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Arholma in Schweden |
Es tropft, leider nicht nur durchs Cockpitzelt, nein auch im
Boot. Es regnet seit 12 Stunden recht kräftigt. ich weiß, das mag mein Boot
nicht. Es ist kühl und windig draußen. Welle steht auf den Anleger. Wir
schaukeln und das Beste: Die Heizung will einfach nicht anspringen. Ich denke
der Dieseltank ist zu leer und die Förderhöhe zu hoch für die kleine Pumpe.
Das Wetter war angesagt, vor allem der starke Wind. Deswegen
bin ich am Vorabend noch aus meiner Traumbucht Arholma abgehauen, wo ich vor
Anker lag. Den Steg der Werft hier im Vatö-Sund kannte ich. Es ist ein privater
Steg, man lässt uns aber in Ruhe liegen. Aber weder Duschen noch Strom sind hier zu bekommen. Es soll gegen Abend aufhören zu regnen, dann
fahre ich die 8 sm noch bis Norrtälje.
Mit der Happy Our bin ich noch bis Isokari gesegelt. Einer
kleinen Lotseninsel im Außenbereich der Schären mit einem wichtigen Leuchtturm
vor Uusikaupunki. Eine sehr nette Kioskbetreiberin, die auch die Hafengebühren
kassiert erlaubt uns an der Feuerstelle zu grillen. Holz liegt gehackt vor Ort.
So grillen Henrich, Carmen und ich ein letztes Mal vor sie weiter Richtung
Norden segeln. Ihr Ziel, das Nordende der Ostsee.
Für mich ist es der
nördlichste Punkt meiner diesjährigen Reise.
Ich bin etwas planlos nun. Ich segel bei lauen Winden nach Süden. Links des
breiten Fahrwassers Finnland, rechts die Aalands Inseln.
Autonome Region zu Finnland gehörend. Also unbedingt
die richtige Gastlandflagge setzen. Am leeren Anleger von Jurmo fahre vorbei.
Sieht nett aus. Ich will aber einige Meilen weiter nach Ava. Im Süden ist eine
runde Bucht, die bei den angesagten wechselnden Winden mir besser geeignet
scheint, als der offene Anleger vor Jurmo.
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Jurmo |
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Bootshäuse in Ava |
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Ich liege vor Anker in einer geschützten Bucht in Ava |
Der Anker fällt auf 5m und kein Boot um mich rum. Weiter
hinten liegen 2 kleine Motorbooten neben den vielen roten Bootshallen. Ich
springe erst mal ins Wasser.18 Grad. Das geht ja sogar. Die Sonne wärmt. Später
fahre ich mit dem Dinghy zu dem kleinen Anleger der für Segelboote zu flach
ist. Dort stehe ich aber nur an einer Straße. Einige Häuser schmiegen sich in
die Natur. Sonst nichts. Es soll ein Cafe geben. Das ist wohl schon länger her.
Nach einem kurzen Rundgang fahre ich zum Boot zurück und denke über meinen weiteren
Sommer nach.
Nachts dreht der Wind und frischt auf. Der Anker hält, aber
es steht etwas viel Welle. Gegen Morgen dreht der Wind und es wird ruhiger. Aber
noch genug um zu segeln.
Ich überlege, da wieder Starkwind angesagt ist, nochmal nach
Houtskär zu segeln. Doch dann sehe ich, dass Lappö viel näher liegt. Dort ist zwar Nordwind nicht ideal, aber durch einen Steg der wie eine Mole
gebaut ist, kann man da den Starkwind des nächsten Tages abwettern. Ein kleiner
Schauer empfängt mich, vieles ist hier neu gemacht. Vor allem das Saunagebäude.
Und auch die Hafengebühr ist wieder gestiegen. Ab Juli, und wir schreiben den
1.7., nun 29 Euro. Es liegen wenige Segler da, dafür viele Motorboote in allen
Größen. So richtig wohl fühle ich mich nicht.
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Lappö, sonst gefällt es mir dort immer. Diesmal nicht so |
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Lappö |
Als ich am Morgen aufwache und es herrscht Totenstille und
der angesagte Wind lässt auf sich warten, checke ich noch mal schnell die
Vorhersagen. Es kommt weniger Wind. Nur noch 5-6. Mit hauptsächlich raumen Kursen ist das kein Thema. Nur unter Genua mache ich mich auf.
Segle einen wirklich engen Sund hindurch. Für Boote bis 1,8m
freigegeben. Seit ich weiß, dass diese Freigaben immer 60cm Zugabe Sicherheit haben,
mache ich mir keine Sorgen.
Ich bin allein, kein anderer Segler hat sich heute wohl
rausgetraut. Es ist schön hier. Ganz nahe gleiten die Felsen vorbei, nur kein
Tonnenpärchen auslassen. Dann kurz ein Ausweichmanöver, weil zwischen den
Inseln das Hauptfahrwasser der Fähren Turku-Mariehamn-Stockholm verläuft. Damit
muss man hier immer rechnen.
Deswegen wähle ich auch den Sund nach Westen und verlasse das Hauptfahrwasser. Dieser Sund ist breiter und weniger flach. Ich bin ihn schon mal gesegelt. Ich bin nicht so angespannt wie beim vorherigen. Es macht Spaß
mit den Winden zu segeln, das Boot in Fahrt zu halten, die Höhe zum Wind nicht
zu verlieren, denn der Wind kommt zwischen den Inseln immer wieder aus
unterschiedlichen Richtungen. Ich komme gut durch und es ist erst Mittag. Ich
will noch nicht in die vor mir liegende Ankerbucht.
Ich beschließe weiter zu segeln. Bis nach Rödhamn. Am Ende sind es 41 sm unter Segel.
Rödhamn. Eine Schäre mit Anleger den ich kenne. Man kann davor wunderbar Ankern. Das tue ich auch und
fahre mit dem Schlauchboot an Land. Im Cafe kaufe ich mir Brot und auch ein Stück warmgeräucherten Lachs. Etwas erstaunt nehme ich zu Kenntnis, dass
sie für dieses Stück 16 Euro haben wollen. Nun hab ich es schon eingepackt und denke mir, na gut ich spar mir ja die
Hafengebühr. Ich treffe auch auf Jürgen. Einen Einhandsegler den ich schon in
Kurresaare gesehen habe. Sein Boot liegt am Steg und er läd mich zu sich ein.
Während ich noch auf einer Bank vor seinem Boot sitze, kommt die Verkäuferin
aus dem Cafe vorbei. Erst läuft sie vorbei, kommt zurück und schaut mich an. Ob
ich gerade den Lachs gekauft habe. Ich dachte schon, oh Gott was ist damit,
zieht sie einen 10 Euroschein hervor und gab ihn mir. Sie sei erst heute da und
könne die Waage nicht richtig bedienen. Es täte ihr leid und ich könnte noch auf
einen Kaffee mit kommen. Ich lass den Kaffee sein und freue mich über diese
ehrliche Haut.
Die Windvorhersage für den nächsten Tag ändert sich dauernd und am Ende ist sie sogar ideal um den Sprung nach Schweden zu machen. 2 andere deutsche Segler und Jürgen warten wohl schon länger. Ich schlage Arholma
vor. Der näheste und schönste Punk um schwedischen Boden zu betreten. Am
nächsten Morgen bin ich früh auf und geh Anker auf. Anfangs noch weniger Wind
als angesagt, später aber ideal, wird es eine schnelle ereignislose schöne
Überfahrt unter Segel.
Ich wandere über die Insel, das Licht ist toll. Im Westen
drohen dunkle Wolken mit Gewitter.
Am Ende kommen 2 Stunden heftiger Regen und ein Blitz in weiter
Ferne. Ich geh noch in die öffentliche Sauna zwischen 5 und 7 Uhr, unterhalte
mich nett mit einer Schwedin. Ja hier ist Unisex Sauna im Gegensatz zu
Finnland, doch hier geht man in Badekleidung zum Schwitzen. Holzofensauna mit
Steg zur Ostsee. Was kann es schöneres geben.
Später kommt Jürgen mit seiner Nauticat 33 und geht in der
Nähe vor Anker. Bis die Sonne hinter den Bäumen verschwunden ist sitzen wir bei
Rotwein bei ihm an Deck, später im großen Steuerhaus.
Wir wollen eigentlich noch eine 2.Nacht bleiben, doch Jürgen
meint, dass bei dem Wind er doch lieber in geschütztes Wasser irgendwo an
einen Steg gehen möchte.
Das Wetter verschlechtert sich, es fängt in kleinen Etappen
an zu regnen. Zwischen 2 Schauern, nicht ganz schaffe ich es, und fahre unter
Segel die 11sm in den Sund.
Dafür ist heute Zeit zum Schreiben, schlafen und später ja
noch nach Norrtälje zu segeln.
PS:
Nach alle dem Schaukeln und dem Regen nutze ich am Freitag nachmittag die Regenpause um die letzten Meilen nach Norrtälje zu fahren. Bei viel Wind biete ich Hafenkino beim Anlegen. Ich schlinge die lange Bojenleine um meinen Fuß, da alles etwas schneller gehen muss bei dem vielen Wind und keiner helfenden Hand am Steg wartet. Doch dann bin ich gefangen, das Boot treibt quer. Gut nun, dass keiner da steht und schaut. Alle haben sich vor dem Wetter verkrochen.
Am Ende schaffe ich es ohne Blessuren für Mensch und Schiff.
In der Sauna sitzt ein Finne. Erkennt man sofort. Kein Saunatuch und gute rundliche Figur, der Ziegenbart geflochten und mit Schmuck zusammengehalten. Ein Freak, ist mir gleich sympatisch. Wir kommen ins Quatschen und ich kann viele Fragen stellen die mich über Finnland interessieren. Sein Englisch ist perfekt. Er liegt mit seinem gelben Segelboot am Steg.
Als ich zum Steg zurück komme, sehe ich das gelbe Boot sofort. Erkenne auch aus großer Entfernung sofort. Auch eine OE32, wie meine Slisand. Die OE32 Segler sind immer, wenn sie sich treffen sofort "Freunde" und man begutachtet des anderen Boot, denn dieses Boote sind nur äußerlich gleich. Innen doch sehr verschieden gestaltet. Ich lade die Frau und ihn zu mir ein. Die Gegeneinladung steht dann für nach dem Essen an.
Bei Rotwein sitzen wir gemütlich und erzählen. Irgendwann erwähne ich meinen Bootsnamen. Ein ungläubiger Blick, Nachfrage und dann ein "Hallo". Wir lagen 2008 vor Gullkrona zusammen und ich hatte damals schon einen schönen Abend an Bord der Miss Q. Ich krame sofort meinen Blog auf dem Handy hervor, zeige das Foto von damals und lese ihnen vor was ich geschriebene habe. Sie haben oft noch von meinem Boot gesprochen, wohl auch vor nicht all zu langer Zeit. Ich habe in Karlskrona vor ca 8 Wochen eine gelbe OE gesehen und an dieses Boot gedacht. Es bleibt nicht beim kurzen Besuch. Ich hole noch die Gitarre denn bei sind auch musikalisch, er spielt Posaune in einer Jazzband, sie singt. Es wird ein wunderbarer langer Abend.
Gerade habe ich sie verabschiedet. Das Boot hat nun einen unaussprechlichen Namen. Diesmal verlieren wir uns nicht mehr aus den Augen. FB sei Dank. Ich muss also irgendwann nochmal nach Finnland.
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Carola und Björn |