigen Wind bis 9 Bf abgewettert. Nicht nur wir, sondern auch andere hatten einige Leinen mehr als sonst ausgebracht, die Heckboje besonders fest angezogen. Am Ende kam es nicht so schlimm. Zum einen, weil der Steg wirklich sehr geschützt in einer langgestreckten schmalen Bucht liegt, zum anderen weil es einfach nicht so schlimm kam. Nun harren wir der Dinge. Ich werde noch einen Tag mit der Happy Our nach Norden segeln, aber dazu past der Wind erst morgen. Heute werden wir uns in der Bucht vor Anker legen. Denn hier in Finnland sind die Liegeplatzpreise alle auf 25 und mehr Euros für mein 10m Boot gestiegen. Dafür gibt hier aber alles incl. Sauna. Aber an manchen Stegen gibt es nur Strom und dennoch 25 Euro... Da ankere ich doch lieber.
Houtskärs alte Holzkirche

Mit schönem Ausblick für die Ewigkeit

Kirche in Houtskär

Schuppen des Museums in Houtskär

Näsby auf Houtskär. Cafe und Restaurant

Die Turku Schären


Aber was Liegeplatzpreise angeht war Estland auch nicht besser. Vor 11 Jahren noch mit Kronen schwankten die Preise zwischen 10 und 15 Euro und 25 war schon sehr teuer. Heute mit den Euros kostet fast alles 25 Euro. (Einige wenige nur 20).
Wir sind an einem wunderbaren Segeltag wieder zurück aus der stillen Natur in die Großstadt gesegelt. Und weil sie so gut liegt, auch gleich in die Old City Marina. Über UKW Funk Kanal 14 anmelden beim Hafenkaptän und um Permission fragen. Aber weit gefehlt, wer glaubt, dass das nun freie Einfahrt bedeutet. Das Ampellicht sollte auch auf grün stehen, sonst kommt plötzlich eine ablegende Fähre vor den Bug gefahren. Keine 5 Minuten vorher habe ich die Freigabe für die Einfahrt bekommen. Ich frage etwas verstört über Funk nach. "there was a red light" war die Antwort. Also mein Fehler.
Die Marina liegt citynah in Tallinn,  kostet zwar 40 Euro für mein 10m Boot und hat außer den üblichen Sachen auch noch ne Waschmaschine im Preis mit dabei. Also auf zur großen Wäsche. Aber mit nur einem Trockner wird schon mal eng, und so trocknet bei mir alles an Bord im warmen Sommerwind. So der Plan. Weit gefehlt. Denn genau heute regnet es vereinzelt und Gewitter ziehen durch. Aufhängen, abhängen...
Old City marina in Tallinn, Blick vom Clubhaus auf die Stege

Susanne geht hier von Bord und ich werde noch 6 Tage auf Ruth warten müssen. Das will ich mir nicht im Luxus leisten und verhole zum Vereinshafen im Olympiahafen weiter ausserhalb. Was für ein Unterschied. Alter brüchiger Beton, 70iger Jahre Architektur. Kaum Leben, viel Leerstand. Ein nettes Restaurant gibt es aber immer noch. Ansonsten nehm ich mir mein Rad und fahre die 6 km zu Stadt. Man muss es mögen dort.
Vereinshafen im Olympiahafen in Tallinn


Morbider Charme der 70iger

Tallinn ist keine Radfahrerstadt. Radwege enden abpruppt. Die 4 Spurige Schnellstraße wird dann zum Radweg oder der Gehweg mit all seinen Schlaglöchern. Aber es scheint sich zu bessern, denn überall wird gebaut. Tröstet mich nicht gerade, wenn wieder ein Autofahrer hupt, weil du ihn störe.
Ich verbringe einige schöne Tage in Tallinn. Treffe die SY Sunshine wieder und spiele Fremdenführer. Hinter dem Bahnhof hat sich in alten Lokschuppen mit modernen Bürogebäuden dazwischen ein Kreativzentrum gebildet. Junge Firmen und die entsprechende Infrastruktur mit Kneipen und Cafes. Ich verbringe dort die meiste Zeit. Hier lebt Tallinn abseits der mit Kreuzfahrern übersättigten Altstadt.
Orthodoxe Kirche in Tallinn

Tallinn

Aus alten Werkshallen werden Wohlfühloasen in Tallinn



Tallinn

Orthodoxe Kirche in Tallinn

Über den Dächern von Tallinn

Rathausplatz in der Altstadt Tallinns

In den Gassen Tallinns. Cafes ohne Ende

Als die Sunshine und die Swim aufbrechen nach Russland, segle ich bei wenig Wind die 10sm zur Insel vor Tallinn. Naissarre. Es ist Sonntag, es ist heiß und Naissarre wohl das Naherholungsgebiet der Großstadt. Unzählige kleine Motorboote und Waterbikes heizen an mir vorbei. Sogar in der Hafeneinfahrt wird noch überholt. Ich habe Glück und bekomme noch einen brauchbaren Liegeplatz. Die später kommenden Segelyachten müssen improvisieren, denn die kleinen Flitzer machen sich breit und zum anderen ist der Hafen Baustelle und eh nur beschränkt nutzbar. Abends ist der Trubel vorbei und 3 Segelboote bleiben im Hafen. Es wird ruhig. Keine Sanitäranlagen, kein Strom, kein Wasser, aber 20 Euro Liegegebühr und Baustelle. Dennoch komme ich 2 Tage später mit Ruth nochmal. Wir wollten los und dem Großstadttrubel entfliehen. Doch der Wind blies stark und so machen wir Stop auf der Insel. Diesmal keine Motorbootfahrer nur eine andere Segelyacht, aber dafür Baulärm. Ist ja auch Dienstag. Wir verbringen die meiste Zeit am Sandstrand.
Hafenbaustelle in Naissarre

Sandstrand in Naissarre

Naissaare

Hafenbaustelle in Naissarre

Gegen 21 Uhr hören die ganz lauten Arbeiten, wie Spundwände rammen auf, aber ein fleißiger, wohl nicht ins Bett gehend wollender Baggerfahrer räumt noch auf. Alles muss wohl umgeschichtet werden. Es macht ihm wohl Spaß und erst kurz nach Mitternacht wird der Bagger geparkt.
Da es nicht Dunkel wird können wir auch vorher nicht schlafen. Irgendwann wenn die Müdigkeit kommt geht man ins Bett, wacht früh auf, versucht wieder einzuschlafen. Geht mal so mal so.

Der Tag warten hat sich gelohnt. Bei besten Segelbedingungen segeln wir die 35 sm in die Finnischen Schären. Wir fangen an mit einem Platz am Steg auf einer wunderbaren Schäre. Ich war vor 11 Jahren schon mal dort. Der Steg wurde inzwischen vergrößert und der Preis von 10 auf 20 Euro erhöht. Dafür gibt es aber ausser viel Natur,  nichts. Bis zum Abend liegen wir mit einem Russen im 20 Fuss Boot alleine am Steg. Er will nach Kiel. Dort hat er Freunde und nun als Rentner endlich Zeit. Kurz vor Mitternacht plötzlich innerhalb von 30 Min kommen noch 5 Boote aus Richtung Helsinki. Es ist Donnerstag vor Mittsommer. Alle noch nach der Arbeit los?

In den Finnischen Schären




Mit Rückenwind nach Westen


Wir suchen uns für die nächsten Tage eine geschützte Buchten. Es kommt etwas stärkerer Wind. Wir werden fündig. Einige bewohnte Ferienhäuser an Land. Man winkt uns nett von Land aus zu und wir fühlen uns Willkommen. Eine ideale Bucht um den Wind aus zusitzen. Die Sy Smilla aus Neustadt kommt später auch noch dazu. Ansonsten fragen wir uns , warum wir so alleine liegen. Im Scheitel der Bucht ist ein Johannisfeuer aufgeschichtet. Wir fahren mit dem Beiboot mal vorbei und fragen ob dies am Abend, wie es Tradition ist angezündet wird. Sie denken nicht, denn durch die enorme Trockenheit gibt es gerade ein Feuerverbot. Schade eigentlich, aber verständlich, wenn man an die riesigen Waldbrände des letzten Jahres in Schweden denkt.
Zu Christian auf der Smilla fahren wir dann am nächsten Morgen noch Hallo sagen und bekommen einen Gruß von der Joy, die neben mir in Greifswald lag. Kleine Seglerwelt. Christian ist allein unterwegs mit seiner Monsun 31.
Hanko

Nachts am Steg 

Nebliger Tag in den Schären. War dann doch schnell vorbei


Felsenplatz in Finnland


Ankern zu Mittsommer


Wir sind nun verabredet mit der Happy Our in Hanko. So ganz lässt uns die Natur und die Ankerplätze nicht los und so verschieben wir das Treffen um einen Tag und ankern noch an einer Außenschäre. Das Wetter ist ruhig, dennoch spürt man den Schwell der weiten Ostsee, der um die Insel läuft ganz leicht. Täglich baden wir. Doch hier außen ist es richtig kühl. 15 Grad zeigt mein Badethermometer. Aber, wenn auch nur kurz, wir springen hinein.
Nach Hanko kreuzen wir die 10 sm durch die Felsen. Da hilft das Tablett zum Kartenplotter noch mit. Da kann ich, ohne die Pinne zu verlassen auch mal schnell reinzoomen und die blaue Stelle auf der Karte überprüfen die vor einem liegt. Die finnischen Karten haben schon ab 10m Wassertiefe die dunkelblaue Schattierung. In Schweden kommt die erst bei 2m Wassertiefe. Also Mehrarbeit

Ankern in den Außenschären



Wir werden herzlichst begrüßt in Hanko von Carmen und Henrich. In der Marina auf der Insel liegt man etwas teuerer (34 Euro) aber dafür entgeht man dem Rummel an Land. Wobei. Der Rummel den ich sonst in Hanko immer erlebt habe, ist nicht. Der Hafen ist sehr leer und Touristen sind auch nicht viele an Land unterwegs. Eine kleine Fähre die rund um die Uhr fährt bringt uns an Land und wieder zurück.
Am nächsten morgen fährt Ruth mit dem Zug nach Helsinki ( keine 2 Std)und fliegt zurück. Ich fahre mit der Happy Our auf nach Westen. Anfangs noch bei Windstille unter Motor,  später dann unter Segel bis Stenskär. Eine meiner Entdeckungen von 2017. Wir wollen zusammen grillen und so gehe ich auch an den Steg. Auch hier wurde aufgerüstet, es gibt Strom, dafür auch Preisaufschlag auf 20 Euro. Es ist dennoch schön hier. Baden im 18 Grad warmen Wasser. Am nächsten Morgen ist der Himmel dann bedeckt. Es hat etwas geregnet in der Nacht. Der Wind hat ideal auf Südost gedreht und wir segeln nach Houtskär. Bis zum Anlegen macht der Regen Pause. Dann regnet es den ganzen Abend. Wir sitzen unter der Kuchenbude (Cockpitzelt). Am nächsten Tag scheint wieder die Sonne und der Wind fängt an zu blasen. Gut dass wir soviel Leinen ausgebracht haben.
Hier gibt es nicht viel zu tun. Eine kleine gemütliche Holzkirche, ein kleines Museum und 2 kleine Einkaufsläden für alle Dinge die ein Finne hier wohl so braucht. Vom Nagel, Holz und Blumenerde bis Wurst, Käse und Milch.

Wir werden nun gleich uns vor Anker legen und die Sonne geniesen. Und vielleicht mal wieder ins Wasser springen.

Vollmond über Tallinn
Happy Our2 unter Segel

Nachts in den Schären


Montag, 10. Juni 2019

Es wird Sommer

Irgendwo im Nichts

Es ist Sommer geworden hier im Norden. So schnell, dass ich meine Ölsachen und warme Unterwäsche nicht schnell genug ausziehen kann und schwitze beim Einlaufen in den Hafen von Kihnu. Ich suche meine kurze Hose raus und erinnere mich an letztes Jahr, wo wir Wochenlang dieses Wetter hatten. Nur das war im Juli. Jetzt Anfang Juni kommt es früh und überraschend.
Nachdem Susanne in Karlskrona an Bord gekommen war, segeln wir mit Backstagsbrise durch die Schären nach Kristianopel. Dort erst ganz allein, füllte sich der Hafen Abends dann doch mit einigen Zugvögeln. - Das sind die Segler die im Sommer immer Richtung Norden segeln und im Herbst erst wieder nach Hause-. Leider haben alle Cafes noch geschlossen. Kein Wunder, es ist noch Mai. Am Wochenende den 1.Juni gehts aber los. Nützt uns nur nichts, denn da sind wir schon weiter. Mit kräftigem Wind geht es den Kalmarsund hoch. Kurzer Boxenstop in Kalmar zum Tanken segeln wir  noch bis Stora Rör. Dieser kleine Hafen auf Öland nur 8sm nördlich der großen Stadt steht für Entschleunigung und war die Entdeckung in 2018.  Auch hier ist alles zu, aber es ist auch schon spät am Abend. Der gute und sehenwerte Bäcker am Hafen mit Cafe macht aber morgens wieder auf. Doch wir schauen die Windvorhersage an und entscheiden: Wir segeln am nächsten Morgen schon früh los durch bis Visby. 60sm, das sollte gehen, bevor uns Starkwind für die nächsten Tage ausbremst.

Die Bäckerei in Stora Rör

Noch wird gebaut in Stora Rör

Die Stege sind noch nicht alle fertig in Stora Rör

Fast bis zur Nordspitze Ölands können wir schnell segeln. Dann schläft der Wind ein und kommt leider, anders als vorhergesagt, nicht wieder. So motoren wir dann noch bis Visby. Auch dort noch angenehme Leere. Nur wenige Boote sind da. Nachts dreht der Wind auf Südwest und wird stark.  Ein Manko des Visbyer Hafen. Er ist nach SW total offen. Der Schwimmsteg arbeitet im Schwell und das Boot schaukelt. Ich bringe noch Ruckdämpfer aus und verzurre uns fest. Nun können wir mindestens etwas schlafen. Gegen Mittag hört dann der Regen auf und den Rest des Tages scheint die Sonne. Wir laufen durch Visby. Wir kennen  unsere Lieblingsecken noch vom Vorjahr.
Es pfeifft noch den ganzen Tag. Gegen Abend wird es ruhiger. Und wieder trifft die Windvorhersage für die kommenden Tage die Entscheidung: Wir segeln durch bis in den Rigaischen Meerbusen. Unsere Freunde sind aber noch nicht auf Ruhnu sondern in Kuresaare. Das ist sogar ein paar Meilen näher und so steht das Ziel fest..

Im letzten Abendlicht nach Visby

Visby

Der recht leere Hafen von Visby

Visby

Über den Dächern von Visby

Als wir am nächsten Nachmittag den Bug aus dem Farösund Richtung Osten stecken schläft der Wind ein, der uns wunderbar von Visby bis hierher gebracht hat. Die Welle bleibt leider sehr hoch. Der starke Wind der letzten Tage hat seine Spuren hinterlassen. Wir müssen den Motor anschmeißen und schaukeln uns durch die helle, aber sehr kalte Nacht. Unter Deck läuft die Heizung. Das macht es erträglich. Radar und AIS Empfang geben Sicherheit. Dennoch bleibt nie eine Überfahrt ohne ein Ausweichmanöver für die Großen. Das Meer ist so groß. Warum treffen sich 2 Boote exakt an einem Punkt.
Nach 160sm ist in  Kuresaare die Freude groß am nächsten Nachmittag Carmen und Henrich von der Happy Our2 wieder zu sehen. Wir leihen wir uns zusammen ein Auto und fahren über die Insel Saarema und Muhu. Gerade Muhu ist eine Insel mit viel Nichts. Ein exklusives Restaurant in das uns die Happy Our entführt und ein altes Dorfmuseum, wo aber noch normales Leben herrscht ist alles.
Den nächsten Tag verbummeln wir in Kuresaaare. Die alte Bischofsburg Ahrensburg und der das kleine Städtchen lassen die Zeit nicht lang werden. Es hat sich einiges verändert zum letzten Mal als ich 2008 hier war.
Exklusives Restaurant Pädaste auf Muhu. Ein kleiner Teil der riesigen Außenanlage

Exklusivität über all in Pädaste

Gästehaus in Pädaste

kleiner Hafen auf Muhu

Muhu, Lounaranna, Hafen an der Südküste

Nordküste von Muhu

Bauernhausmuseum auf Muhu

Bauernhausmuseum auf Muhu

Neu gestalteter Marktplatz in Kuresaare

Ist das Kunst? In Kuresaare

Kurhaus in Kuresaare

Die Bischofsburg in Kuresaare, Ahrensburg

Der Steg füllt sich mit deutschen Booten. Viele davon kennen sich schon. Wie auch die Happy Our sind sie alle über Polen die Baltische Küste hoch gekommen. Einige wenige sind wie wir über Gotland gesegelt. Neue Bekanntschaften entstehen. Einige wollen weiter nach Riga, andere gleich weiter Richtung Tallin.
Wir segeln mit der Sunshine mit Volker und Martina und der Happy Our nach Ruhnu. Eine Insel mitten im Rigaischen Meerbusen. Macht nicht viel Werbung. Warum auch. Es gibt nichts, nur ein kleines Dorf und eine alte Holzkirche. Aber der Hafen ist gemütlich und geschützt. Wir nehmen die Fahrräder und genießen dieses Nichts.
Susanne trifft zufällig im kleinen Dorfladen den Pfarrer. Der macht uns später die Holzkirche auf. Nicht aber ohne noch von jedem von uns 5 Euro zu kassieren. Es ist nun Juni und ab Juni kostet die Kirche Eintritt. Egal. Diese Kirche braucht dieses Geld. Wäre schade wenn sie nicht in dem guten Zustand erhalten bliebe. Im kleinen Cafe in der Dorfmitte, wo wir uns dann alle treffen, gibt es ein leckeres Mittagessen für kleines Geld.
Netter kleiner Hafen in Ruhnu

Abends Grillen mit allen in Ruhnu

Dorfcafe in Ruhnu

Dorfcafe Innen

Wir sitzen zusammen im Dorfcafe

Wie ein Museum und dennoch normal und belebt

Rabarberkuchen in Ruhnu

die 2 Kirchen auf Ruhnu

Die Holzkirche von innen

Krumme und schiefe Bänke in der alten Holzkirche

Einfachheit hat Stil

Die Esten, die etwas englisch sprechen sind recht aufgeschlossen. Die anderen wirken sehr verschlossen. Selbst ein freundliches Lächeln ist schwer zu bekommen. Der Pfarrer sprach sehr schlecht Englisch. Das kurze Gespräch das er freundlich versuchte mit uns zu führen, endete dann in Estnisch, weil er einfach nicht weiter wusste. Wenn bloß die Sprachbarriere nicht wäre. Es gäbe soviel, was ich gerne fragen würde.
Die nette Wirtin, wo wir am Abend dann am Hafen essen gehen, dagegen spricht recht gut englisch. Es schmeckt vorzüglich. Super Preis und sehr nette Atmosphäre. Sie macht aber nur auf, wenn man am Mittag sich für den Abend auch anmeldet und genug Leute kommen.

Am nächsten Tag trennen sich unsere Wege. Die Happy Our und die Sunshine segeln nach Riga und wir nach Kihnu. Wir sparen uns die langen 2x60sm nach Riga und wieder zurück. Wir haben schon soviele lange Schläge dieses Jahr gemacht. Man wird faul. Wir segeln die 30sm nach Kihnu mit kräftigem raumen Wind und entsprechender Welle. Es ist recht kühl, denn der Wind ist kalt. Doch kaum im Windschatten der Insel wird es warm. Sehr warm.

Kihnu enttäuscht. Wir waren von einem Freund vorgewarnt. Kihnu, eine Insel, die es schafft mit ihrer Geschichte und vielen schönen Bildern in allen Medien präsent zu sein. So ist Kihnu aber wohl nur, wenn das Tourismusbüro ein Fernsehteam über die Insel begleitet.

Kihnu Nordspitze. Sieht doch klasse aus oder?

Nordspitze Kihnu

Fähranleger mit Feuerwehr in Kihnu

2 deutsche Boote sind die einzigen Gäste. Die Flagge zeigt es 

Steg in Kihnu

Wir legen uns an einen Steg neben einem riesigen Fährhafen, der den kleinen Fischeranleger weiter hinten im Schilf fast erdrückt. Am Steg ein deutsches Boot. Sonst leer. Wir laufen etwas herum. Ein Hafen im Nichts, aber nun ist dieses Nichts eher deprimierend. Wir verschieben das Erkunden der weiteren Umgebung auf den nächsten Tag, packen die Fahrräder aus und fahren zum nächsten Ort. Sehr enttäuschend.
Wir fahren noch an die Nordspitze. Die Landschaft ist wunderbar, aber die Menschen, die wir treffen, sind eher abweisend. Ein kurzer Gruß und Nicken von uns wird nicht mal beantwortet. Man schaut uns nur an und reagiert nicht. Von den im Fernsehen gesehenen Geschichten gibt es leider nichts.
Das gefällt uns nicht und wir brechen schon am frühen nachmittag auf und motoren die 15sm nach Pärnu. Es ist heiß und wir sitzen im Schatten des Mastes auf dem Vorschiff. Die Farbe des Wassers wird rötlich braun. Der Pärnu bringt viel Schlamm mit sich und dieser Schlamm hat Pärnu, den Ort, schon vor über 100 Jahren zu einem Heilbad gemacht. Mit Ostseeschlamm zum Seebad. Pärnu gefällt uns. Die kleine Altstadt mit vielen Holzhäusern, vielen Kneipen und Cafes und der Yachthafen mit einem regen Vereinsleben. Anscheinend werden dort auch die jungen Kadersegler Estlands trainiert, denn täglich sind sie auf dem Wasser. Nur montags ist frei, wie man mir erzählt. Von Klein bis Gross. Abends kommen die Erwachsenen und gehen mit ihren Booten noch ne Runde segeln oder sitzen im sehr netten Clubrestaurant.
Pärnu


Pärnu

Pärnu

das Wasser wird braun auf dem Weg nach Pärnu

Der Yachtclub in Pärnu
von kleinauf zum Segeln kommen

Auch die Jugend trainiert hier

Sehr viele grüne Parks und Alleen in Pärnu

Der Sommer ist da und die Stadt lebt. Wir sitzen mal hier, mal da in einer Kneipe und genießen den Trubel. Aber es wird uns zu heiß in der Stadt. Wir wollen weiter. Leider ist mit der Hitze auch die Windstille gekommen. So motoren wir mal wieder lange bis nach Kuivastu. Den Hafen auf Muhu haben wir uns während der Autofahrt eine Wochen vorher schon angeschaut. Auch ein Yachthafen an einem Fähranleger und nichts dahinter. Dennoch ist er gemütlicher als Kihnu. Ein netter, alter Hafenmeister begrüßt uns. Aber hier war auch klar. Es ist ein Durchgangshafen.
Wir wollen nach Haapsalu. 2008, als ich das erste mal hier in der Gegend gesegelt bin, musste ich diesen Hafen auslassen. Auch Haapsalu, ein Heilbad aus uralter Zeit. Auch hier hat der Ostseeschlamm schon den Zar angelockt. Viele Holzhäuser, eine Bischoffsburgruine (der Vorgänger bevor in die Ahrensburg um gezogen wurde) und ein alter Bahnhof mit über einem 200m langem überdachtem Bahnsteig aus der Zeit als man dem Zaren noch was bieten wollte.
Dazu eine Promenade mit einem alten Kurhaus und eine Straße in der Stadt mit vielen Kneipen wo die Menschen im Schatten sitzen. Uns gefällt es. Dennoch. Wir schwitzen. Abends steht die Hitze. Das Gewitter zieht vorbei und bringt keine Abkühlung.

Badestelle in Haapsalu

Haapsalu

Alter Bahnhof
Haapsalu auf Russisch. Für den Zar als Gast


Haapsalu, der alte Bahnhof

an der Promenade in Haapsalu

Kurhaus in Haapsalu

Seit einigen Tagen sehnen wir uns nach einer Ankerbucht und uneingeschränktem Badevergnügen. Das gibt es hier in Estland leider nicht. Die Buchten sind flach und steinig. Man kommt nicht ran ans Land. Finnland kann uns das bieten. Also? Ja wir segeln rüber. Wetter passt. Von Haapsalu etwas über 50sm. Der Wind ist gut, nur kurz muss der Motor schieben. Wir segeln nach Finnland. Am Himmel braut sich was zusammen. Dann kommt aber nur etwas Regen, das Gewitter sucht sich einen anderen Weg. Wir auch und fahren zickzack in der Grossschifffahrtsroute. Und dann abends gegen 21 Uhr liegen wir fest in einer Bucht an einer grünen Tonne. An Land ein netter Anleger mit 3  Booten. Das alles gehört hier zum Finnischen Kreuzerclub, Merikarhut. Was Seebären heißt..
Wir wissen nicht recht ob es erlaubt ist, machen dennoch fest. Vertrieben werden wir nicht, auch wenn einer von Land laut gestikuliert und meint, wir sollen vor Anker gehen. Weil es so spät nun ist, lassen wir es einfach mal sein. Ich glaube die anderem am Steg haben ihn ruhig gestellt, denn er war nicht mehr gesehen.
Am Morgen springe wir ins ca 18 Grad warme Wasser. Anbaden. Es tut so gut. Dann geht es gegen einen sehr schwachen Ostwind weiter nach Osten. In Barösund machen wir kurz fest. Es geht zu wie in der Innenstadt am Samstag. Es ist ja auch Samstagmittag, nur die Fahrzeuge sind alles kleine Motorboote. Man kommt schnell zum Einkaufen, Essen und Tanken dorthin um dann das gerade gekaufte Benzin wieder in Vollspeed zu verheizen. Volles Leben im Sommer.
Auch wir kaufen ein und tanken voll. Dann nur noch einige Meilen und wir liegen alleine in einer großen runden Bucht. Das Wasser hat hier über 20Grad. Es ist heiss, das Sonnensegel wird immer wieder neu justiert. Oh, wie wir das genießen hier zu sein. Dieser Schlag hierüber hat sich voll gelohnt.
Ankern in Finnland

Gewitter ziehen herum, lassen uns aber in Ruhe

Segeln in den Schären

Am nächsten Morgen (Pfingstsonntag) weht es aus West. Der Wind nimmt noch bis 6 Bf zu am Nachmittag. Wir sausen nur unter Genua nach Osten. Eine recht ungeschützte freie Strecke und auch hier steht entsprechende See. Nur nicht die Orientierung verlieren. Die Tonnen in der aufgewühlten See finden und knapp an den Steinen vorbei zurück ins Innenfahrwasser. Aufregende 18sm.
Nun liegen wir an einem Steg, den ich vor 11 Jahren zufällig entdeckt habe. Inzwischen hat sich einiges verändert. Es sind nun 2 große Stege mit Strom, an Land gibt einen kleinen Kiosk und Sauna. Dennoch hat der Platz nichts von seinem Charme verloren. Wir fühlen uns wohl. So wohl, dass wir heute hier bleiben. Wir laufen durch die Landschaft zur nächsten Bucht. Ist am Ende ganz schon weit, denn die Straße führt erstmal weg vom Ziel. Müde sitzen wir in dem kleinen Hafen und stärken uns. Der größte Teil des Weges ging entlang einer Straße und das auch noch hoch und runter. Richtig Lust das alles zurück zu laufen haben wir nicht. Susanne schafft es einen jungen Mann dazu zu bringen uns zumindest die Straße zu ersparen. Er nimmt uns mit dem Auto mit. Er wohnt in Helsinki, hat hier ein Wochenendhaus und draußen noch eine Insel mit einem Motorboot. 
Morgen segeln wir von hier die 35sm  nach Tallin. 


Am Steg in Lähteelä. Källvik





In der Nebenbucht Porkala Marine. Schönes Ziel für einen Ausflug. 

Umkleidekabine auf Finnisch

Blick in den Schärengarten
An die Grillstelle kann ich mich noch erinnern

Am Wegesrand in Finnland