Dienstag, 21. Januar 2025

Einmal quer durch Westeuropa - Wir werden Binnenschiffer




Im Mittagssonnenlicht leuchtet uns die Altstadtkulisse von Lauenburg entgegen. Wir fahren das kurze Stück die Elbe hoch, gegen Strom, der wie im Rhein mäßig um 4 km läuft. Gekommen sind wir durch den Elbeseitenkanal mit dem größten Schiffshebewerk in Deutschland mit 38m Höhenunterschied. Das Wetter ist kalt um die 5 Grad, aber heute begleitet uns die Sonne auf unserer vorerst letzten Etappe.

Was für ein Gefühl, nach 3 Monaten Binnenschifferleben am Ziel anzukommen. Das Wetter wurde immer mehr zur Herausforderung. Wir wollten eigentlich lange vor Weihnachten in Lübeck sein. Doch Lübeck fällt aus, denn eine der letzten Schleusen im Elbe-Lübeck-Kanal ist wegen schwieriger Reparatur bis ins Frühjahr hinein geschlossen.

Nun ist es das neue Jahr geworden und es ist kalt geworden. Immer häufiger bekomme ich Zweifel, es ohne Frost noch bis Lauenburg zu schaffen. Schnee lag schon öfters mal morgens an Deck, doch die Tagestemperaturen waren immer noch über Null, wenn manchmal auch nur knapp. Da tut die Sonne gut. Leider viel zu selten.


Lauenburg

Dann denke ich zurück an die letzten Wochen im Mittelmeer, das letzte mal Baden im schon kühler werdenden Meer. Es ist Oktober und damit Herbst geworden. Die stabile Hochdrucklage ist weg. Wir warten in Nordsardinien auf ein Wetterfenster um nach Frankreich zu segeln. 

Und dann kam es. Mit schönem Wind aber auch mit Flauten durch die Nacht. Direkt nach St.Mandrier, gegenüber von Toulon. Ein kleines Städtchen mit großem Hafen. Nichts besonderes, aber nun sind wir fast dort, wo es für uns in die Kanäle nach Norden gehen soll.

Vorerst erleben wir noch einen heftigen Südwind, der an der Küste einen bösen Schwell produziert. Wir hatten uns als nächstes Ziel Cassis ausgesucht. Soll ein schöner Ort sein, touristisch aber in schöner Umgebung. Nichts ahnend fahren wir durch den schon recht starken auflandigen Schwell in den Hafen. Kurz darauf ist dort kein durchkommen mehr. Am Leuchtturm brechen sich die Wellen meterhoch und bei uns, nur leicht geschützt im Hafen, eine Leine. An Bord ist es kaum auszuhalten. Wir wettern hier 3 Tage ab und machen lange Spaziergänge ins Hinterland und durch den Ort, lernen, dass man in Frankreich lieber Wein trinkt als Bier. Das kostet hier gerne 10 Euro. 

Auszug aus Katharinas Logbuch:

Der Wind nimmt ums Kap beachtlich zu und es ist leider nicht nur der Kapeffekt sondern es bläst nun kräftig und große Wellen stehen genau auf die Hafeneinfahrt . Aber Andreas ist guter Dinge. Am Molenkopf bricht sich der Seegang und die Gischt spritzt Meterhoch. Alles geht gut. Doch wir müssen noch warten. Der Hafenmeister bittet uns, an der Tankstelle zu warten. Wir liegen sehr unruhig dort. Die Fender springen immer wieder hoch. Ich bin etwas mit den Nerven fertig, als es dann los geht in die enge Lücke gegenüber. Aber der Hafenmeister hilft uns und Andreas steuert das Boot perfekt und es geht alles ohne Schaden ab. Gott sei Dank!

Hafeneinfahrt Cassis

Der nächste Hafen ist der Letzte mit stehendem Mast. Unterwegs beißen noch 2 schöne Bonitos und wir verabschieden uns damit vom Hochseeangeln. Danke

In Port Louis ist es wenig einladend. Der Wind ist kräftig aus Süd. Ich schaffe es in der Werft am Louis-Kanal einen Termin zu ergattern fürs Mastlegen. 150 Euro für 30min Arbeit. Wenn es länger geht kosten 15min 75 Euro. Wir bereiten also alles penibel vor. Hektisch wird es dann, als durch angesagten Starkwind unser Termin 2 Tage vorverlegt wird, dass heißt, am selben Tag am Nachmittag noch. Ich hatte schon vorher etwas nach Bauholz für die Mastunterstützungen auf dem Gelände gesucht. Viel gibt es nicht. Am Ende reicht es aber und wir stehen um 17.30 Uhr unterm Kran und es beginnt zu regnen. Wir machen schnell und nach 40 min liegt der durchgesteckte Mast an Deck in seinen Lagern. Ich bezahle dennoch nur die 30min Pauschale, die Arbeiter scheinen schon in "Feierabendgutelaune" zu sein, und wir machen uns zurück auf den Weg zum Liegeplatz um alles abzuschlagen, festzubinden und zu sichern. 

Der letzte Bonito

Die vordere Maststütze

Mastlegen von Profis


Der Mast liegt fest verzurrt über Deck. Steht vorn und hinten etwa einen Meter über.

Am nächsten Morgen geht es früh los. Die 1.Schleuse bringt uns in die Rhone. Mit uns ein alter umgebauter Kutter eines älteren englischen Pärchens. Schon in der ersten Schleuse sehen wir ihre Hilflosigkeit, Katharina rennt hin, um zu helfen. Keine vorbereiteten Leinen nur "Schnürsenkel" verwickelt und verknotet werfen sie ihr zu. Das kann ja was werden. 

Nix wie weg. Wir geben Gas, schaffen mit dem neuen Motor um die 6-8 km/h. Gegen die Strömung. Der Engländer bleibt etwas zurück. Die Rhone ist breit, wenig los, die Ufer kaum bebaut. Das Wasser braun. Wir haben Glück und haben eine Woche ohne Mistral vor uns, die nächsten Tage sogar etwas Schiebewind und manchmal Sonnenschein. Leider gibt es so gut wie keine Anlegestellen. Dafür Natur, Reiher säumen die Ufer, diverse Greifvögel, Enten. und immer wieder begleiten uns Eisvögel. Es ist schön, da mitten drin zu sein. Nur auch jede Menge Holz, ganze Baumstämme bringt die Rhone mit sich.

Da Arles keinen Sportbootanleger hat, biegen wir kurz nach Arles in die kleine Rhone  (Petit Rhone) ab und suchen einen in der Karte eingezeichneten Anleger. Leider gibt es ihn nicht mehr. Also zurück. Der Engländer ist nun vor uns und es wird langsam Dunkel. Wir beschließen am Warteponton unterhalb der Schleuse festzumachen. Als wir ankommen, liegt der Engländer mittig und ich muss ihn bitten für uns doch etwas Platz zu machen. Nach vorne oder hinten. Es gestaltet sich schwierig. Viel versteht er nicht von Seefahrt. 

Es herrscht viel Strömung am Steg und als wir uns vor ihn hinlegen wollen, bringt ein in die Schleuse einlaufender Frachter soviel Turbulenzen, dass die Solarzelle bei uns am Heck an dem Anker des Kutters hängen bleibt und zerspringt. Ärgerlich. Mit Strömung anlegen muss ich noch lernen.

Nachts kommt der Engländer dann mit seinem Anker nochmal heran. Der Wind wurde stärker und der Englänger hatte sich nur gegen die Strömung und nicht gegen den Wind festgebunden und fährt mehrfach hinten auf. Ich wecke den Skipper. Es ist 4 Uhr, es regnet und windet. Am Ende leihe ich ihm eine meiner Leinen, sogar den Knoten mache ich, denn das können sie auch nicht. 

Unser besagter Liegeplatz vor dem Engländer am Morgen danach.

Rein geht es in die 1. Rhoneschleuse



Die Schwimmpoller machen die Sache leicht.

Am Ende liegt der chaotische Engländer ganz vorne

Am Morgen nun das Sprachproblem mit der Schleuse. Ich kein Französisch, dort keine andere Sprache als Französisch. Der Engländer hilft holprig aus, mit meinem UKW Funkgerät - er besitzt gar keines und auch keine Vignette für die Kanäle- scheint recht blauäugig zu sein, das kann teuer werden.

Wir laufen zuerst ein. Der Engländer hinterher und es folgen 30 min unglaubliche Hilflosigkeit. Sie hangeln sich von einem Poller zum Andern. Der Wind steht in die Schleuse und schiebt sie weiter, weil sie nie eine Leine richtig und sicher fest bekommen. Als sie kurz neben uns sind, wird mir mulmig, aber auch dort können sie nicht festmachen und gehen vor uns. 190m Schleuse, aber auch die sind irgendwann mal zu Ende. Man muss richtig Angst haben um die Beiden und auch, dass sie nicht nur Schaden an ihrem eigen Boot verursachen, sondern auch an der Schleuse und alles gesperrt werden muss. Wir sind froh, als wir nach der Schleuse mit etwas mehr Geschwindigkeit das Boot langsam kleiner werden sehen. 

Wir fahren nach Avignon, biegen ab in den Seitenarm der Rhone. An der Kaimauer unterhalb der nördlich Stadtmauer machen wir fest. Es ist schön dort, und die Stadt gefällt uns. Wir werden hier 2 Tage bleiben, zumindest so unser Plan. Am nächsten Morgen wird uns mitgeteilt, dass ein Hochwasser im Anmarsch ist. Im Norden Frankreichs hat es extrem geregnet. Alles ist überschwemmt. Am Nachmittag soll uns das Wasser erreichen und die Kaimauer überschreiten. Sicheres Liegen ist hier dann nicht mehr möglich. Wir sollen mit einem kleinen Motorboot zweier sehr netten Engländer an einen Puscher (-kräftiges Motorschiff, dass Schubverbände schiebt-)und seiner Schute festmachen.  Das klingt komisch und als mir von einem Deutschen, der schon länger mit seinem Segelboot am Kai liegt, gesagt wird, dass ihm der Hafenmeister den Schwimmponton der kleinen Fußgängerfähre angeboten wurde, frage ich, ob wir dort mit ins Päckchen können. Wir haben Glück. Ein guter Platz mit gutem Schutz auch gegen all das Holz, was im Fluss so daher getrieben kommt. Mit 8 Leinen an Land und zum Steg sichern wir das Boot, die Strömung ist enorm. Abends, beim Dunkelwerden, ist der Kai schon knietief unter Wasser. 2 Motorboote kämpfen nun noch, um sich vom Kai fern zu halten. Der versprochene Schutz des Pushers ist nicht da. Er war dann doch noch weggefahren, um woanders sicherer zu liegen. An der Schute können sich die armen 2 Engländer festmachen und verhindern auf den Kai gesetzt zu werden. Wir schauen mehrfach nach ihnen, ob sie was brauchen. Von Bord kommen sie erstmal nicht. 

Der Papstpalast in Avignon

Wir dürfen an einen gegen Treibgut geschützten Schwimmsteg

Die netten Engländer habe es nicht so gut. Kämpfen 24 Stunden für ihr kleines Boot


Viel Holz den Fluss runter


Avignon

Eine unruhige Nacht, es strömt gewaltig und zerrt an den Leinen. Aber am Morgen ist der Peak vorbei, langsam geht das Wasser zurück und hinterlässt viel Schlamm überall. Der Fluss ist voll mit Treibgut, Holz, ganze Bäume schwimmen vorbei, und auch anderer Müll, der von den Ufern mitgenommen worden ist.

Wir bekommen Besuch. Wir konnten Birgit noch nach Avignon umleiten. Sie möchte uns nun erstmal  mit den französisch sprechenden Schleusenwärtern helfen. Wir warten noch 2 Tage, machen Sightseeing mit Birgits Reiseführer und laufen uns die Füße wund. 

Dann glauben wir, dass der Wasserstand und damit auch die Strömung, (-wir müssen ja gegen an-) zu schaffen sind. Langsam, unter Brücken manchmal richtig langsam, kämpfen wir uns Kilometer um Kilometer nach Norden. 4-6 km/h sind schon gut. Wir wechseln immer die Seiten, denn in Innenkurven ist weniger Strömung. Fahrradfahrer und sogar Jogger überholen uns an Land. Wenig bis gar keine Berufsschiffe begegnen uns. Das AIS (Automatisches Schiffident System) hilft frühzeitig die Großen zu erkennen und ihnen Platz zu machen. Es ist nur unheimlich viel Holz unterwegs. Große Stämme, die uns mit der Strömung furchteinflößend entgegen kommen und wie Ungetiere daher treiben. 

Wir übernachten immer oben an den Sportbootanlegern bei den wenigen, aber sehr großen Schleusen.  Dort liegt man meist ohne Strömung ruhig, denn das Wasser, das über das Wehr läuft und flussabwärts fließt dröhnt unten gewaltig. Das Wetter ist schön, Sonne begleitet uns den ganzen Tag, abends sitzen wir sogar bis Sonnenuntergang im Cockpit. 

Auszug aus Katharinas Logbuch:

Der Fluss liegt spiegelglatt im Morgendunst. Ich muss zugeben, dass ich das mag. Nach einem kleinen Frühstück machen wir die Leinen los. Es geht erstaunlich flott voran, die Strömung nach der Schleuse ist gnädiger, nimmt dann aber schnell wieder zu. Es ist ein herrlicher Tag, herbstlich sonnig, tolles Licht. Die Ecluse (Schleuse) de Bollene "wartet" schon auf uns und so können wir direkt zügig mit einem Flussfrachter zusammen schleusen. Mit ihren 23 m ist sie die Größte Frankreichs, angeblich Europas aber anscheinend auch die Schnellste mit knapp 10 min reinem Schleusenvorgang, wir sind beeindruckt. Vor der Ecluse de Chateauneuf müssen wir etwas warten. Wieder super schnelles Schleusen, dann fest am Wartesteg. Langer Spaziergang in der herbstlichen Natur, herrliche Luft.


Es geht die Rhone hinauf

Der sonnige Herbst tut uns gut

Die Schleusen sind schon beachtlich. Eine hat 23m Hub



Der Skipper mit der Birgit
Wir verabschieden Birgit

Leider muss uns Birgit nach 4 Tagen schon wieder verlassen. Wir finden einen kleinen offenen Hafen in Valence mit Zuganbindung.  Von ihr habe ich nun meinen neuen Funkanruf an die Schleuse gelernt: "Ecluse ... bateau de plaisance montant, bonjour" . Das klappt ganz gut. Manchmal kommt eine Antwort, die ich versuche zu erraten, manchmal kommt gar nichts und nur das grüne Licht an der Schleuse geht an und manchmal gibt es mehr Infos auf Englisch. Man hört wohl meinem Französisch an, dass da nicht mehr zu holen ist.

Und dann ist nach 10 Tage die Rhone geschafft. Wir erreichen Lyon, eine große Stadt und unser 1. Etappenziel. Wir biegen in die Saone ab.

In Lyon hat der Sportboothafen schon seit einer Woche geschlossen. Es ist Ende Oktober. Aber wir haben Glück. Wir laufen ein und ein dänischer Motorbootfahrer winkt uns an den Steg. Er ist mit Motorschaden nun schon 2 Monate hier und die haben den Hafen geschlossen (also Sanitäranlage zu) und lassen ihn gebührenfrei liegen. Das Hilft auch uns. Wir haben Strom, Wasser und den Code für die Türe am Steg. Später, bei einem kleinen Drink, darf ich noch diverse Karten von ihm abfotografieren, denn mein Revierhandbuch geht hier in Lyon zu Ende. Die anderen  Bücher waren bis dahin nirgends zu bekommen. Das ist schon mal ne Erleichterung. Es gibt zwar diverse Apps womit man sich irgendwie behelfen kann aber besser ist es doch mit Papier. Einige Tage später finden wir die schon nicht mehr lieferbaren Bücher (Editions du Breil) in einem gut ausgestatteten Seglerladen als Altbestände und schlagen zu. 

Wir verbringen einen Tag in Lyon, das Wetter ist aber nicht so zum Rumstreunen, aber wir haben ein riesiges Einkaufscenter direkt am Hafen und können uns da wieder mal bestens eindecken mit allem was man braucht und auch nicht.  Man weiß ja nicht was so kommt. 

Unter vielen Brücken hindurch geht es in die Saone

Lyon, Trubel am Abend
Exklusiver Liegeplatz in Lyon


John mit seinem auf Alt gemachtem Wohnboot der Marke Piper. Wir treffen ihn noch öfters

Die Saone ist in manchen Teilen recht gut erschlossen 

Kühe weiden am Ufer

Die Weite ist faszinierend



Ab der Saone wurden die Großen seltener und  auch kleiner, die Schleusen älterer, die praktischen hochschwimmenden Poller in den Schleusen verschwinden. Nun heißt es umhängen. Aber die Zahl der Schleusen werden weniger und es wir können meist einfach einfahren. Selten gebrauche ich meine französischen Worte.  Es gibt nun immer häufiger auch Anleger für Sportboote, die Warteanleger an den Schleusen sind z.T. sehr baufällig und nicht sehr einladend. Auch die Flusslandschaft änderte sich. Wir sehen viele Tiere, verwilderte Nebenarme, romantische Häuser und weite Felder. Wir haben Anfangs noch Glück mit dem Wetter. Der morgentliche leichte Nebelfilm auf dem Wasser verschwindet mit der Sonneneinstrahlung, aber wir spüren, das Wetter und damit die Temperaturen werden mehr und mehr herbstlicher. Im Schatten ist es schon recht frisch. Wir machen an öffentlich Anlegern fest, an denen man zumindest "out of Season" kostenlos liegen kann. Manchmal gibt es auch Strom und Wasser und kleine Städtchen laden zu kurzen Erkundungstouren ein.



Und dann kommt der dicht Nebel.  Dicht hängt er über dem Fluss, vorsichtig sieht man ab und an eine weiße Scheibe, die Sonne. Doch sie lässt sich bitten. Seit Tagen wachen wir uns morgens im Nebel auf, es ist kühl und der Herbsttau liegt auf dem Boot. Die Bordheizung gibt etwas Wärme. Anfangs war der Nebel schnell verflogen. Doch täglich dauert es länger. Wir wollen weiter, wollen endlich nach Norden kommen. Wir fahren auch bei dichtem Nebel morgens los. Mit Kartenplotter und AIS fühlen wir uns sicher. Ist fast nichts los. Nur einmal müssen wir einen leichtsinnigen Franzosen von einer Sandbank ziehen. Ohne Kartenplotter und Radar, dachte er wohl, er kennt den Fluss. Doch nur 1 km nach dem Anleger (wir sehen noch wie er ablegt) fährt er auf und winkt uns mit der Leine. 

Etwas mulmig ist es schon, dort hin zu fahren, außerhalb des Tonnenstrichs um ihm die Schleppleine zu übergeben. Ich schaue auf die Sonarcharts bei Navionics. Nichts amtliches, aber man kann sich zumindest eine Meinung bilden und ich traue mich, ganz langsam dorthin zu steuern. Katharina kann gut und weit die Leine werfen und es klapp auf Anhieb, ihn frei zu schleppen. Ich frage ihn nach seiner Ausrüstung. Nichts, meint er.  "Na dann, folge uns im Kielwasser!"

Wir kommen im dichten Nebel bis nach Chalon sur Saone und ich denke er wird hier mit uns festmachen, aber er fährt, wild mit Handküsschen sich bedankend, weiter. Wir biegen in den netten Hafen von Chalon sur Saone ein. Der Hafenmeister ist gerade da zeigt uns den Liegeplatz.



Was für ein netter Hafen, mit sehr freundlichem Hafenmeister, ein Duzend Liveaboards und guter Lage. Zwischen Altstadt und Gewerbegebiet mit allem was das Leben so braucht und schöner Spazierwege für den Hundeauslauf. Doch, Nein! Nach 2 Tagen wollen wir weiter, aber unsere Anlasser brennt durch, als wir morgens,den immer noch täglich schwer startenden Motor, zu lange rödeln . Es ist wie immer in solchen Fällen Freitag und, oder es folgen Feiertage. 

Der Hafenmeister macht mir wenig Hoffnung nach einem Mechaniker, doch dann fällt ihm ein junger Mann ein, der sein Boot im Hafen hat und heute oder morgen kommen könnte, nach der Arbeit.  Aber er stellt auch nur das fest, was ich schon weiß. Der Anlasser ist hin.

Wir liege auf dem Platz eines Festlieger, der sich angekündigt hat und wir müssen nach außen an den Gästesteg. ( Als wir ankamen war dort wegen gestrandeter Bäume und Zweige , noch vom Hochwasser, kein Platz ). Ein starker Außenborder an einem zum Pusher optimierten Hafenmeisterboot bringt uns dorthin. Der ganze Hafen schaut zu, geben Tipps oder man weiß es besser.....und hilft aber.

Ich habe, um vielleicht das Ganze noch etwas zu beschleunigen, schon einen Anlasser in Deutschland bestellt. Es ist der 31.10. in machen Orten ist das ein Feiertag, oder sonst der 1.11,  und das Wochenende kommt dann auch noch. Wenn ich sofort bestelle heißt es, geht das Teil am Montag in die Post. Montag kommt die Nachricht, dass nicht alle Teile vorrätig sind, aber unterwegs. Und das geht dann nochmal weiter. Am Ende bin ich richtig sauer. Hatte ich doch bei der Firma bestellt, damit das Teil nicht aus China geschickt werden muss und 8 Tage braucht. Nun braucht es noch länger und kostet das Doppelte. Wir einigen uns, dass der Hersteller auf Kulanz den Expressversand bezahlt und siehe da, Ende der Woche ist der Anlasser da.  In wenigen Minuten ist er an seinem Platz ein und der Motor startet.

Chalon sur Saone

Unsere Liegeplatz nach der Umverlegung

Mit wenig Sicht geht es nach Chalon


Chalon sur Saone

Man kennt sich im Hafen und nun auch uns. Alle, die etwas Englisch können, kommen in den nächsten Tagen vorbei, interessieren sich für uns und unsere Reise so spät im Jahr. Wir werden abends eingeladen und bekommen Hilfe und Tipps für die Weiterfahrt. Täglich wird nach dem Fortschritt Ersatzteillieferung gefragt. Wir fühlen uns wohl in dieser Liveaboardgemeinschaft und der Gedanke kommt hoch, hier zu bleiben. Wir fragen, "Ja, Platz wäre", der Preis ist mehr als ok, der TGV (franz. Hochgeschwindigkeitszug)hält hier im Ort. Warum nicht. Heute wissen wir nicht mehr warum, aber ich glaube wir wollten noch nicht in den Winterschlaf verfallen. Die berühmten Kanäle stehen uns noch bevor. Auch wenn aus den ein oder anderen  Erzählung hier, es eher berüchtigte Kanäle sind. Immer wieder gibt es Sperrungen und immer wieder muss man mit Umfahrungen rechnen. Wir sind gewarnt. 

Der Nebel der ersten Tage verzieht sich, es folgen wunderbare, sonnige aber nun schon kühle Herbsttage. Wir verlieben uns in die französischen  Wochenmärkte mit ihrem Überangebot an Leckereien. Leider sind es selten Schnäppchen. Die gutgekleideten  Franzosen geben gerne ihr Geld für gute Lebensmittel aus. Wir gönnen uns eine heiße Schokolade am Rande des Marktplatzes und sehen dem Trubel der Stadt zu. Es gefällt uns hier und wir sind froh, dass die Zwangspause uns hier ereilt hat.

Aus dem wöchentlichen Markt in Chalon



Nach fast 10 Tagen geht es weiter. Nebel bleibt unser Begleiter wie auch das viele Holz, dass den Fluss runterkommt und immer viel Vorsicht verlangt. Dann kommt noch der 11.11. Ein Nationalfeiertag. Die Informationen, ob die Schleusen arbeiten oder nicht, sind sehr unterschiedlich. Selbst der Schleusenmitarbeiter, den wir am Vortag fragen (radebrechend Englisch), sagt ja. Morgen ist alles offen.

Der nächste Tag ist der, an dem wir in den Kanal Entre Champagne e Bourgogne einbiegen wollen. Doch als wir ankommen, ist alles verwaist. Kein Licht an der Schleuse. Wir drehen an der Schleusenstange, die sonst zum Öffnen dient, warten bis 9 Uhr. Die Angler am Ufer wundern sich über diese Deutsche,  die heute hier Kreise drehen. Irgendwann wird uns klar. Es ist wirklich Feiertag und Nichts geht hier heute. Wir fahren die halbe Stunde zurück zum Steg und machen uns einen faulen 11.11. 



Die erste Schleuse im Kanal. 5mx39m

Die ersten Kilometer im Kanal


Am nächsten Tag klappt dafür alles. Zwar warten wir auch fast eine Stunde bis der VNF Mitarbeiter die 1. der 144 Schleusen öffnet um uns dann, im fast perfektem Deutsch, zu erklären, wie das mit der Fernbedienung funktioniert. Und falls mal was nicht geht oder so, sollten wir diese Nummer anrufen. Er reicht einen Zettel hinüber zum Boot. Ich dachte,  es sei seine Handynummer und er begleitet uns nun länger. Schon 2 Stunden später warten wir über 1 Stunde, weil eine Schleuse nicht arbeitet und rufen 3x unter der Nummer ein Callcenter an, in dem nur wenige englischsprechende VNF Mitarbeiter verstehen was du brauchst. Es kommt der Deutschsprechende, erklärt, dass man, wenn nach 20min Keiner kommt, nochmal anrufen soll und nochmal und.... naja. bis man jemanden dran hat, der dich versteht oder verstehen will. Lege mir immer mehr Worte parat vor allem die Nummern der Schleusen. Leider hat unser Deutschsprechende nun Feierabend, es folgt eine mürrische ältere Dame die kaum Lust auf diesen kalten Job hat. Aber wir haben noch 3 Schleusen bis wir einen Anleger haben. Es ist schon spät. die Dunkelheit naht.

Ein Problem der Schleusen ist das ganze Treibgut. Auch sind die Kanäle mit langen Algen verkrautet und das sammelt sich alles in den Toren und Zuläufen der Schleusen. Die VNF Mitarbeiter kommen mit langen Rechen angefahren und versuchen, die Schleuse frei zu bekommen damit der Zulauf in die Schleuse funktioniert. Hier kann man dann schnell erkennen, wer gerne arbeitet und wer nicht. Gerade braucht das Füllen der Schleusen doppelt so lange, weil eher wenig am Zulauf frei gemacht wird.

Wir sind bedient vom ersten Tag. 13 Schleusen und knapp 30km. Es ist schon fast dunkel bis wir einen Anleger für die Nacht finden. Wir sind tot. So kann das nicht weitergehen. Wir beschließen, nun nur maximal 6 Stunden am Tag zu fahren. Noch würde das Tageslicht mehr zu lassen. 


Damit hatten wir nicht gerechnet




Viel Treibgut, Kraut und Holz im Wasser

So kämpfen wir uns durch Algen und Laub und Holz im Wasser und Schleusen, die mindestens 1x am Tag streiken, voran. Der Kanal hat 288km und 144 Schleusen. Am Anfang geht es bergauf. Katharina klettert meist die steile, siffig und nasse Leiter  mit einer Leine nach oben, ich werfe die 2. Leine hinterher und löse auf der Fernbedienung den Schleusenvorgang aus. Immer in Anspannung, wann kommt der nächste Defekt. Wir sind glücklich über jede geschaffte Schleuse.

Am 3. Tag sind wir oben auf dem Berg. 430m über dem Meeresspiegel wie man uns sagt. Hier sitzt die Revierzentrale des VNF. Ein englischsprechender junger Mitarbeiter erklärt uns das weiter Prozedere. Es folgt ein 4,8 km langer Tunnel. Man darf nur maximal 6 km/h fahren. Er ist zwar beleuchtet, aber man soll Lampen bereithalten. Außerdem will man wissen, ob wir auch am Wochenende fahren. Da es schon spät im Jahr ist und nicht viel los ist, disponiert man wohl anders. Alles sehr freundlich und kundenorientiert, wenn bloß diese Sprachbarriere beim Telefonieren nicht wäre. Sie haben nun auch unsere Handynummer und immer wieder werden wir angerufen, nach Startzeit und Ziel gefragt. Betreute Kanalfahrt. Dennoch warten wir manchmal sehr lange.




Es geht zum Tunnel


Ordentlich beleuchtet der Tunnel am Anfang

Wir bekommen gleich grün für den Tunnel. 6m Breit, links ein langer Steg mit Geländer. Über uns viele grüne Lichter, die uns sagen, wir dürfen. Es herrscht Einbahnverkehr. In der Mitte fallen plötzlich die Lampen aus, alles Dunkel. In der Ferne leuchtet es grün, aber die anderen Lichter um uns sind aus. Deswegen der Hinweis mit dem Suchscheinwerfer! Katharina sitzt nun vorne und leuchtet und ich fahre langsam da durch. Aber schon nach 1 km geht das Licht wieder an. Es ist etwas unheimlich und wahnsinnig kalt da drin und wir sind froh, als wir den Ausgang sehen und endlich erreichen. 45min hat das gedauert. Nicht weit davon ist ein Anleger und wir stoßen auf den ersten Berg der Reise an. Von jetzt an geht es ca. 90 Schleusen abwärts. 

Man hatte uns gewarnt. Die Schleusen laufen randvoll. Ein Fender, der das Boot gegen die Steinmauer schützt ist ziemlich arbeitslos. Wir kommen auch nicht ohne Kratzer davon, aber das Abwärtsschleusen ist soviel entspannter, das Klettern fällt weg. Man muss nur konzentriert einfahren. Oft müssen wir kaum warten, denn die Schleusen sind oben und warten nur darauf von uns mit der Fernbedienung geöffnet zu werden. Es kommt zwar immer wieder zu kurzen Pannen, aber es läuft besser. 

Das Problem dieses Kanals ist, dass er kaum an Orte herankommt. Treibstoff und Lebensmittel sind schwer zu bekommen. Wir haben zu unseren 190 l im Tank, 80 l in Kanistern dabei. Viele Chancen, um mit einem Handwagen und den Kanister zu einer Tankstelle zu wandern, gibt es nicht.

Aus dem Logbuch:

Der Tag fängt gut an, der Motor springt auf Schlag an und die Sonne kommt raus, um nach uns zu schauen. Die erste Hebebrücke und  Schleuse 14 funktionieren nicht und brauchen Hilfe vom VNF, die uns heute sowieso netterweise den ganzen Tag begleiten. Die restlichen Schleusen warten somit geöffnet auf uns und alles klappt reibungslos und entspannt und ohne Klettern und Stress. Trotzdem merken wir, dass es uns nach 13 Schleusen reicht, außerdem warten im Ort eine Tankstelle und ein kleiner Supermarkt darauf, von uns erobert zu werden. Andreas klemmt die Starterbatterie ab, um ganz sicher zu sein, dass kein Strom über Nacht abgezogen wird. Zum Abendessen probiere ich ein neues Rezept aus, Spagetti in Kürbis Parmesan Creme, ein voller Erfolg. Gemütlicher Abend, machen Pläne, doch weiter, als bis Holland zu fahren.

Wir feiern Mitte November unsern 2.Hochzeitstag und meinen Geburtstag. Das großen Essengehen verschieben wir, denn außer Natur gibt es hier nichts. Dafür gibt es selbstgebackenen Apfelkuchen. Köstlich.




Am nächsten Tag gesellt sich ein Schwedisches Boot dazu. Die Augusta. Abends tauschen wir unsere Erfahrungen und Ziele bei einem gemütlichen Schluck Wein aus. Es sind wenige Begegnungen wie diese auf der Reise. Einmal der Engländer, der nach dem 4. Zusammentreffen uns zu einem Bier an Bord einlädt und wir neugierig seine Piper begutachten können. Am selben Platz kurz vor dem Kanal trafen wir Aussteiger aus Deutschland, die ihren Mast per LKW nach Port Louis schicken. Sie waren auch die, die uns vor dem ganzen Kraut und den maroden Schleusen gewarnt haben. Leider hatten sie recht. Und 2x sind uns junge Segler entgegengekommen, die nur kurz meinten. "Falsche Richtung" . Freundlich grüßend und lachend fuhren wir aneinander vorbei.

Die Augusta verlässt uns



Nach 13 Tagen ist der Canal Entre Champagne et Bourgogne  geschafft. Der Seitenkanal zur Marne ( Canal laterale a la Marne) schließt sich an. Ein kurzes Stück geht es an der Marne entlang. Wir bekommen Besuch von Christoph und Martina mit ihrem Wohnwagen.  Der erst Raureif und später auch der erste Schnee folgen. Wir treffen uns in Chalon e Campagne. Nutzen Das Auto, füllen unseren Tank und Kanister wieder auf. Wieder ein Chalon, und wieder ein netter Ort mit gutem Hafen und sogar deutscher Hafenmeisterin. Nur zum Bleiben gibt es keinen Platz mehr.

Christoph und Martina begleiten uns noch einige Tage. Wir suchen Liegeplätze für Boot und Wohnwagen und verbringen eine gemütliche Zeit. Es geht mal wieder einen Berg hoch mit dem Canal de l Aisne a la Marne. Oben durch einen Tunnel (nur 2km lang). Langsam wird alles Routine. Das Wetter ist kühl aber meist trocken. Viel Hochnebel lässt die Sonne uns selten wärmen. Aber wenn sie kommt, ist es wunderbar. Reims (-der städtische Anleger ist eine Baustelle-) statten wir mit Hilfe von Christophs Auto einen abendlichen Besuch ab und bummeln dort über den großen Weihnachtsmarkt. ja, es weihnachtet.

Vorweihnachtlich mit Martina in Reims
Besuch an Bord. Christoph, Martina fährt den Wohnwagen über die Straßen

Wäschewaschen im "Wartehäuschen"

Vor dem Schneefall haben wir es geschafft


Der erste Schnee für Chilly

Am nächsten Tag geht es mit weißer Last weiter



Reims in der Adventzeit




Besuch aus dem Ruhrpott. Christoph und Martina

Sie bringen mir eine neue Solarzelle mit, die wir gleich montieren



Morgens sind die Leinen oft schon steif gefroren

Verwildert der Anfang zum Ardennenkanal

Rethel

Reims war der Ort, an dem wir eine Entscheidung treffen müssen. Hier geht es entweder über den Ardennenkanal Richtung Maas und dann zum Rhein, oder aber wir fahren nach Westen die Aisne weiter und kommen über Westbelgien (Antwerpen oder Gent) nach Holland, was mal als Plan B gedacht war,  das Boot den Winter über dort zu lassen, denn Anfang November war der Ardennenkanal noch wegen Wartungsarbeiten geschlossen. Da wir aber nun doch um Einiges später dran sind, wollen wir den Ardennenkanal nutzen, um das Boot, und damit unser Zuhause, nach Deutschland zu bringen. 

Man merkt dem Ardennenkanal an, dass er einige Zeit verwaist war. Am Anfang fahren wir Slalom durch den kleinen Canal Aisne. Bäume, Sträucher hängen oder liegen weit bis in die Mitte des Kanals. Immer wieder stoppen wir, um den Wasserzulauf der Motorkühlung, mit neuer Technik ( mit einem Schlauch von Innen in den Filter gesteckt) frei zu pusten. Klappt hervorragend.

Ein Schlauchstück mit dem richtigen Durchmesser nutze ich um regelmäßig die Wasseransaugung für die Motorkühlung frei zu bekommen

Wir müssen uns entscheiden. Den richtigen Stab bitte hochdrücken 



Wir sind im Ardennenkanal. Schleusen sind in einem guten Zustand

Hindernisse müssen einige umschifft werden


Als wir dann nach einigen Stunden den Ardennenkanal erreichen, sind wir überrascht vom Zustand. Es geht nun zügig bergan. Die Schleusen sind knapp hintereinander gebaut. Wir werden direkt von einem VNF Mitarbeiter begleitet der alles vorbereitet. Katharina fährt mit dem Bordklapprad mit und nimmt die 2 Leinen die ich ihr hochwerfe an. Klappt wie gelernt und schon nach 3,5 Stunden haben wir 19 Schleusen geschafft und machen Müde fest. Irgendwie lief es heute gut.

Aus dem Logbuch:

Frühstück, für den 1. Advent hole ich frisches Baguette und für jeden ein Croissant. Dann geht es raus in die Kälte. Heute scheint die Sonne leider nicht und es ist nasskalt, los geht`s, die erste Schleuse gleich ohne Signallicht aber ein Schleusenwärter ist da, bedient die Schleuse mit Handkurbel. Weiter geht`s, wir müssen uns abwechselt aufwärmen gehen. Givry geht nicht und wir telefonieren, Attigny muss auch wieder vom Schleusenwärter per Hand bedient werden. An der Gabelung 27 St. Irenee verabschiedet er uns, gibt uns eine Fernbedienung und eine Telefonnummer für den weiteren Weg. An der nächsten Schleuse wartet ein neuer Mitarbeiter des VNF auf uns und begleitet uns bis zum Liegeplatz. Die Fernbedienung würden wir erstmal nicht brauchen und die Telefonnummer ist auch eine andere meint er. naja, solche Überraschungen sind wir ja gewohnt. Egal, er ist freundlich, nimmt uns die Leinen ab und morgen früh bekommen wir von ihm um 9 Uhr wieder Begleitung auf dem Weg. Das alles kommunizieren wir miteinander, ohne, dass wir die gleiche Sprache sprechen :)

Nun geht es nur noch bergab. Fast, denn den Rhein geht es nochmal bergauf.  Ca. 60km, aber das ist vernachlässigbar, obwohl es zur Strömungsgeschwindigkeit am Rhein diverse Aussagen und Einschätzungen gibt. Ich hoffe mal das Beste, merke aber, wie ich deshalb doch die nächsten Wochen angespannt bleibe.

An den Stangen muss gedreht werden um die Schleuse zu öffnen



Liegeplätze in der Natur ...

....oder in einem kleinen Ort mit Strom


Erstmal genießen wir den Fluss Meuse, der dann ab der Niederlande Mass heißt. Gut 4km/h schenkt uns der Fluss und wir sind bis zu 15km/h unterwegs. Auf den Kanälen durften und konnten wir oft auch nur 8 km/h. Nun geht es voran. Die Meuse hat ein beeindruckendes Tal in die Ardennen gegraben. Nette kleine Orte fliegen an uns vorbei. Der Fluss ist immer wieder kanalisiert und wird dann mit einer Schleuse wieder in den ursprünglich Fluss geleitet. Wir kommen schnell voran. An der Grenze machen wir in Givet fest, denn ein Freund kommt uns eine Nacht besuchen. Detlev ist auf seinem Boot in Holland für den Winter und fährt die 3 Stunden mit dem Auto zu uns. Wir freuen uns, wenn auch der Ort es nicht verdient, hier länger zu bleiben. Am Ende haben wir aber wieder volle Dieselkanister und ein gemütliches Beisammensein an Bord. Ab hier fängt Belgien an und die großen Frachter werden häufiger. Der Fluss verliert langsam seine Schönheit, das Wetter macht es auch nicht besser. Nebel, Nieselregen. Es wird Zeit endlich anzukommen. Doch noch sind einige Kilometer zu schaffen. 


Pont a Bar, Einziger Servicebetrieb hier in der Gegend. Nun geht es auf die Meuse


Ein beeindruckendes Tal hat die Meuse hier

Das Tal der Meuse kurz nach der Grenze zu Belgien




Immer wieder morgens der Kampf mit dem Nebel

Abends dann kommt die Sonne raus


In Namur kommt die Sambre als Fluss dazu und die Hafenanlagen der Großen dominieren die Ufer. Alles ist hier verbaut. Wir finden einige geschlossene Sportboothäfen, machen dennoch irgendwie fest und hangeln uns täglich weiter. Vor Maastrich müssen wir in den Albertkanal, ein großer schmuckloser breiter Kanal, der die Region mit Antwerpen verbindet. Ein Kanal nach Holland ist gesperrt und wir fahren deshalb diese Umleitung. Kostet uns einen Tag. Bleiben in schmucklosen Orten, überqueren unspektakulär die Grenze zur Niederlande und finden am Wegkreuz zurück in dem ursprünglichen Kanal sogar einen Ankerplatz. Verrückt! Hier sind einige Kiesseen zum größten Binnensegelrevier Holland gewachsen. Viele kleine Anleger überall. Zwischen Kraftwerken, Verladepiers und Industrieanlagen. Langsam erahnen wir, was Frankreich so besonders macht. 

Mit Heckanker in einem Kiessee in NL



Eng wird es beim Schleussen. Unser Bug presst sich am Großen entlang und überlappt ihn.  Sonst würden nicht zusammen reinpassen


Nach Detlefs Besuch überqueren wir die Grenze nach Belgien

Aber es geht voran. In Nijmegen geht es in einer großen Schleuse in den Rhein, der hier noch Waal heißt. Wir fädeln uns nach UKW Anmeldung in den Schiffsverkehr ein. Es ist sehr nebelig aber unser AIS gibt uns Sicherheit. Es sind nur einige Kilometer die Waal hoch, um im Passantenhafen einen Platz zu finden. Er soll eigentlich den Durchreisenden einen Liegeplatz geben, aber gerade ist er wohl zu einem Treffpunkt der Oldtimerflotte in der Gegend geworden. Als es dunkel wird, strahlen alle Oldies über die Toppen mit LED Lichterketten. Weihnachtsgefühl. Wir verbringen einige Stunden im Gewusel der Stadt und freuen uns über dieses Etappenziel. 

In Nijmegen


Nijmegen -Passantenhafen. 
Abends ein Lichtermeer

Wir haben 3 Tage für den Rhein bis Wesel geplant, doch die Strömung ist nett zu uns, wir kommen gut voran und machen nur in Emmerich, erster Hafen in Deutschland, einen Stopp. In Wesel kenne ich den Vorstand im Verein und hatte schon länger unser Kommen angekündigt. Auch Detlef kommt auf seinem Weg nach Flensburg nochmal für eine Nacht vorbei und wir haben mit Helge, einem gemeinsamen Freund, einen schönen netten Abend.

Wesel Yachthafen

Detlef ist schon am nächsten Tag in sein Auto gestiegen, als Katharinas Mutter anruft und sie bittet, zu kommen. Dem Vater geht es nun rapide schlechter. Wir schaffen es noch Detlef an zu rufen und er kommt zurück, um Katharina zumindest bis Hamburg mitzunehmen. Hektisches Packen, ein noch schnellerer Abschied und ich bin allein mit Chilly. Ich muss mich erstmal sortieren. Allein komme ich nicht weiter und spinne den Plan, die Slisand erstmal über Weihnachten hier zu lassen und mit dem Leihwagen nach Mecklenburg zu Katharina zu fahren. Der Vater schläft 2 Tage später kurz vor Weihnachten ein. Katharina bleibt noch bei ihrer Mutter. 

Am 26.12. auf dem Rückweg von Mecklenburg, nehme ich aus Lübeck meinen Sohn Simon mit. Er hat 14 Tage Zeit und will mit mir den Weg durch Deutschland machen. Wir verabschieden uns aus Wesel, deren liebe Gastfreundschaft mich getragen hat. Danke!

Der Nebel verzieht sich im Wesel-Datteln Kanal

Dorsten

Ein schöner Abend in Dorsten

Es geht über den Wesel-Datteln Kanal Richtung Dortmund-Ems Kanal und weiter zum Mittellandkanal (MLK).  Seit Tagen hängt morgens dichter Nebel über dem Rhein. Am Vortag verzog er sich mit der Sonne gegen Mittag. Wir hoffen auf das Gleiche und machen uns auf den Weg. 200m Sicht oder weniger. Es ist nur ein kurzes Stück bis zu Schleuse. Hänge mich an einen Frachter der die Seite wechselt und komme ohne Probleme vor die Schleuse. Der Schleusenwärter meint, es sei wohl nicht das richtige Wetter, um spazieren zu fahren. Ich verweis ihn auf mein AIS und das wir schon einige Kilometer hinter uns haben.  Die Schleuse hebt uns gut 6m nach oben und als wir oben ankommen, ist der blaue Himmel schon zu erkennen. Kurz darauf kommt die Sonne durch und es wir ein wunderbarer Tag zum Fahren. In Dorsten machen wir halt, der Hafenmeister entschuldigt sich, dass er heute das Wasser abgedreht hat und gibt uns ohne Papierkram und Geldforderung den Schlüssel fürs Tor, den wir doch bitte dort in den Briefkasten dann werfen sollen. Wie gastfreundlich.

Am Kanalkreuz zum Dortmund-Ems-Kanal ein kostenloser Steg bei Datteln

In Datteln haben wir dann die Kreuzung zum Dortmund-Ems-Kanal erreicht. Wir finden eine Steg, einen Wasserwanderrastplatz, den man kostenfrei nutzen darf. Am Abend besuchen uns meine Seglerfreunde die nicht weit weg wohnen, Wilfried und Ruth von der Ruby. 

Wir fahren zu Silvester nach Münster, auch dort habe ich Freunde und es wurde ein Liegeplatz im Club dort organisiert und wir feiern in das neue Jahr. Doch die Zeit drängt. Das Wetter wird kälter und stürmischer. Wir wollen soviel wie möglich schaffen. Ein schmuckloser Kanal und es wird nur wenig besser. Dafür gibt es nach 50-60km immer einen kleine Hafen. Einige sind geschlossen und das Tor an der Einfahrt, dass dem Schlick Einhalt gebieten soll, ist zu. Manchmal gibt es aber auch eine Telefonnummer, die das Tor öffnet. Ich rufe immer vorher an, damit wir zum Dunkelwerden auch einen Platz haben. Die Plätze, die direkt an der Kaimauer des Kanals liegen, sind recht ungeschützt und es ist doch reichlich Schiffsverkehr und damit Schwell.



Es haben einige kleine, oft flache Motorboothäfen offen. Ich ruf immer vorher an. hier Ibensen


Wir fahren und fahren, abwechselnd am Ruder, der Andere wärmt sich unten auf. Es ist schon lange keine Urlaubsreise mehr. Es ist Arbeit. In Hannover ist dann nochmal Crewwechsel. Simon fährt zurück nach Lübeck und am nächsten Abend kommt Reiner aus Hamburg. Die nächsten Tage schaffen wir immer 60 km und mehr. Nur sehr wenige Schleusen, nicht immer kommen wir gleich mit einem Großen durch. Dann wartet man schnell mal 1,5 Std.. So kommen wir bei einsetzender Dunkelheit aus der Schleuse Uelzen. Den Jachthafen, den ich angerufen habe und auch auf meinen Tiefgang hingewiesen habe, meint nur: genug Platz. Wir fahren langsam ein und bleiben 5m vor dem Steg hängen. Kommen mit viel Kraft wieder frei um an der anderen Seite noch einmal festzuhängen. Der Frachter, der uns noch überholen lies, kommt aber den Kanal entlang und saugt nicht nur Wasser weg, sondern schickt es auch mit Schwung zurück und wir schwimmen auf und kommen frei. Ich hab auch gelesen, das der Club für größere Boote im WSA Hafen, 300m weiter, Liegeplätze hat. Wir machen uns auf, um dort dann im völligen Dunkel an eine Pier zu gehen. Das Boot nochmal zu verlassen hat eh keiner Lust. Gerade als wir aus der Schleuse ausgefahren sind, kam ein heftiges Gewitter runter. Keine 3 Sekunden zwischen Blitz und Donner, dazu querwehender Regen. Da setzt man sich lieber vor die Dieselheizung und trocknet erstmal sich ab.

In der Schleuse Uelzen gibt es seit langem wieder Schwimmpoller. Es geht 23 Meter Runter


Wind von hinten und man kann die Kälte aushalten. Wenn er aber von Vorne kommt wird es richtig kalt. wir haben Tagsüber knapp über Null Grad. Reiner ist hart im Nehmen

Wir wissen. Nun steht noch eine Etappe bevor. Das Schiffhebewerk Lüneburg, ca. 1 Stunde vor dem Ziel. Wir fahren früh los, das lange Warten am Vortag hat uns vorsichtig gemacht. Doch wir können fast direkt in das Hebewerk einfahren und werden bei besten Bedingungen 38m nach unter befördert, auf das Niveau der Elbe. Wir haben es mittags schon geschafft. Nur noch ein Stunde die Elbe gegen an und wir machen in der Marina Lauenburg fest. Hier hatten wir uns angemeldet, als klar wurde, dass wir wegen einer geschlossenen Schleuse vor Lübeck nicht über den Elbe -Lübeck Kanal ans eigentlich Ziel kommen werden.

Das Schiffshebewerk Lüneburg/Scharnbeck bringt uns 38m nach unten

Blick von oben auf die vor uns liegenden Elbauen


Lauenburg, wir sind da

Hier bleiben wir nun erstmal. Hoffen, dass sich was tut mit der Schleuse oder wir über Hamburg und dann wieder stehendem Mast und NOK in die Ostsee kommen. 

Am nächsten Tag steigt Reiner in den Zug mit dem Katharina und Chilly wieder an Bord kommen. Das Wetter ist ungemütlich und kalt. Es hat sich gelohnt, am Ende Gas zu geben, lange Tage zu fahren. So können wir nun im Warmen dem kommenden Winter zuschauen. Heute scheint zwar die Sonne, aber eine dünne Eisschicht treibt durch den Hafen.

 Unsere Gedanken schweifen oft zurück nach Schottland, Spanien , Portugal oder Griechenland aber wir freuen uns auch schon wieder auf das Segeln im Norden, auf die frische Sommerluft, die roten Holzhäuser und die einsame wilde Natur in Schweden. 

Lauenburg

Lauenburg

Unser kleiner Hafen

Es ist kalt geworden

Marina Lauenburg






Advent in einem Belgischen Motorbootclub



PS: Es wird in den nächsten Tagen noch ein Bilderpost geben. Inzwischen ist ja auch schon wieder einiges passiert. Oliver und Sophie lagen einige Tage hier und sind nun unterwegs in entgegengesetzte Richtung über die Kanäle. Richtung Sommer. Und die Lokalpresse war auch schon hier. Dazu demnächst. .....