Montag, 27. Mai 2019

Update

Nur kurz. Wetter und Wind bedingt sind wir in grossen Schritten gerade unterwegs.
Karlskrona, Kristianopel, Sora Rör und dann 85sm nach Visby. Starkwind in Visby abgewartet und nächstes Fenster nun direkt nach Kurrassare im Estland. Dann wird es ruhiger. ETA Estland Dienstag abend

Dienstag, 21. Mai 2019

Schweden wir kommen




Schweden zeigt sich erst sehr spät. Hafeneinfahrt von Utklipan

Müde nach 26 Stunden und 145sm  angekommen in Schweden
Diesig, fast neblig ist es als ich morgens um 5 wach werde. Ich hab unruhig geschlafen. Ich will endlich rüber nach Schweden. Seit über einer Woche bläst es immer aus Nordost, gestern auch in Sturmstärke. Also von vorne. Nun habe ich aber seit einigen Tagen schon gesehen, dass mit der Warmfront die Vortags Regen und Sturm brachte, der Wind mal für einige Stunden Pause macht und dann vielleicht sogar nach Ost dreht. Das könnte also passen. Nun ist aber Nebel. Ich bin nervös. Bleibt er oder zieht weiter, wie ist der Wind weiter draußen?

Hier im Hafen ist es windstill. Eher als angesagt. Ich fange an mich seeklar zu machen und laufe um 7 Uhr aus Svinemünde mit Kurs Nordost aus.
In Svinemünde, Polen,  war ich gelandet, weil ich nicht ewig in und um Rügen sitzen wollte und dem Wind zu schauen, wie er mir ins Gesicht bläst. Die Idee den Pennestrom mal durchsegeln hatte ich schon lange. Da war ich noch nie und es hat sich gelohnt. naja, zum Teil. Wunderbare Landschaften, ganz verträumte kleine Orte. Usedom von hinten sozusagen. Ich fotografiere und freue mich es allen zu zeigen können. Gelbe Rapsfelder, davor in der Sonne leuchtende Schilffgräser. Verfallene Steganlagen vor kleinen, vielleicht unbewohnten Häusern.
Doch nach der Brücke in Wolgast, die ich gut getimed ohne langes Warten nehme, sehe ich den kleinen Hafen Ziemitz. Der sieht nett aus. Ich hole die Schot dicht, weil ich höher ran muss um näher ran zukommen und plopp, plopp macht mein Handy sich auf den Weg ins Wasser. Ich hatte den Reißverschluß der Brusttasche nicht zu gemacht. Bilder weg (warum fotografier ich immer mit dem Handy?) und viele Telefonnummer erstmal. Schock.Wer mich erreichen will...denk der ich bin ins Wasser gefallen?
Glück im Unglück. Ich habe aus dem letzten Jahr noch ein Handy zuviel an Bord und die Datenkarte im kleinen Router kann auch telefonieren. Ein langer Abend mit emails schreiben und Facebook Messanger folgt und die wichtigsten Nummer kommen wieder zusammen. Beschäftigungstherapie für nen langen Abend.

Der Hafen der von einem Verein bewirtschaft wird ist sehr nett. Die Leute aufgeschlossen.
Leider sehe ich nur wenig davon. Bin ja beschäftigt.
Am nächsten Tag wollte ich eigentlich nicht so weit. Doch die Wettervorhersage sagt mir, dass  der starke Wind, der erst für Freitag angesagt war nun schon morgen kommen soll. Die Front hat es eilig und der Sturm kommt schon am Donnerstag. Unter Segel geht es  fast immer hoch am Wind 44 Sm bis nach Svinemünde über das Stettiner Haff. Es blies mit gut 5 Windstärken. Die Welle auf dem  meist nur 4m flachen Haff hat es in sich.

Kurz vor Einfahrt in die sogenannte Kaiserfahrt fängt es an zu regnen. Ich sitze unter der Sprayhood und lass Johann steuern. Die letzen 3 Meilen gegen den Wind. Ein 7.Sinn läßt mich dann aber doch aufstehen richtig nach vorne sehen und da entdecke ich gerade 3 Bootslängen vor mir diese Stellenetze. Dünne Stecken ohne Makierung. Das hätte ins Auge gehen können. Sprung zum Autopilot, und abdrehen.
Müde erreiche ich dann Svinemünde. Eine große und persönliche Marina, nicht wirklich gemütlich, aber geschützt.
Liegeplatz in Svinemünde

2 Nächte später motore ich bei Windstille nun aus dem großen Hafen von Svinemünde mit Kurs 20 Grad. Kaum hab ich die lange Mole passiert, empfängt mich eine riesige Dünung. 1,5m Welle sind es bestimmt. Von Vorne. Berg auf und Berg ab. Ich hab die Hoffnung, dass es bald ruhiger wird. Aber der starke Wind im Norden zieht sich erst langsam zurück und ich fahre sozusagen, dem abgeflautem Sturm hinterher, der seine Welle als Andenken mir da lässt. Es ist diesig, keine Seemeile Sicht. Mein Radar läuft auf dem neuen, gebrauchten Kartenplotter. Muss noch das Handling üben.
Der Kartenplotter, den ich günstig gebraucht gekauft habe,  wurde mir in Greifswald mit der Post zugeschickt. Der alte stürze nun sooft ab ( war nun fast 10 Jahre alt, loggte 20000 sm), dass ein sauberes Navigieren nicht mehr möglich war. Welch Glück, dass dieser gerade auf mich gewartet hat.
Auch meine Backup-Heizung war dort gelandet. Das war auch der Grund warum ich von Hiddensee über Stralsund nach Greifswald gesegelt bin. 2 schöne Segeltage und gemütliche Tage in Greifswald. Dort traf ich Silvia, eine alte Freundin, die dort in einer Charterbasis arbeitet.
Der neue Plotter mit Saftyzone (blau) und AIS im Kartenmodus. Das Hauptfahrwasser war kein Problem. Kurz mal ausgestoppt. Ohne Sicht einen Großen durchgelassen und dann ohne weitere Probleme hindurch

Besuch. Er war mit nem Kumpel bestimmt eine Stunde an Bord.

Im Gegensatz zum Alten, kann dieser Kartenplotter noch besser mit AIS und vor allem meinem Radar arbeiten. Nun kann ich endlich beim Radar eine Saftyzone einrichten. Also, wenn der Radar im Umkreis von 2 sm ein Echo bekommt, schlägt er Alarm. Das dies funktioniert merkte ich , wenn wieder mal eine Welle es durch den Seegangsfilter schaffte und das Gerät Arlam schlug. Aber lieber so, und ich war mir sicher, dass ich in den 26 Std.. die ich  am Ende durch sehr dichten Nebel fuhr auch öfters mal die Augen zumachen kann.
Nur  maximal 10-15 Minuten. Meist wachte ich in der letzten Minute, bevor der Wecker mich wecken wollte, auf und machte meinen Kontrollblick. Nur zum Plotter. Denn draußen war zwar die Nacht hell, aber die Sicht war gerade mal bis zum Bug geschrumpft..

Fluch und Segen diese moderne Technik. Ob Kartenplotter und Radar oder Internethandy. Ob ich eine Adresse suche, weil ich ein Ersatzteil im unbekannten Ort brauche und den Weg nicht kenne dorthin. Das Smartphone ist so nett und zeigt mir den Weg. Kontakthalten mit Freunden. Früher war es manchmal schon einsam. Man segelte von Telefonzelle zu Telefonzelle. Heute bis hinaus auf die See habe ich sie alle dabei. Mir gefällt das.

Oder der Kartenplotter mit seinen Warnzonen (AIS und Radar) lässt mich eine Nacht entspannt durch fahren. Wir fahren unter Motor. Der gemeldtet schwache Ostwind ist zwar auf der hohen Dünung zu sehen, aber zum Segeln reicht es nicht, denn die alte See würde die Segel immer wieder nur zusammen fallen lassen.
So sind wir dafür morgens schon vor Utklipan, dem alten Nothafen der Fischer hier an der Südostecke Schwedens. Die Hafeneinfahrt finde ich mit Plotterunterstützung. Sehen tue ich sie erst ca 500m vorher. Der Hafen ist fast leer. Draußen im Nebel kam mir noch ein Segler entgegen. Ich sah in auf dem Radar kommen. Keine 50m neben mir, wie der fliegende Holländer, zog er an mir vorbei gespenstisch vorbei. Im Mast sah ich eine Radarschüssel. Also sah er mich wohl auch. Hoffe ich doch.
Im Hafen ein deutsches Boot aus Eckernsförde. Ohne Radar und deshalb nun schon länger im Hafen hier. Nach einigen Stunden nachgeholtem Schlaf werde ich dort am nachmittag zum frisch gebackenen Kuchen eingeladen. Sie wollen bis an Ende im der Ostsee im Norden.
Zwei Hafeneinfahrten( die nach Osten) lässt den Hafen bei allen Windrichtungen in Lee anlaufen

Das Hafenbecken. Letztes Jahr waren da wohl an einem Abend mal 64 Boote drin. Laut Hafenmeister sah man kein Wasser mehr

Utklipan. Wir sind am Ende nur 4 Boote

Utklipan. Unten die Häuser mit dem Leuchtturm

Die Südinsel mit dem Leuchtturm

Utklipan, der Hafen ist nun seit 3 Jahren in privater Hand. Ein im Winter auf Mallorca lebender Schwede hat die Insel vom Staat gepachtet und peppt sie etwas auf. In der Saison ab 1.Juni gibt es wieder ein Cafe. Außerdem kann man höflich nach einer Dusche fragen und eine Sauna gegen Aufpreis gibt es wohl auch auf der Nebeninsel unterm Leuchtturm.

Bei sehr dichtem Nebel fahre ich am nächsten Morgen weiter nach Karlskrona. Der Wind weht mäßig und ich kann den Kurs anliegen. Schon nach wenigen Meilen lichtet sich  das grau. Die Sonne kommt raus und Schweden ist nun auch mit den Augen sichtbar.
In Karlskrona war ich vor über 10 Jahren das letzte Mal. Meine Erinnerungen waren nicht sehr positiv und so habe ich die Stadt in den letzten Jahren gemieden. Nun bekommt sie ihre 2.Chance. Und ich muss sagen. Ja, die Stadt ist viel netter als ich sie in Erinnerung hatte. Außerdem liegt, wie in Kalmar auch, der Bahnhof fast am Hafen. Mit dem Zug sind es nonstop nur etwas über 3 Stunden zum Flughafen in Kopenhagen. Ideal zum Crewwechsel. Susanne kommt am Mittwoch und damit ist das Einhandsegeln erstmal vorbei. Die letzten Tage gaben schon mal einen Vorgeschmack auf den Sommer. Mit kurzer Hose und T-Shirt werckelte ich am Boot, machte Besorgungsfahrten mit meinem neuen Faltrad und genoss die Stadt. Bei dem Wetter kann sie nur gewinnen.

Noch ist es leer in Karlskrona. Ich liege neben einer anderen OE32. Ein junger Schwede auf Südkurs. Will gerne im Winter auf den Kanaren sein
Karlskrona - Stumholmen

Neben dem Marinemuseum und einem Freibad mit Sprungturm gibt es auf Stumholmen auch Kunst

Das Freibad. Noch leer

Martime Vergangenheit hier überall auf Stumholmen


Der zentrale Marktplatz in Karlkrona

Teile der Fußgängerzone mit den üblichen Geschäften und ganz vielen Cafes und Restaurants

Ein langgestreckter Park durchzieht die Stadt
Vorsommerliche Abende im Cockpit. Noch unter der Kuchenbude


Mittwoch, 8. Mai 2019

Ich bin dann mal weg

Flensburg am Morgen


Rauhreif an Deck


Rauhreif an Deck, die Küchenbude starr und kaum abzubauen, Flensburg im schönsten Morgenlicht. Ja es wir mir nicht leicht gemacht Flensburg für fast 5 Monate zu verlassen. Es lockt das Segeln und die Freiheit, nur noch vom Wetter beherrscht zu werden. Segeln gen Osten. Nur ein grobes Ziel. Rigaischer Meerbusen und dann die üblichen Schären in Finnland und Schweden auf der Tour zurück. Soviel Zeit hatte ich noch nie. Wahnsinn. Gesegelt bin ich ja dieses Jahr schon im Februar, aber da war es nicht so kalt.
Aber das Wetterfester ist genial. Sonne (ab und an morgen wohl auch Mal ein Schauer) und immer Schiebewind. Schwach bis stark. Da bin ich in 3 langen Schlägen auf Hiddensee. Eine meiner Trauminsel mit Zeit zum Träumen.
Die letzten Tage waren arbeitsreich. Morgen oft schon früh wach geworden, reisekrank. den Kopf voll mit Todo-Listen.
Umräumen, Einkaufen, die Wohnung die untervermietet ist, leerräumen und putzen, Freunde nochmal sehen und verabschieden. Einige schöne Abende nochmal im Cockpit sitzen. Und dann geht auch noch die Heizung kaputt. Aber ich fahre. Das Wetterfester ist nur 3 Tage offen. Dann hab ich auf Hiddensee Zeit die Heizung auszubauen und zu säubern und hoffentlich in Stand zu setzen.
Das Frühjahr kam schnell, über Ostern schon warmes Wetter. Wir sind einmal über die Schlei nach Eckernförde zu einer Essenseinladung und zurück gesegelt. Im Gegensatz zum Februar waren schon recht viele Boot auf dem Wasser. Wo ist die Ruhe des Winters geblieben. Aber es sind wunderbare schöne Segeltage mitten im April.
Heute dagegen, Anfang Mai ist es recht kühl.  Aber die Sonne kommt raus und wärmt und der Wind im Rücken läßt uns schnell vorankommen.
Ausgebaumt geht es am Sonntag los. Die Flensburger Außenförde ist noch wunderbar friedlich

Warm eingepackt

Rödby

Einsames Rödby

Ich hab den schon von Bord geschafft. Aber nun leistet er wieder gute Dienste

Mehrmals ändere ich das Ziel. Bagenkop verliert, Wind mit 5 -6 aus West, Legerwallhafen, also nicht ganz leicht rein zu kommen und außerdem ist es erst 4 Uhr. Nochmal 30 sm mehr. was macht das heute schon. Das Großsegel ist schon länger runter und unter der Genua machen wir 6-7 kn. Im Fehmarn Belt steht eine unangenehme hohe Weller.

Die Hafeneinfahrt von Rödby hat es in sich. Unter Segel fahre ich hinein, denn es bricht sich die Welle neben der Hafeneinfahrt. Lieber schnell hindurch. Rödby ist ein eher unattraktiver Fährhafen gegenüber von Fehmarn. Das große Vorbecken reicht um die Genua zu bergen und dann in den leeren Yachthafen einzulaufen. Mit dem Dunkelwerden mache ich die Leinen fest. Geschafft. Heute 72sm. Ich bin müde.

Über Nacht höre ich den Wind und das aufgewühlte Meer. Mir ist ganz bang, als ich morgens sehe, dass es immer noch so bläst. Ich lasse einen Regenschauer durch und im Abflauen des Windes nach dem Regen setze ich im Vorhafen die kleine Genua und rausche unter Segel gleich hinter einer Fähre nach draußen. Was für eine Welle. 2m...? Ich weiß es nicht., gefühlt noch mehr.
Aber mit Verlassen des Fehmarn Belts beruhigt sich die See. Der Wind ist kräftig 5-6 und wir sind schnell. Alle Schauer machen einen Bogen um uns, nur die Windböen sind zu spüren. Erst wollte ich nur bis Gedser, aber auch der Hafen ist nach Westen hin offen. Ich will lieber einen geschützten Hafen. Deswegen segle ich 20 sm weiter nach Haesnäs.
Haesnäs

Haesnäs

Haesnäs

Ein wirklich romantischer kleiner Fischerhafen. Nur noch ein Charterboot an der Pier.
Das Auslaufen am nächsten Morgen ist hier sehr leicht. Langsam nimmt die Welle und der Wind zu, als  wir aus dem Landschutz  segeln. Wir schaffen das Hauptfahrwasser der Großschifffahrt. Eine Fähre funke ich mal an um ihr von uns zu erzählen. Sie macht einen kleinen Bogen. Alles andere klappt perfekt und gegen 15 Uhr ist die Nordspitze von Hiddensee erreicht. Es wird kurz ruhiger, aber wir müssen höher an den Wind und da merkt man es doch. Es bläst fast mit 7 Windstärken.
Wind von hinten lässt uns schnell voran kommen

Der Dornbusch auf Hiddensee

Da wir in der engen Rinne eh nicht segeln können und einhand es verwegen wäre bei den Windbedingungen im engen Fahrwasser Segelmanöver zu fahren, kommt die Genua frühzeitig herunter. Kloster auf Hiddensee ist leer. Nur 2 andere bewohnte Yachten im Hafen. Hier ist wieder die Ruhe des Winters. Ich bin angekommen nach 170 sm in 3 Tagen. Ich bin müde und schlafe erstmal in der Nachmittagssonne im Cockpit. (nicht ohne die Kuchenbude vorher aufzubauen, denn warm ist es immer noch nicht)
Heute die Heizung auseinander gebaut, gar nicht verrußt. Der Fehler ist doch die Warmluftleitung. Das Rohr ist gequetscht und man sieh dies durch die Isolierung nicht von Außen.  Aber das ist zu reparieren und nun ist es wieder mollig warm. Der Wind bläst nun kräftig aus Ost. Wir haben das Wetterfenster perfekt genutzt.
Kaum Ruß in der Heizung


So sah der Luftschlauch in der Isolierung aus
Hiddensee. Noch Vorsaison

Hiddensee