Montag, 10. Juli 2023

Auf nach Süden



Das Wetter meint es nicht gut mit uns. Immer noch hängen die Wolken schottisch tief. Es gibt die klassischen "4 Season an Day", vielleicht ohne Winter, denn dazu ist es doch noch recht warm. Aber Regenschauer mit entsprechenden Böen bis satte 6 Windstärken. Wir sind auf Kurs Süd, hoch am Wind ohne das Großsegel, das nochmal nachgenäht werden muss. 
Die Wellen sind schon kräftig, als wir aus der Bucht kommen, der Sturm vom Vortag hat uns einiges  übrig gelassen. Doch es kommt noch schlimmer. Die Slisand kracht einige Male so in die Kreuzseen, dass ich entscheide doch lieber von Hand zu steuern. Das erste Ziel Eigg geben wir auf, weil wir denken, die 10 sm weiter helfen uns am nächsten Tag, der nichts besseres verspricht. Doch diese werden die nervigsten und anstrengensten der Reise.  Die Schauerböen werden jedes Mal stärker, wir haben die große Genua draußen. Reffen geht da nicht, sonst reicht die Höhe zum Wind nicht. Dazwischen geht der Wind fast weg, wir lassen den Motor helfen, um uns nicht wie im Schleudergang zu fühlen. Nach einer gefühlten Ewigkeit, wohl aber nur 2 Stunden sind wie endlich ums Kap Ardnamurchan herum, können etwas abfallen, schaukeln aber weiter und gehen 2 Stunden später in Tobermory an eine Gästeboje. Es regnet immer wieder und so bleiben wir an Bord. 
Am nächsten Morgen wird es etwas besser, wir tanken etwas Diesel, aber vor allem Wasser, das wurde schon recht knapp. Das schmeckt hier im Land der wunderbaren Flüsse und Seen doch sehr nach Schwimmbad. Mehr Chlor geht wohl nicht mehr. 

Tobermory

Tobermory

Der Wind für die paar Meilen weiter zum Loch Aline, welches wir nun auch schon zum 2.Mal besuchen passt noch um etwas zu angeln. Strom schiebt uns gegen den schwachen Wind, wir stehen fast und das sind gute Bedingungen. Fangen aber kaum etwas. Aber wir genießen die meditative Ruhe in unglaublicher Landschaft des "Sound of Mull".
Wir hatten uns entschieden wieder durch den geschützten Sund zu fahren. Der Wind und vor allem die Vorhersagen dazu sind sehr ungenau und wir wollen sicher sein und so tasten wir uns täglich weiter nach Süden. 
Wir haben uns entschieden durch den Crinan Canal zu fahren. So entgehen wir dem an Wochenende vorgesagtem Starkwind und haben mal wieder was schönes für die Augen. Karge Landschaft ohne Bäume, dazu das graue Wetter schlägt dann doch etwas aufs etwas Gemüt. Und wir kommen etwas nach Süden voran.

Durart Castle im Sound of Mull

Strömungskabbelungen

Den Sound von  Corryvreckan meiden wir und nehmen den etwas nördlicher liegenden Sound Luing. Auch dort sollte man zum richtigen Zeitpunkt sein, sodass wir morgens um 6 Uhr ankerauf gehen um uns dann mit 10kn da durch schieben zu lassen. 

Wir ankern gegenüber dem Crinan Canal. Eine wunderbare Bucht, ideal für die Windrichtung. Ein Seehund begrüßt uns. Abends kommt dann die Kira wieder dazu. Sie hatte einen Umweg über Oban genommen und wollten hier gar nicht her. Umso mehr freuen wir uns, als sie kurz vor Sonnenuntergang den Bug um die Ecke stecken. Der Wind dreht am nächsten Morgen und so wechseln wir auf die Reede vor Crinan und gehen an Land um uns schon mal kundig zu machen. Gemütlich. Kleine Schleuse, nette Stimmung mit kleinem Cafe am Kanalbecken.
Der Crinan Canal wurde vor über 200 Jahren gebaut. Nur 9 Meilen lang aber mit 15 Schleusen,  die den höchsten Punkt mit etwa 25m überwinden. 


Reede vor Crinan


Erste Schleuse


Das  Wasser rauscht kräftig in die Seeschleuse, aber es liegt gerade ja auch kein Boot darin. Ich frage, ob das immer so stark geöffnet wird. "Nein, mit Booten etwas weniger", beruhigt mich der Lockkeeper. 
"Weniger" ist wohl Ermessenssache. Denn am nächsten Tag fühlt es sich nicht weniger an. Wir sind mit der deutschen Yacht Seeschwalbe von Boris und Claudia eingeschleust worden. Es ist eng in der Schleuse und entsprechend geht der Puls als das Wasser kommt. Aber es geht gut, kräftige Arme halten das Boot an der richtigen Stelle, aber überrascht waren wir beide doch über den Druck. Bei den nächsten Schleusen sind wir vorbereitet und es wir entspannter.
Mit der Seeschwalbe verbringen wir dann die nächsten Tage und Schleusungen. Auch sie sind ohne Zeitlimit in Deutschland gestartet und wollen irgendwo in den Süden. Ihr Boot eine schöne alte Vilm116 aus Rügen, wo sie auch die letzten Jahre gelebt haben. (YASC.blog).

Seeschleuse in Crinan

Die Seeschwalbe mit uns in der 1.Schleuse

Imposant die ersten Meter im Kanal. 

Die erste Brücke


Wohnen am Kanal

Klein und idylisch der Crinan Canal


Katharina und Claudia bei der Schleusenarbeit



Die Schleusentreppe. Es strömt kräftig.


Am Crinan Canal müssen die Bootsleute selbst mit Hand anlegen. Tore auf- und zuschieben und die Schleusenklappen für den Wasser Zu- und Ablauf regulieren. Soweit die Theorie. Wir kommen am ersten Abend vor der 5-stufigen Schleusentreppe an und sind beim ersten Rundgang überfordert. Wie soll das morgen da hoch gehen. Wo ist die Kurbel für die Klappen, die sollten da doch hängen. Eine Yacht auf Gegenkurs  mit erfahrener Skipperin ist irritiert. Auch sie vermisst die Kurbeln. Doch es kommen 2  junge Helfer der Kanalgesellschaft dazu. Es ist Absicht. Die Schleusen sollen doch nicht ganz allein bedient werden.
Die Kanalgesellschaft hat das Problem mit den unerfahrenen Skippern erkannt und schickt nun Lockkeeper auf die Strecke. Man hilft nur mit die Tore zu bedienen. Dazu muss einer von Bord. Der andere bändigt, mit über 2 Winschen und einige Blöcke geführten Leinen, das Boot. Es geht alles gut, sieht nur von Außen heftiger aus, als es sich auf dem Boot anfühlt. 
Man darf 4 Tage für den Kanal brauchen und die nutzen wir voll aus, denn draußen wartet nur viel Wind aus Süd auf uns. Aber ein Hauch von Sommer kommt nach 2 Tagen auf. Es geht uns gut. Die kleinen Midget (Mücken), die im Sommer die Gäste (und auch mich) quälen kommen auch vorbei. Aber wir genießen dennoch die Tage im Kanal. Wenige Meilen jeden Tag. Ganz entspannt.

Letzte Schleuse im Crinan Canal




Heute dann die Seeschleuse im Süden. Wir sind wieder im Salzwasser und auf dem Meer. Der Wind lässt uns mal wieder beide Segel setzten. Ich habe das Großsegel noch um einige Patches und Nähte erweitert. Ob es hilft weiß ich nicht. Aber ewig hält das eh nicht mehr. Deshalb haben wir schon einige Tage vorher über  RoyalTaskerSails, zu denen ich über meinen Freund Detlef Zugang habe, ein neues Segel geordert. Innerhalb von 3 Wochen soll es fertig sein. Lange Whatsapps später, mit Maßen und Fotos mit der in Südengland sitzenden Annabel vom britischen Vertrieb, sind wir nun in guter Hoffnung. Hoffen um den 20.7. das Segel zu Freunden nach Glasgow zu bekommen.
Im Seegebiet vor Glasgow angekommen werden wir hier nun die nächsten 10 Tage wartend, gemütlich einige Meilen segeln. 
Heute nach Loch Gair. Eine gut geschützte runde Bucht, aber nicht ohne vorher noch unseren Hunger nach Fisch zu stillen. Nur so macht angeln keinen Spaß. Nach 10 Sekunden Bisse und das andauernd. In einigen Minuten haben wir Arbeit und genug Fisch für die nächsten Tage. Da hatten wir mal wieder den richtigen Riecher gehabt und direkt in den Makrelenschwarm geworfen. 
Aber auch gut so. Es fing an zu regnen. Und das tut es wohl noch den Rest des Tages. Landgang wohl erst morgen. Wir bleiben erstmal hier. Die Seeschwalbe ist weiter nach Süden geflogen und die Kira segelt um Kentyre herum. Wollten doch noch unbedingt auf die Wiskeyinsel Islay.



Einige Minuten Angelvergnügen, reich belohnt


Am Crinan Canal

Liegeplatz für eine Nacht im Canal

Viel Grün, enger Kanalanfang


Wohnen am Kanal. Plattenreihenhäuser. Nicht ganz selten hier

Romantik am Crinan Canal

Crinan Canal



Den Cobbgrill als Räucherofen entdeckt. Räuchermehl (Buchenspäne vorrausschauend an Bord)

Eine Geschmacksexplosion

Ankern gegenüber des Crinan Canal