Montag, 31. Juli 2023

Ein Tief jagt das Andere


Es regnet draußen, der Wind pfeift....., halt, so hab ich doch schon mal angefangen. Nun ja, es wiederholt sich. Dieser Sommer, das merken auch alle im Heimatrevier, hat es feucht in sich. Wir sind nun in der Nähe von Dublin und warten auf ein Wetterfenster um weiter nach Süden zu kommen. Leider nicht vor Anker, das geht hier nirgends wirklich, sondern in einer teuren Marina (ca. 50 € pro Nacht). Waren wir in Schottland schon echt erschreckt, dass die Marinapreise so gestiegen sind und sind fast nur, wenn möglich vor Anker gewesen, ist es in Irland noch etwas schlimmer. Denn hier gibt es kaum bis gar keine Möglichkeit vor Anker zu liegen. Die Häfen sind halb leer, kaum Segler unterwegs. Müssen nun die wenigen, meist nicht Irischen Segler den Hafen finanzieren? Dazu kommt, dass meist ein Wartungsstau vorhanden ist (vor allem im Sanitärbereich) und Strom noch extra kostet. Wir sind etwas enttäuscht. Dazu das Wetter das uns festhält.

Wir haben inzwischen unser neues Großsegel in Largs (Großraum Glasgow) bekommen. Es hat mit den versprochenen 3 Wochen geklappt, Segelt passt. Großes Lob an Rolly Tasker Sails und den Vertrieb in Südengland. Die Wartezeit nutzten wir und kreuzen durch Forth of Clyde. Ankern vor der Insel Arran, im Kyle, umsegeln Bute und finden im Bojenfeld vor Millport einen Ankerplatz. Wegen starken und drehenden Wind suchen wir am Ende Schutz in der  Holy Loch Marina. Auch kein Schnäppchen, aber irgendwie gemütlich dieser familiengeführte Hafen. 

Holy Loch bei Ebbe

Holy Loch

Mit "Moin, Moin" begrüßt zu werden ist dann eine Überraschung. Ich dachte noch mich verhört zu haben, aber auch Katharina hörte dieses vertraute Moin.  Wir legen uns neben das 24-Fuss Segelboot von Ufo und Miriam, einem norddeutschen nach Schottland ausgewandertem Paar. Wir klönen viel über die beiden Länder, erfahren viel über das Leben in Schottland. 

Auf der anderen Seite liegt ein ebenso kleines Segelboot. Neu erworben von einem Glasgower Seglerpaar. Am Abend angelt er beiläufig mit einer sehr kleinen Angel und raucht mal eine am Steg. Schwupps, eine Makrele dran. Völlig überrascht von seinem Fang bietet er uns den Fisch an. Gerne nehmen wir ihn entgegen und aus.  Ich sofort meine Angel rein und schupps, alles 3 Haken des Paternoster voll. Ein weitere folgt kurz darauf vom Nachbarn. Am nächsten Abend gibt es warmgeräucherte Makrele. Wir verteilen die Fische an unsere Nachbarn mit großem Erfolg. 

In Largs am nächsten Tag warten wir gespannt auf den UPS Lieferboten. Man erwartet diesen typischen braunen Kastenwagen. Doch er kommt in weiß und nur zufällig, ich wollte gerade den Warteplatz mal verlassen, sehe ich das braune Hemd des Fahrers. Erleichterung, denn er hat tatsächlich unser Segel dabei. Noch schnell die Segellatten anpassen und 1 Stunde später sind wir abfahrtsbereit. Wir wollen noch die 160sm bis Dublin segeln. Das Wetterfenster ist kurz und wir hoffen es reicht. Der Wind ist zum Teil kräftig, die Welle entsprechend, aber wir kommen gut voran. in der Nacht wird es ruhiger und wir segeln durch die irische See nach Süden. Am Nachmittag des nächsten Tages, nach 28 Std. machen wir in Howth, Irland fest. 



Das neue Segel

Und eine Überraschung steht uns noch bevor. Ich schau auf Marinetraffic (eine App, auf der man die AIS Positionen von Schiffen sehen kann) und sehe, dass die KIRA auf dem Weg nach Dublin ist. Eigentlich hatten wir uns schon mehrfach endgültig verabschiedet und die Kira wollte Englands Küste nach Süden segeln, aber der Gegenwind und ein Problem mit ihrer Welle lässt sie die Pläne ändern. Welch eine Freude. Wir segeln zusammen noch nach Dun Laoghaire, in der Hoffnung dort an einer Mooring günstiger zu liegen. Doch die sind nicht für Besucher wie auch in Howth. Klar die wollen diesen riesigen Hafen , der nur zur Hälfte gefüllt ist voll bekommen. Unfreundlich werden wir im Militärton im Office begrüßt. Auf die Bitte doch etwas langsamer zu sprechen, nur ein "alle  Iren reden so schnell" und weiter gings im unverständlichen Dialekt. 

Mull of Kentyre

Grenzübertritt. Schottland ade

Wir besuchen von dort Dublin-(S-Bahn in 20min zur Tarastreet). Ein Sommertag, es ist richtig schön warm. Aber ein langer Nachmittag reicht uns aber dann im Trubel, mit teuren Bier (9 €) in den Pubs und wir sind glücklich wieder an Bord zu sein. Die Kira hat inzwischen auch erfahren, dass ihr dort im Hafen nicht geholfen werden kann und so müssen sie ca. 13sm wieder zurück nach Norden. Nach Malahide. Wir schließen uns an. Der Weg nach Süden ist noch nicht offen. Vielleicht kann man da ja vor Anker warten.

Teures Bier und Livemusik in Dublin


Dublin im Temple Bar District

Malahide kann nur mit richtiger Tide und Strömung angelaufen werden. Wir verschätzen uns, brechen ein Versuch ab, als das Echolot kaum  Wasser noch unterm Kiel anzeigt. Sollte doch reichen...!? Am Ende warten wir mit Kira und müssen fast 3 Stunden bei kräftigem Wind auf und absegeln. 26 sm auf der Logge, statt den 13. Wir hoffen neben der Marina im Fluss anken zu können, doch der wenige Platz ist so von Bojen besetzt, dass wir zwar einen Versuch wagen, aber beim 2.Versuch von einem Marinamitarbeiter verscheucht werden. Etwas gezwungen gehen wir in die Marina. Aber immerhin sonst sehr freundlich und bemüht.

Einfahrt nach Malahide

Malahide Marina

Nun harren wir der Dinge. Die Kira wartet auf Ersatzteile und wird wohl Ende der Woche gekrant, 2 andere deutsche Boot im Hafen warten, wie wir, nun auch auf ein Wetterfenster nach Süden. Alle mit Ziel Spanien/Portugal. Diese Wetterfenster öffnen sich in der Vorhersage ab und an und verschwinden mit dem nächsten Update. Das zerrt an den Nerven. Dazu der viele Regen. Wir wollen Wäsche waschen, doch der Trockner ist kaputt, somit brauchen wir mal etwas Sonne. Auch die Solarzellen sehnen sich nach Sonne. Man lernt Geduld.

Mit Eddy und Petra beim Boule am Strand

Malahide


Bei Ebbe ist die Zufahrt nach Malahide ein riesiger Strand





Berühmt durch Baileys, der Leuchturm bei Dublin

Millport im Innenhafen

Ebbe in Kilchatton Bay auf Bute

Wattwanderung  bei Kilchatton Bay

Kyles of Bute, Ankerplatz

Angelplatz vor Howth. Irland hat uns aber noch keinen brauchbaren Fisch geschenkt

Drachen am Strand bei Millport 



Kilchatton Bay am Abend

Dinghypier in Millport bei Ebbe

Bojen/Ankerfeld auf Arran vor Lamash


Kilchatton Bay



Sonntag, 16. Juli 2023

Im Auge des Tiefs


Heftig zerrt der Wind am Boot, lässt es hin und her schaukeln, es pfeift im Rigg. Der Regen prasselt aufs Deck. Doch wir liegen gut, sehr gut, hier an der Boje im East Loch Tarbert im Norden der Halbinsel Kentyre. Wir müssen warten auf unser neues Segel und in Tarbert gefällt es uns. Nur den Steg mit seinen 40 Euros pro Nacht in der Marina wollen wir uns nicht lange leisten und schauen nach den Besucherbojen in der nach allen Richtungen gut geschützten Ecke des natürlichen Hafens. Als wir an den mit 20 Euro pro Nacht auch recht teuren Boje festmachen, sehe ich einen Segler mit einer Frau in einem Holzruderboot zu seinem Boot rudern. Vollgepackt. In der Hoffnung, dass sie übers lange Wochenende rausfahren und ihre Boje nicht brauchen hüpfe ich schnell ins Dinghy. Etwas Überwindung kostet es mich ja doch. Inzwischen wieder an Land um eine Holztreppe zu reparieren, frage ich ihn einfach.

"Nein mit dem Boot fahren sie nicht weg, aber das Boot dahinter, auch seines, aber nun verkauft, werden sie heute bei Niedrigwasser noch zum Crinan Canal fahren. Dann wäre diese Boje frei. Der Fels, der bei Niedrigwasser direkt hinter dem Boot dann zu sehen sein wird, soll mich nicht beunruhigen. Der fällt steil ab und außerdem hätte er letzten Monat die Boje kontrolliert. Alles Ok. Und falls die vom Hafen kommen, sag einfach du hättest mit Jim das besprochen." Ich bin überwältigt von dieser Freundlichkeit. Wir plaudern noch etwas über seine beiden schönen alten Boote. Er war einst Schiffsingenieur und die beiden Boote aus Holz hätte er wieder instand gesetzt, aber nun eines verkauft, denn,  eines reicht ja. Ich fahre zum Boot zurück und hole eine unseren letzten Weinflaschen (haben sonst nur noch Kanister) und bringe sie ihm. Er will aber, dass ich sie seiner Frau auf dem Boot gebe. So ratsche ich dann auch noch mit ihr einige Sätze. 

das Wetter heute

Wir haben das schlechte Wetter schon einige Tage kommen sehen. Überlegten wo wir uns wohl und sicher fühlen können. In Loch Gair, auch eine kreisrunde Bucht, bestimmt auch geschützt, ist bei Niedrigwasser das an Landkommen doch sehr beschwerlich. 2 Tage sind wir dort nach unserem Kanalabenteuer geblieben. Davor an einer kleinen engen Durchfahrt noch richtig schöne Makrelen geangelt. Langsam werden wir Profis darin, mit Hilfe der Sonarcharts die Stellen zu finden, wo der Fisch sich gerne aufhält. Wir müssen uns zügeln, sonst haben wir mehr als wir essen können.

Haus am Eingang zu Loch Gair

Loch Gair

Mühsames an Land kommen. Als wir wieder kamen nach unserem Ausflug, mussten wir das Dinghy mehrere 100m weit ins Wasser tragen

Loch Gair

Landausflug am Loch Gair

Loch Gair


Im Hafen von Tarbert gibt es eine dringend nötige Waschsession und mal wieder richtig tolle Duschen. Die besten weit und breit. Der alte Fischerort lebt inzwischen mehr vom Tourismus. Nur diesen sehen wir kaum. Einige Pubs und Imbisse, einen COOP, diverse Gemischtwarenläden und einige Andenkenläden. Mehr hat dieser Ort aber nun doch nicht. Ein altes verfallenes Royal Castle und eine imposante große Kirche erheben sich auf den Hügeln um diese Bucht, die dem Ort schon lange als natürlichen Hafen dient. Irgendwie gemütlich. Im Pub kommen wir mit einem älteren Liveaboard aus England ins Gespräch. Und es geht auch um den Brexit. Um die Schwierigkeit nun länger als 3 Monate in der EU zu bleiben. "What a mess!" , dieser Brexit. Er will vielleicht in die Karibik. Ist nun endgültig auf sein Boot gezogen, kaum 9 m lang. 



Wunderbares Holzboot von Jim



Im Auge des Tiefs

Tarbert

Gestern kommt dann das Tief direkt auf uns zu und statt Regen und Wind erleben wir, wie es ist, im Auge des Tiefs zu sein. Einige Wolken, aber vor allem windstill und Sonne den ganzen Tag. Wer hätte das gedacht. Heute Nacht ging es dann los und es regnet und windet nun den ganzen Tag. Morgen soll der Wind sich legen und wir wollen etwas weiter bummeln, die Zeit bis zum Eintreffen des Segels überbrücken. Scharren schon mit den Hufen endlich in den Süden zu kommen. Etwas mehr Sommer wäre schon schön.

Im Auge des Tiefs, Zeit und Muse zum SUP Paddeln

Bojenfeld Tarbert

Tarbert


Der Cobb als Räucherofen, ca. 30min räuchern

möglichst Hochkant stellen.


Geräuchert mit selbstgebackenem Sauerteigbrot

oder gebraten in der Pfanne

Manchmal beißen die Makrelen schneller als wir mit dem Ausnehmen nachkommen




Der Felsen kommt bei Niedrigwasser dem Boot schon sehr nahe

Tarbert




Am Loch Fyne

Bojenfeld von Tarbert


Tarbert


Inselwanderung durch Farne und vermooste Bäume








Da liegen wir weit hinten drin

Eines der Pubs

Unsere geschützte Bucht vom Schloss aus


Kirche von Tarbert


Waschtag


Am Loch Fyne

Tarbert

Kleine Fischerflotte in Tarbert

Altes Tarbert mit Naturhafen

Royal Castle von Tarbert



Sanitärtrakt in Tarbert Marina...

...und Waschmaschinen. Die kleinen Freuden beim Unterwegs sein