Sonntag, 28. August 2022

Richtung Süden und doch auch weiter


Die Sonne erreicht gerade den Horizont als der Anker fällt. Eine sichelförmiger Sandstrand bietet hervorragenden Schutz für heute Nacht. Eine wunderbare Bucht, natürlich ist man hier nicht allein. Aber das tut der Szenerie keinen Abbruch. Wir haben spontan mit aufkommenden Wind beschlossen den Spinnacker auszupacken und noch einige Meilen weiter zu segeln. Trotz guter Vorhersagen lässt der Wind sich die letzten Tage doch bitten. Mit der Thermik am frühen Nachmittag geht es aber meist.




Wir kommen von der bezaubernden Insel Ven im Sund vor Kopenhagen. Jetzt in der Nachsaison ist es nur sehr angenehm gefüllt. Das Wetter ist eh gerade nicht zu toppen. Nur die Windvorsagen stimmen oft nicht ganz mit der Realität. Der thermische Wind bring ihn täglich ab Mittag durcheinander. Mal können wir aber auch nutzen für unsere Ziele und segeln, mal muss der Motor helfen.




Eigentlich wollten wir ja über das Smaland Fahrwasser nach Westen in die Dänische Südsee. Da erreicht mich ein Anruf von Freunden aus meiner alten Heimat. Sie segeln gerade nach Norden Richtung Sund und haben mich auf dem AIS entdeckt. Wir verabreden uns im Falsterbrokanal und haben einen sehr schönen Abend. Erst ankern wir zusammen im Südhafen, doch der einrollende Schwell lässt uns doch noch im Dunkeln an den Wartesteiger im Kanal verholen. Und als dann morgens die Verschiedung kommt denken wir: "Warum nicht noch etwas zusammen nach Norden segeln, Zeit haben wir ja?"

Über 10 Tage vorher sind wir,  nachdem Reinhard in Nynäshamn von Bord ging, täglich immer den Wind nutzend, Richtung Heimat gesegelt. Wir hatten Sorge, dass bei anhaltenden Südwind  (vorhergesagt) dies eher schwierig werden könnte. Doch täglich ergaben sich kleine Winddreher in den Vorhersagen und die nutzten wir, segelten mal raus den Schären und nach einer Wende wieder rein.Eine Wende pro Tag. Und wir kommen langsam aber stetig nach Süden. In Harstena treffen wir nochmal Mike mit seiner Familie, kaufen nochmal warmgeräuchten Lachs in Grinda, finden bekannte und neue Ankerplätze. Der Kalmarsund empfängt uns moderat. Wir machen Stop in Sandvik, Kalmar und Kristianopel. Hier musst ich schon mehrmals Tage warten um den richtigen Wind ums Südliche Ecke hier zu nehmen. Diesmal ist der Wetter- und Wind-Gott uns gnädig und schiebt uns an Karlskrona vorbei, durch die Klappbrücke bei Hasslö zu einem kleinen wunderbaren Anleger. Ein Motorbootfahrer liegt da wohl schon länger und nimmt die Leinen an. Ich frage ob es erlaubt ist hier zu liegen. Er nickt und heißt uns willkommen. 






Berühmt ist Arpö für seinen Eichenbestand. Im Abendlicht leuchten die bunten Blätter als Vorboten für den Herbst. Wir sind ganz verzaubert. 

Auf der Insel Tärnö, nur 12sm weiter, sind wir mit der Everjoy und der Ruby verabredet. Ein Wiedersehen. Wir hatten uns zuletzt in den Aalands gesehen. Es ist so heiß,  dass wir den Inselspaziergang ausfallen lassen, aber gemütlich um abends gemeinsam zu grillen.



Und nach der Devise, segle wenn die Winde wehen machen wir uns am nächsten Morgen recht früh auf nach Simrishamn. Wieder ein großes Stück geschafft. Aber auch hier bleiben wir nicht lange. bevor der Süswind kommt wollen wir noch aus der Hanöbucht raus nach Ystad. Ein kleines nettes Städtchen. 


Ystad





Dort wollen wir mal pausieren, aber schon nach dem morgendlichen Einkaufsbummel ist es uns zu heiß in der Stadt und es treibt uns raus. Der Wind weht entgegen der Vorhersagen auch.  Später verlässt er uns, aber da hatten wir gerade eine Verabredung eingegangen, und so  kommen nun auch mal wieder einige Motorstunden auf die Uhr.

Kurz vor dem Dunkelwerden erreichen wir fast gemeinsam den Falsterbrokanal. 


Fotos einer wunderbaren Zeit zwischen den Schären. Wunderbare Momente bei wunderbarem Wetter

Am Schärenfahrwasser




Harstena vor Anker

Harstena

Kreuzen raus aus den Schären und wieder rein.
Mit wenig Wenden nach Süden

Torrö


Lachs in Grinda gekauft


Kristianopel

Wir treffen Freunde
Alte Freunde aus dem Süden


Torrö




Sandvik im Kalmarsund

Der Autor beim Fliegen mit der Drohne


Sonnenuntergang in Sandvik



Torrö

Sparösund

Ankern in der Bucht neben dem Sparösund

Tärnö in der Hanöbucht


Sonntag, 7. August 2022

Unverhofft kommt oft

Huvudskär, in den Außenschären vor Stockholm


Kleine rote Häuschen schmiegen sich an den Fels, stehen ohne Zaun auf Abstand. Oben an der höchsten Stelle ein Leuchtturm. Wenig bis gar keine Bäume. Typisch für die kargen vom Wind umtosten Außenschären hier. Viele kleine Schären außenherum formen einen natürlichen Hafen mit Anker- und Felsplätzen.  Wir kommen von Norden, haben den abflauenden Starkwind genutzt und sind von einer meiner schönsten Außenschären-Labyrinten weiter gesegelt, weil der Wind mal auf West drehte und wir einfacher nach Südenwesten vorwärts kommen als die Tage zuvor. Der Himmel ist blau, die Sonne glitzert in den Wellen. Zu schön, um das unbekannte Tagesziel kreuzenderweise anzusteuern. Ich schaue einfach mal auf die Karte, was denn noch so auf dem Weg liegt. Huvudskär, sieht geschützt aus, Naturhafen. Der Name sagt mir was - hat das nicht mal Einer empfohlen?  Ich schau im Revierhandbuch nach und sehe auch warum. Malerisch. Weniger malerisch das Foto dazu. Viele, zu viele Boote, und heute ist auch noch Samstag. Ich bin auf einiges gefasst, nur nicht darauf, dass hier nur ein einziges Boot ist. Gerade vor uns rein gefahren, an die SXK Boje gegangen. Wir schmeißen den Anker im Lee einer Schäre und wollen vor den dunkeln Wolken noch schnell einen Rundgang machen. Zu sehr drängt es uns an Land, zu einladend diese kleine Siedlung. Vereinzelt sitzen Menschen vor den Häusern oder auf den Steinen, genießen die Abendsonne. 

Noch vor Anker vor Huvudskär

  

Der Regen naht


Nach dem Regen

Abendliche Romantik

Mit dem Regenschauer dreht der Wind. Wir liegen in der Welle und ich weiß nicht wie das heute noch weitergeht. Ich erkunde mit Schlauchboot die Schäre voraus. Und siehe da, ein Ring zum sicheren Festmachen und tief genug. Schnell ist umgelegt und mit dem Anlegen verschwinden die Wolken, die Sonne kommt raus und färbt alles ein. Unfassbar schön hier. Drüben auf der Hauptinsel wo die Häuser im Abendlicht glutrot leuchten ist es wie eine vergessene Filmkulisse. Im Museum erfahren wir von der alten Fischersiedlung mit Lotsenstation und Leuchtturmwärter. Zur Jahrhundertwende 1900 sollen hier mal bis 60 Menschen gelebt haben. Nun gehört das Ganze einer Stiftung, die es zu einem Denkmal gemacht hat und für den Erhalt kämpft und mit Tourismus das Ganze am Leben hält. 



Leuchturm auf Huvudskär. Wir haben Glück und jemand lässt uns rein

Blick aus dem Leuchturm

Huvudskär








Abendstimmung in Huvudskär

Sicher vertäut am Felsen



Die letzten 2 Wochen waren geprägt vom Segeln durch den Schärengarten. Schauen wo man bei dem vorhergesagtem Wind hinkommt. 

Allein segle ich nach Stockholm rein, hole Katharina wieder an Bord, treffe Christian und Eva nochmal,  treffen die SY Kira und Camino wieder und ich geh an die Felsen. Nirgends ist es gerade einsam, vor allem nicht in der Nähe zu Stockholm. Wir Segeln noch etwas zusammen, bis wir uns verabschieden müssen. jeder hat andere Ziele. Nicht ohne vorher auf dem kleinsten Boot Party zu haben.

Partytime auf der Camino

In den Schären vor Stockholm am Felsen mit Kira und Camino

Reinhard holen wir dann in Stävnäs am Hafen (gute Busverbindung zur Stadt) ab und segeln nach Ostholmen, gegenüber von Möja, mit morgendlichen Saunagang am besten Spot für eine Schärensauna. Dann wieder mal nach Gallnö, wo wir Mike, Niklas und Katja treffen, später kommen auch noch Björn und Jadoga an Bord. Gemütliches volles Boot am Abend.

Ostholmen. Beliebter Ort und selten so viele Grille gesehen. Wir liegen vor Anker. 

Bester Spot für eine Sauna

Ostholmen
Volles Haus auf der Slisand


Krokafladen, auch kein Geheimtipp mehr, aber mein Lieblingsplatz auf Gallnö


Oder wir machen an einem sehr windigen Kreuzkurssegeltag Mittags schon an einer Schäre fest und haben einen wunderbaren Abend mit Lagerfeuer und grillen auf der Glut. Biskopsön weiteres Archipel, weiter draußen kenne ich schon. Dort liegen wir vor Anker und treffen verabredet  den Kat Magic Cloud mit Johannes und Angelika. Die sind auf dem Weg nach Norden und nutzen den Starkwind. Wir brechen erst am Nachmittag auf. Und finden dieses Paradies hier. Huvudskär. Hier müssen wir bleiben.

Am Felsen in Braka

Reinhards Liebingsbeschäftigung. Feuermachen

Und das Cajon kommt auch zum Einsatz

Braka

Braka am Felsen