Freitag, 26. Januar 2024

Wieder Wasser unterm Kiel

Der Vollmond scheint über Alvor, der Ort leuchtet in neonorange, der Himmel ist klar. Was für ein Blau, in allen Schattierungen. Am Himmel sind langsam die Sterne zu sehen. Es dominiert das Wintersternbild Orion.  Wir sitzen nur noch kurz im Cockpit, denn wenn die Sonne verschwindet, wird es schnell kühl. Da schmeißen wir schon mal gern die Heizung an.  Immerhin ist es Januar.

Aber was für ein Gefühl hier am Anker zu hängen, frei, selbst das Wetter diktiert gerade nichts. Der Wind ist täglich eher flau, die Gezeiten gemäßigt. Wir wollen hier noch 1 Woche bleiben, dann noch einmal nach Lagos um meine Tochter mit Freund zu treffen. Mein Sohn Johannes ist schon einige Tage da, wohnt im Wohnmobil und sucht seine Windfoilspot auf. 

Johannes reizt die Wellen, die an diesem Tag in Lagos sind


Wellen am Strand von Lagos


Uns geht gut, sehr gut. Genießen das Leben. War es doch gegen Ende letzten Jahres doch etwas durchwachsen. Wobei wir immer das Beste daraus machen. Arbeiten einige Stunden am Boot, machen lange Spaziergänge, naja, eher Katharina, und kommt dann auch mal an einer Austernbank vorbei. Dann gab es die ersten Austern für uns. Chilly, unser neuer 4 beiniger Begleiter, hat sich schon sehr an uns gewöhnt. Am Liebsten hat er es,wenn wir immer nur zu Dritt unterwegs wären. Doch das klappt nicht immer. Aber er bringt uns jeden Tag neues Glück und Freude, öffnet die Herzen der Menschen denen wir begegnen. Wir haben viele nette Kontakte.

Alvor im Abendlicht



Aber noch einmal zurück. 

Das Jahr hat für uns auf dem Trockenem angefangen,  die Werft hat kurz nach Neujahr das Arbeiten am Boot begonnen. Schon am 2.Tag aber erfuhr ich, dass der Vorschlag vom Gutachter nicht umgesetzt werden kann, denn der Ballast ist innen nur mit erheblicher Gewalt heraus zu bekommen. Man weiß dabei dann aber nicht, was noch alles im Kiel zerstört wird. Also wurde nun doch von Außen zu laminiert, der Hohlraum mit Spachtelmasse gefüllt und oben durch die wenigen Haarrisse Epoxid nach unten fließen gelassen. Das alles hab ich mir erzählen lassen, denn der einzige Tag wo wir nicht an der Werft waren, geschah dies und abends war alles zu laminiert. So muss ich nun glauben, was mir mit Übersetzer radebrechend auf Englisch erzählt wird. Aber Vertrauen gehört hier einfach auch dazu, dass muss ich lernen. Und Geduld.

Am Ende waren sie mit den Arbeiten nach 8 Tagen fertig, wir machten nur noch das Antifouling, erneuerten die Anoden und ab ging es ins Wasser. Viel früher und billiger als gedacht. 

Wollte nach dem Schleifen des UW Schiffes schnell noch duschen. Wurde aber leider vorher gesichtet.



Im Abendlicht zurück ins Wasser

Fertig, so haben sie es uns übergeben. 


Antifoulingsstreichen

Doch.... Vertrauen ist gut aber Kontrolle ist besser. Beim Einsetzen (1,5 Stunden verspäteter Termin) ließ ich das Boot im Kran hängen um die Wellenlagerbaustelle mit Stopfbuchse zu kontrollieren. Und siehe da. Die Stopfbuchse war für die Reparatur geöffnet worden und nicht wieder verschlossen worden. Ein fetter Wasserschwall ergoss sich in die Bilge. Aber vertraut mit der Technik, konnte ich dann nach kurzer Zeit und dem ersten Ärger und Schock darüber, die Buchse fixieren und den fragenden Blicken draußen am Kran ein erstes Ok geben. Sie waren schon am telefonieren, wer denn dafür zuständig sei und das am Freitag kurz vor Dienstschluss. Dazu kommt auch, dass das für die Reparatur gelockerten Rigg (Wanten wurden gelockert) nicht wieder richtig eingestellt wurden und wir erstmal mit losem Rigg die Werft verlassen haben. Erst am Liegeplatz wunderte ich mich über lose in den Wanten. Wer ahnt denn sowas. Dass auch die von der Werft demontierte Batterie und das Burgstrahlruder vergessen wurde, ist da nur noch Peanuts. Auch das habe ich dann halt gemacht. Ein nicht so freundlicher Brief an den Disponent musste da dann folgen. Immerhin kam eine peinliche Entschuldigung.

Um dem Lagerkoller etwas zu entfliehen und als wir mit unseren Arbeiten soweit am Boot fertig waren, mieteten wir uns mehrfach einen Leihwagen und fuhren durchs Land.  Zu Weihnachten fuhren wir bis Tomar zu Freunden in ihre Hausbaustelle, wo wir gemütlich dennoch Weihnachten feierten. Es war eines der schöneren Weihnachten für uns und das Wetter passte. Wunderbare Gegend da im Norden.

Aquädukt bei Tomar
Weihnachten mit Steffi und Jörg

Zurück fuhren wir dann über Nazare, wo wir die berühmten Wellen sehen wollen. Doch bei dem ruhigen Wetter sind sie nicht sehr beeindruckend. Wir besuchen Peniche, ein Hafen, den wir wegen unserer Nachtfahrt im September ausgelassen haben (-denke wir haben nichts verpasst-) und erfreuten uns an dem Tipp von Jörg...




Strand bei Nazare

Obidos. Eine Kleinststadt umgeben von einer Stadtmauer mit  Burg. Eine Stadt gemacht wie für eine Filmkulisse und deshalb sind dort wohl auffallend keine Freiluftstromleitungen zu finden. Wir kamen durch einen Stau veranlasst, nicht über den offiziellen Weg in die Stadt, parkten irgendwo und fanden eine beschaulichen Ort vor, mit weißen Häusern und kleinen Gassen, bis wir die Hauptstraße erreichten auf der sich ein Menschenstrom sich ergoss. Es gibt wohl massenhaft Busfahrten aus Lissabon in die ca. 1 Stunde entfernte Stadt. Wir mochten den Ort dennoch, suchten wenig besuchte Ecken, entschlossen uns aber, zum Essen dort weg zu fahren, denn es war alles gerappelt voll. Es war der 2.Weihnachtstag.

Obidos

Obidos

Obisdos

Obidos

Obidos

Zurück sind wir kleine Straßen gefahren und hielten uns an der Westküste der Algarve auf. Es gefiel uns, und so sind wir einige Wochen später nochmal dorthin gefahren. Aljezur, auch ein kleiner netter Ort, aber am besten sind seine Strände und Klippen an der Westküste nur wenige Kilometer weiter. Es ist so schön hier überall. Natürlich ist Nebensaison und es ist schön leer. Möchte nicht wissen, was da im Sommer los ist.



Algarve an der Westküste

Weiter Strand bei Aljezur

Durch das Mochiquegebirge sind wir dann zurück und haben einen fast ausgetrockneten Stausee besucht. Erschreckend wieviel hier Wasser fehlt. Auch wenn zur Zeit alles grünt und blüht, zeigt es wie trocken es hier ist und wie schwierig die Bewirtschaftung des Landes ist. Durch riesige Orangenplantagen in den Tälern ging es zurück nach Lagos.


Mandarinen, Zitronen und Orangen, soweit das Auge reicht

Irgendwo im Nirgendwo ist uns fast ein Hund nicht mehr von der Seite gewichen. Etwas größer als Chilly, aber ansonsten wie auf dem Gesicht geschnitten. Gut, dass er ein neues Halsband trug und bestimmt dort in den Bergen zu einem Haus gehört. In Portugal haben die Hunde oft tagsüber freien Ausgang. Wir waren etwas irritiert, soweit weg von Allem und fühlen uns schon auch verantwortlich für den Hund. Hofften dann doch, dass er seinen Weg zurück findet.

Streunender Hund

Mit Chilly hat uns eine wahre Lebensfreude gefunden. Er ist so angenehm entspannt, schnell lernend, angstfrei im Umgang mit Wasser und einfach immer wieder nur süß. Inzwischen liegen wir vor Anker, der Hund springt ins Beiboot und mit etwas Hilfe auch wieder an Bord. Er schwimmt ohne Probleme zum Schlauchboot und kommt dann an Bord. Ich glaube wir haben den Richtigen gefunden, oder hat er uns gefunden? 

1.Schlauchboottour durch den Hafen


1.Mal unter Segel für Chilly


Entspannt bei den langen Autotouren

Fühlen uns langsam sehr Zuhause hier in Lagos, der kleinen Ferienwohnung, die unser Zuhause für 4 Wochen war. Aber..... nun sind wir zurück aufs Schiff, 3 Tage putzen und uns wieder einrichten. Eine Woche mit Regen dann noch in Lagos im Hafen bleibend abgewettert.  Am Freitag dann ging es nach Alvor ins Ankerfeld. Wie haben wir das vermisst. Nun kommt auch das warme Wetter zurück. Baden kurz im Meer um uns zu waschen und machen lange Spaziergänge über das Watt, die Chilly so genießt und ausgelassen rumtobt. 

Weiter Strand von Lagos

Mitte Februar planen wir nun, je nach Wetter uns hier wieder zu lösen und Richtung Mittelmeer zu segeln. Aber das sind alles Pläne, auch das wir den nächsten Winter in Südsizilien sein wollen. Pläne bei Ebbe in den Sand geschrieben.

Katharinas 1. Auster

Erstmal noch schnell ein Austernmesser gekauft
Austernzucht bei Alvor



Best Sundowner





Erste Schlauchboottour für Chilly durch den Hafen




 








PS: Gestern, als der Blog gerade fertig war, ging es nach Lagos (ca. 1/2 Stunde unter Motor) um ein Paket abzuholen bei der Marina. Das Meer empfing uns mit hoher Dünung und so rollten wir recht unangenehm rüber nach Lagos. Da der Tank schon recht leer war, tankten wir auch noch. Und dann zurück. Doch kurz vor verlassen des Hafens stotterte der Motor und ging aus. Der Seegang hatte wohl Luft in die Leitung geschaukelt. Aber Glück im Unglück. Der Anleger der Ausflugsboote war in der Nähe und frei und mit Schiebestrom und Bugstrahlruder manöverierten wir uns dort hin. Mit Heckleine auf Klampe am Steg werfen müssen wir uns Bremsen. Bei der 2.Klampe klappte es dann auch und wir stoppten mit Muskelkraft. Ich machte mich dran die Leitung zu entlüften, schaffte es aber nicht (dachte vlt. ist doch die Pumpe auch kaputt) und so telefonierten wir mit "unserer" Werft die gleich gegenüber ist. Und tatsächlich 1 Stunde später war ein sehr netter Mechaniker an Bord. Ich lernte noch mehr zum Thema Motorentlüften und eine Stunde später lief der Motor wieder. Ein Stein fiel uns vom Herzen.

Wir machten uns mit Sonnenuntergang und aufgehendem Vollmond noch auf nach Alvor, wo wir aber wegen der Ebbe nur noch hinter der Einfahrt zur Lagune ankern können. Aber, es ist ein guter Platz, mal wieder ein neuer,  nur 500m weg von wo wir sonst liegen. Die Fische beißen Abends auch noch. Was für ein Tag....Nicht das jemand sagt, wir hätten ein langweiliges Leben.