Samstag, 26. August 2023

Angekommen im Sommer


Breiter weißer Sandstrand, kleiner Ort im Scheitel der Bucht, wir ankern mit einigen anderen Booten in der geschützten Bucht vor Cedeira. Hier liegen wir nun fast seit einer Woche. Wir fühlen uns angekommen, angekommen in Spanien, in der Wärme, im Lebensgefühl des Südens. Auch wenn es nicht das Mittelmeer ist, atme ich mediterrane Luft. Erkenne das Gefühl wieder, dass ich immer hatte am Mittelmeer. Nur das Wasser ist noch erfrischend mit 21 Grad und erinnert, dass wir in Galicien, der Nordwestlichen Provinz Spanien sind.

Wir sind nach einer unruhigen Nacht vor 12 Tagen im River Fal los, haben im trubeligen Falmouth noch einmal den Tank voll gemacht und waren gut nervös aufgebrochen. Der starke Wind der vorherigen Tage, soll abflauen, nach Nordwest drehen und uns gemütlich in den Süden schieben. Das war unsere Idee und der Wunsch. Doch die alte Welle steht noch, der Winddreher kommt nicht und es bläst erstmal noch recht kräftig weiter. Doch wir gewöhnen uns schnell daran, passen die Segel an und rasen über den Westteil des englische Kanals Richtung Verkehrstrennungsgebiet vor der Ile d´Ouessant, dem westlichsten Punkt der Bretagne.

Dort kommen wir gegen Mitternacht an, bleiben gut außerhalb, meistern die erste Richtungseite ganz gut. Weniger los, als erwartet. Bin schon guter Dinge, sehe keine AIS Signale auf der anderen Seite.  Doch das täuscht. Sie ploppen dann plötzlich auf. 3 Frachter mit einem CPA (Closest Point of Arrival) von unter 1 Seemeile. Wir sind außerhalb des Verkehrstrennungsgebiet und unter Segel, nicht langsam mit fast 7kn. Doch mir ist das bei 3 Schiffen etwas eng und mulmig. Ich funke einen an um zu klären, dass ich ihn am Heck passieren will. Leider ist die Verständigung so schlecht, dass ich was falsch verstehe und meinen Kurs falsch anpasse und etwas Richtung VTG segle. Da meldet sich schon die Revierzentrale und mahnt an, dass ich im Begriff bin in falscher Richtung zu fahren. Ich bin doch noch mehrere Meilen außerhalb, aber ... naja. Ich gehorche, drehe ab. Inzwischen hat sich durch die Aktion die Gefahr mit den anderen aufgelöst, und der andere Frachter hat seinen Kurs stark geändert und ist uns ausgewichen. Ich glaube ich hätte einfach weitersegeln sollen. Die großen passen auf die Segler besser auf, als ihr Ruf.

Danach wird es ruhig, der Wind leider auch etwas zu sehr. Als es gegen 6 Uhr hell wird, kommt von hinten die Alwine auf, wir machen nur noch 2kn. Sie sind von den Scillies gestartet und fast die ganze Zeit unter Motor gefahren, weil die Segel wegen dem Schwell nicht standen. Wir reden kurz, sie haben keine Lust auf Motobootfahrt und drehen nach Brest ab. Die Jole weiter hinten dran wird das gleiche tun. 

Die Alwine kommt näher. 


Wir machen nach dem Kontakt auch den Motor an. Ich hab nochmal das Wetter angeschaut und gesehen, dass unser Wetterfenster in der Nacht zu Freitag zusammenbricht und starker Gegenwind kommen wird. Wir dürfen nun nicht mehr unter 4.5kn fallen, wollen wir ohne Probleme ankommen. Leider folgen fast 1,5 Tage unter Motor. Es wird glatt auf der Biscaya nur das Atmen des Ozean ist zu spüren. Delfine besuchen uns regelmäßig, in der Nacht überfallen uns Sternschnuppen. Es ist Neumond und recht dunkel. Wenig Schiffbegegnungen. 2 Französische Segler kommen aber sehr nah, so dass wir kurz unseren Kurs anpassen müssen. In der endlosen weite des Meeres ein Zusammenstoß....!?

Besuch von Delfinen

Sonnenuntergänge und Aufgänge auf der Biscaya



Am letzten Tag, können wir nochmal segeln. erst recht langsam, aber ab Mittag empfängt uns recht kräftiger Westwind. Die Vorboten des angekündigten Wetterwechsel. Nur unter Genua laufen wir 2 Stunden vor dem Dunkelwerden in die Ria Viveiro ein. Wir wollen nicht zur Stadt am Ende der Bucht und werfen unseren Anker vor einem weitem Sandstrand an dem noch viele Menschen ihren Abend verbringen. Auffällig viele Angelboote um uns herum. So werfen wir auch schon gleich nach dem angekommen die Angel ins grünblaue Meer. Und Katharina wie immer gleich ein Biss. Es bleibt aber bei einem Fisch. Später erkennen wir, dass die anderen Boot alle auf Calamare aus sind. Als wir gesehen werden, wie wir mit dem Fernglas versuchen zu spionieren, hält man uns stolz den Calamar entgegen.

Ziel vor Augen

Bucht im Ria Viveiro


Unser 1. spanischer Fang


Angekommen


 Die Bucht ist gegen West geschützt und der Wind soll nach Süd drehen. Doch der Schwell kommt um die Landzunge gelaufen, der schwache Wind verliert gegen die Strömung und wir liegen quer zur See. Den Seegang, den wir auf See gut überstanden haben, raubt uns die halbe Nacht und lässt Gläser aus unserem Regal fliegen. Das schöne Gefühl des Angekommen sein, dem ersten Sprung ist kühlende Nass und der wunderbaren Kulisse. Alles fällt in dieser Nacht zusammen. So habe ich mir das nicht vorgestellt. Werden denn nun alle Bucht diesen Schwell des Meeres haben?

Gegen Morgen nimmt der Wind zu, wir liegen  Richtung Strand, der Schwell wird von dem starken Wind weggedrückt. Nun pfeift es mit fast 8 Windstärken, der Anker hält und der warme Wind lässt uns die starke Sonne bestens aushalten. Wie nah doch diese Gefühle oft bei einander liegen.

Ab nächsten Tag liegt die Bucht nicht mehr geschützt. Wir beschließen dem Ort Viveiro einen Besuch abzustatten. Eine kleine Marina liegt im Fluss. Wassertanken, Wäsche machen im nahgelegenen Waschsalon und etwas Diesel in Kanister anschleppen. Der Tag ist schnell vorbei. Erst am Abend laufen wir durch die Stadt. Gemütlich, einfach, aber genau das was wir gerade brauchen. Keine Touristenpfade, keine Sehenswürdigkeiten. Einfach spanischen Leben mit kleinen Kneipen und Tischen auf der Straße. Das Leben findet ihr einfach draußen statt. 

Viveiro

Viveiro

Einkaufsstraße Viveiro

Viveiro



Marina Viveiro


Viveiro

Wir lernen Holger und Gabi von der Panacia kennen und trinken abends gemütlich einen an Bord zusammen. 

Am nächsten Morgen wollen wir beide in eine gut geschützte Bucht einige Meilen weiter. Die Küste ist rauh, der Schwell sehr stark und der Wind recht schwach. Wir Motorsegeln um das gefährliche Kap Ortegal herum. Hier möchte ich nicht bei Starkwind ein Problem kommen. Als wir dann um die schützende Hafenmole des Ria Cedeira kommen, der Schwell weg ist und wir in einer weiten großen Bucht ankern können ist unsere Glück perfekt. Wir sind überwältigt. 





Cap Ortegal




Holger, den wir am Abend noch in Viveiro kennen lernten und gerade allein unterwegs ist, ist wie die Panacia schon da. Wir legen uns recht weit in die Bucht hinein. Platz ist reichlich.

Am nächsten Tag kommt abends die Seeschwalbe mit Boris und Claudia an. Wir hatten zusammen den Crinan Canal gemacht und uns dann verabschiedet. Sie sind dann über Brest und weiteren Stopps an der franz. Küste hierher gekommen. 

Wir kommen dann alle in einer Bar zu einem Bier zusammen. Doch es treibt die anderen weiter. Sie wollen alle nach A Coruna. Wir wollen bleiben. Es ist doch genau hier das was wir gesucht haben. Kleines Städtchen mit netter gemütlicher Altstadt, geschäftigere Neustadt und guten Einkaufsmöglichkeiten. Wasser zum baden und geschützte Ankerbucht mit Eukalyptuswald herum. 

Cedeira

Bei Hochwasser mit dem Dinghy in die Stadt

Niedrigwasser 

Dinghysteg

Bei Hochwasser kann man mit dem Dinghy bis in die Stadt fahren, was zum Wäschewaschen und Einkaufen sehr hilfreich ist, ansonsten darf man sein Beiboot an einem Schwimmsteg anlegen vor dem Hafenbüro. Man kann Wasser  holen und auch Duschen dort. Die Menschen sind hier so freundlich und hilfsbereit. Die Sprachbarriere stört manchmal etwas, aber man gibt sich Mühe sich zu erklären oder der Google Übersetzer hilft.

Und gestern kam dann erst die Alwine mit Lars und Ines und später die Jole mit Rene und Jens hier an. Direkt von Brest. Wir hatten uns in Irland verabschiedet und nun freuen wir uns gemeinsam abends ein Bier zu trinken. Auch sie wollen bald weiter und wir  werden uns da wohl anschließen und morgen mal wieder segeln gehen. Die nächsten Tage sehen gut aus, um bis um das Kap Finistere zu kommen. Wieder ein Meilenstein auf dieser Reise. Was wird uns dort dann erwarten. Das hier ist erstmal schwer zu toppen.

Cedeira









Cedeiras Zentrum in der Neustadt. Kinder spielen und Eltern sitzen in den Kneipen außenherum






Cedeira

Beim Angelausflug 2 Finten. Leider sehr grätig

Cedeira

Landausflug in den Eukalyptuswald





Steil geht es vom Strand nach oben. Vorsorglich wurden hier Seile gespannt




Blick nach Cedeira







Die schützende Hafenmole von Cedeira



Nicht nur wir fühlen uns Wohl hier







Markt am Samstag



Wir kaufen Tomaten aus ihrem Garten. 

Blick über die Bucht von Cedeira



Im Eukalyptuswald






Der Süden hat uns auch kulinarisch erreicht

Sauberer Waschsalon sorgt für Begeisterung

Die Finte als Finte. Macht kein Spaß mit den vielen Gräten